92 | news November 2019 | Sport
Pragmatische Lösungen müssen her
Der Platz im Mittelfeld der Tabelle ist für GWD aktuell okay. Das Aus der
Kampa-Halle beschäftigt Team und GWD-Verantwortliche.
Grafik: unscrew/Fotolia/BMS / Fotos: Sebastian Külbel
Von Carsten Dehne
Nach einem Drittel der Saison gibt
die Tabelle ein ähnliches Bild ab,
wie oft in der vergangenen Serie:
eine Reihe von Teams tummelt sich
oben und kämpft um die Europapokalplätze
– das sind gleich acht Vereine.
Fünf Mannschaften stehen mit
relativ gesichertem Abstand nach
oben und unten im Mittelfeld. Ebenfalls
fünf Klubs haben das Wasser
recht nah am Hals stehen. Dass GWD
sich nach diesem großen Umbruch
zum Saisonbeginn in der Mitte aufhält
ist absolut okay. Es waren bisher
tolle als auch weniger gute Spiele
dabei. Kein Mensch kann aber von
dem recht jungen Team schon sehr
konstante Leistungen erwarten.
Manchmal müssen sie auch gar
nicht besonders gut spielen und
gewinnen trotzdem. Bestes Beispiel
dafür ist der Sieg in Nordhorn. So
ziemlich jede Statistik dieses Spiels
spricht gegen die Grün-Weißen. Die
Torhüter des Aufsteigers hielten
44 Prozent der Würfe – bei Minden
waren es nur 19 Prozent. Von vier
Marken verwandelte Nordhorn drei
– GWD von sechs nur zwei. In sechs
Minuten Überzahl erzielten die Grafschafter
zehn Treffer – Dankersen in
vier Minuten deren drei. Dennoch,
Endstand 25:26. Nordhorn kam mit
der vorgezogenen Deckung in den
letzten Spielminuten nicht zurecht,
vertändelte einen Ball nach dem
anderen und die immer an sich
glaubenden Grün-Weißen gingen als
Sieger vom Feld.
Sechs Mal nur noch. Dann war es
das. Sechs Mal noch spielt GWD Minden
ein Handballspiel in der Kampa
Halle. Das „Finale“ gibt es am
Sonntag, den 29.12.2019 gegen Hannover
Burgdorf. Ob es anschließend
eine inoffizielle „Abrissparty“ gibt?
Böte sich ja an… Danach geht’s für
den Rest der Saison nach Lübbecke.
Die Vereine haben bereits einige
Gespräche geführt. Die Spielpläne
von erster und zweiter Liga sind unabhängig
voneinander – GWD spiel
donnerstags oder sonntags, der TuS
freitags oder samstags. Gut möglich,
dass sich beide Vereine sogar Kosten
sparen können. Und zwar was
das Verlegen des Spielbodens als
auch das Aufbauen der Zusatztribünen
angeht. Das klärt sich aber erst,
wenn die DHL die genauen Spieltermine
für die Bundesliga festgelegt
hat. Sowohl für GWD und den TuS
als auch für die DHL ist das alles
Neuland. Da helfen ausschließlich
pragmatische Lösungen.
Einige Dinge müssen noch detailliert
besprochen werden: Wie bekommt
GWD die Werbung unter? Muss dafür
das ein oder andere ab- bzw.
überklebt werden? Weitere Themen
sind die LED-Bande, die Videowand,
die TV-Übertragungen. Ganz wichtig
aber: spielen die Sponsoren und Zuschauer
mit? Fahren die Fans nach
Lübbecke? Will jemand seine Dauerkarte
nicht mehr? Aber, warum
sollte keiner positiv an die Sache
herangehen und mitmachen? GWD
Minden hat schließlich nichts falsch
gemacht. Viel interessanter ist der
Blick auf die Saison 2020/2021.
Es ist im „großen Sport“ tatsächlich
nichts ungewöhnliches, dass sich
zwei Vereine einen Spielort teilen.
Bekanntestes Beispiel: die beiden
italienischen Fußballclubs AC Mailand
und Inter Mailand – beide spielen
im Giuseppe-Meazza-Stadion
(früherer Name „San Siro“), beide
betreiben dort sogar ein Museum.
Eigentümerin ist die Stadt Mailand.
Alles also ähnlich wie ab Januar hier
im Mühlenkreis.
Sollte eine Multifunktionsarena gebaut
werden, dann dauert das Jahre.
Keiner kann derzeit sagen, wie lange
genau. Alles andere als ein Spielort
in Minden kommt aber nicht wirklich
in Frage. Hilft wohl nur „eine
Halle auf Zeit“. Da müssen 3.500 Zuschauer
hinein passen, es müssen
genug Parkplätze vorhanden sein.
GWD-Geschäftsführer Markus Kalu