Alarmstufe Rot – Kulturbranche in der Krise
Corona verlangt uns allen einiges ab. Die Verbote treffen die Kulturbranche besonders hart.
Welche Hoffnungen und Wünsche haben Veranstalter und Veranstalterinnen für das kommende Jahr?
news – Das Magazin hat nachgefragt. Von Juliane Löchel und Andrea Williams
28 | news Dezember 2020
Marcel Volkmann,
Musical Martin Luther King
„Die größte Hoffnung für 2021 ist selbstverständlich, dass
Kultur, u. a. in Form von Events, unter strengen Hygieneregeln
schon vor Einführung von Schnelltests oder eines Impfstoffs wieder
stattfinden kann. Die nun endlich beschlossenen Unterstützungsleistungen
der Bundesregierung für den November sind einer guter Anfang, den mehr
als 1 Mio. direkt Beschäftigten eine Perspektive zu geben. Seit März ist die Branche
im faktischen Berufsverbot, Soloselbstständige hart getroffen. Veranstalter,
Theater, usw. sind ohne jegliche Perspektive und ohne
Möglichkeit, nachhaltig in der Corona-Krise kostendeckend
zu arbeiten.
Die Erwartungen an die Politik, aber auch an
alle, die gerne ins Theater, in Konzerte, in
Museen oder zu anderen Events gehen, sind
daher folglich, sich weiterhin für die Kultur
und ihre Beschäftigten einzusetzen.
Kultur ist nicht nur systemrelevant, sie
ist für uns alle (über-)lebensrelevant.
Denken Sie beim nächsten Eintrittskartenkauf
also nicht nur
an die gebeutelten Künstler
und Techniker, sondern vor
allem an sich selbst!“
Foto: Mikky Koopac on Unsplash / PR
Eduard Schynol,
Tucholsky Bühne e. V.
„Unsere Erwartungen und Hoffnungen gründen
sich auf die Erfahrungen des Krisensommers
2020. Entgegen dem, was fast alle Kulturschaffenden
auszustehen hatten, sind wir gut durch den Sommer
gekommen. Die Tucholsky Bühne konnte im Fort A leider
kein Theater, wohl aber den traditionellen Gottesdienst,
Lesungen, eine philosophische Diskussion, den Pfad der
Menschenrechte und wunderbare Konzerte anbieten. Wirtschaftlich
war es katastrophal, aber trotzdem war es vielleicht
der schönste Sommer im Fort, denn für die Zuschauer und die Künstler
war jeder Abend ein Fest. Was für ein großer Spirit.
Daraus schöpfen wir die Hoffnung, dass auch in 2021 wieder die Lichter angehen
werden. Die Nachricht von einem Impfstoff, die heute um die Welt geht, macht uns noch
optimistischer und wir bereiten uns auf eine tolle Saison vor. Unsere Bühne wird im Jahr
2021 25 Jahre alt und wir arbeiten an einem Programm, das dem Jubiläum angemessen
ist. Im nächsten Jahr auch wieder mit Theater. Es soll gleich zwei Stücke geben, der Mitternachtsmarkt
wird vorbereitet, viele Gäste haben ihren Auftritt zugesagt und wir
freuen uns darauf. Das Fort A ist draußen, unsere Bühne ist klein und wir sind alle
Amateure. Das sind drei Pluspunkte, die in dieser Krise echte Pluspunkte sind.
Unsere guten Wünsche sind aber bei den Künstlern und Veranstaltern,
die auch wirtschaftlich auf Veranstaltungen mit Publikum angewiesen
sind und wir wünschen ihnen volle Häuser und die
volle Solidarität der Gesellschaft, denn ohne Kunst
& Kultur wird´s still.“
Andreas
Schöneberg,
Weserlieder
„Zwei Jahre ohne Weserlieder
wären für alle hart: Publikum,
Team, Bands und natürlich auch
die beteiligten Dienstleister. Wir
beobachten die Entwicklung daher
mit Sorge, aber auch mit Hoffnung.
Das Weserlieder Open Air soll
die Menschen zusammenbringen,
deshalb sind Auflagen wie Publikumsreduzierung
oder Abstandsregeln für
unser Festival schwer vorstellbar und außerdem
finanziell kaum umsetzbar. Hoffen wir
das Beste für 2021!“
Peter Ludwig, Leiter, mit
Petra Süzer, Verwaltungsleiterin,
BÜZ Minden
Wir erwarten für 2021 zurzeit nicht, dass wir den
von uns, vor der Coronazeit gewohnten Kulturbetrieb
in Gänze hochfahren dürfen. Wir erhoffen
uns das Jahr 2021 so zu überstehen, um für
2022 endlich wieder vernünftig planen zu können.
Wir erhoffen uns von den Bundesländern
und der Bundesregierung maßvolles Handeln
hinsichtlich der Einschränkungen für kleine
Kulturbetriebe wie das BÜZ. Wir erwarten den
Erhalt der durch uns vertretenen Soziokultur im
Interesse aller Künstler*innen und unserer vielen
Freund*innen und Gäste mithilfe von passenden
Maßnahmen.
Ein frohes
Weihnachtsfest
und ein
gesegnetes
neues Jahr
wünscht Ihnen
das Team vom
Ab 24.12.2020
geschlossen.