Die Zeitarbeit, im korrekten Amtsdeutsch heißt sie „Arbeitnehmerüberlassung“,
hat nicht den besten Ruf. Und doch ist sie für viele Menschen eine reelle Chance,
über Berufserfahrung den Weg in eine reguläre Beschäftigung zu finden. Rund eine
Million Zeitarbeitnehmer meldete die Bundesagentur für Arbeit (BA) im Jahresdurchschnitt
2018. Das klingt viel – doch bei insgesamt 37,84 Millionen Beschäftigten
insgesamt sind es nur knapp drei Prozent aller Erwerbstätiger. Dennoch: Die
Zahl der bei Zeitarbeitsfirmen angestellten Menschen schwankt zwar, steigt aber über
einen Zeitraum von mehreren Jahren kontinuierlich an. Seit den Arbeitsmarktreformen unter
Gerhard Schröder hat sich ihre Zahl etwa verdreifacht.
Ausgebaut wurde der Zeitarbeitssektor in Deutschland ab dem Jahr 2003 unter dem Wirtschaftsminister
Wolfgang Clement. Als Teil der Agenda 2010 sollte die Arbeitnehmerüberlassung helfen, Arbeitslose in
Beschäftigungsverhältnisse zu bringen. Die Idee dahinter: Unternehmer können zum einen in Boomzeiten schnell
und ohne großen bürokratischen Aufwand fehlende Arbeitskräfte einstellen. Ist die Auftragslage schlechter,
können sie die Arbeitskräfte wieder loswerden, ohne dass die ihren Job verlieren. Zum anderen gewinnen die
Arbeitskräfte praktische Erfahrungen und kommen in Kontakt mit den Unternehmen – ihre Chancen auf dem
regulären Arbeitsmarkt steigen. Klar ist aber auch: Leiharbeiter verdienen weniger als Arbeitnehmer, die direkt
bei den Unternehmen angestellt sind. Denn natürlich verdienen auch die Vermittler, die Zeitarbeitsfirmen, an
dem Modell. Sie müssen dafür die Zeitarbeiter allerdings auch bezahlen, wenn sie keine Arbeit für sie haben.
Zeitarbeit
news November 2019 | Business | 95