Man sieht nur mit dem Herzen gut.
Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.
Antoine de Saint-Exupéry
Nach einem bewegten Jahr mit vielen Herausforderungen
bekommen die wesentlichen Dinge eine noch größere Bedeutung.
Wir wünschen Ihnen und Ihren Familien für die kommende
Weihnachtszeit Harmonie, Glück und vor allem Gesundheit. Möge
das neue Jahr 2021 viele Augenblicke der Zufriedenheit bereithalten.
news Dezember 2020 | 19
Ally und die vielen Tiere
Im Norden von Petershagen gibt es einen
Gnadenhof für Hunde, Katzen, Pferde, Tauben,
Kaninchen oder Schwäne. Für die Eigentümer
ist dieses Domizil eine Lebensaufgabe –
und vor allem eine Herzenssache. Wir haben
die Farm in Ilvese besucht.
Von Carsten Korfesmeyer
Ally Salzmann hat nahezu jedem Tier
auf ihrem Gnadenhof einen Namen gegeben.
Bei den aktuell etwa 2000 Bewohnern
ist das eine stramme Leistung
und die 37-Jährige spricht von „ihren
Babys“, die allerdings meist hochbetagt
sind. Fünf Hunde, 52 Kaninchen,
33 Katzen, einige Esel, zig Hühner und
vor allem jede Menge Tauben leben auf
dem 12.000 Quadratmeter großen Areal
im Brokenkamp 2 in Petershagen-Ilvese.
„Wir haben auch eine Gans, die
sich den Flügel gebrochen hatte“, sagt
sie beim Vor-Ort-Gespräch mit news –
Das Magazin. Dann zeigt sie auf das Pony, das sich
vor einiger Zeit die Schulter gebrochen hatte und
erzählt von der Stute, die so unheilbar krank ist,
dass sie in der kommenden Woche eingeschläfert
werden muss. „Ich werde in dem Moment bei ihr
sein“, sagt Ally Salzmann.
Sie kennt das Schicksal jedes ihrer Tiere. Viele
sind aus schlechter Haltung, manche wurden
sogar amtlich beschlagnahmt und dann zu ihr
gebracht. Oft ist es aber auch so, dass die Besitzer
mit den Tieren überfordert waren. Auf
jeden Fall bewahrt die Gnadenhof-Betreiberin
alle vor dem sicheren Tod. Keines
ihrer „Babys“ wäre noch am Leben, gäbe
es Ally Salzmann nicht. Auch nicht die beiden
Schwäne mit den amputierten Flügeln,
die in freier Wildbahn längst elendig verendet
wären. Verstorben wären ebenfalls
die kleinen Esel, die fröhlich ihr Heu futtern
und die fünf weißen Mastputen hätten
ihr Leben längst hinter sich, würde die
Petershägerin ihnen nicht täglich Futter
geben.
Es sind viele Wege, auf denen die vielen
Tiere das idyllisch gelegene Gelände im
Norden der Stadt erreichen. Bundesweit
treffen sie dort ein und auf dem Gnadenhof
dürfen sie bis ans Lebensende bleiben.
Sie bekommen Nahrung, eine artgerechte
Haltung und vor allem auch eine überdurchschnittliche
tierärztliche Versorgung.
Ally Salzmann erzählt von den regelmäßigen
Besuchen der Tiermediziner oder
von ihrem guten Draht zur Tierklinik im Kalletal.
Jeden Tag sei sie ohne Pause für die Katzen, Hunde,
Esel, Hühner, Pferde, Ziegen oder Schafe da.
„Mein Mann und ich haben hier einen 18-Stunden
Tag.“
Jens Salzmann ist hauptberuflicher Orgelbauer
und studierter Architekt, hat seine Werkstatt
ebenfalls auf dem Hof. Er ist auch immer im Einsatz
und wie sehr er das Engagement seiner Frau
unterstützt, ist auch ohne große Worte spürbar.
Schon bei ihrem ersten Date hatte die
gebürtige Dormagenerin dem gebürtigen
Dortmunder unmissverständlich
klargemacht, dass sie sich für Tiere einsetzt
und dort im Leben einen Schwerpunkt
setzt. „Mir hat diese Einstellung
sofort gefallen“, sagt Jens Salzmann. Ob
ihm seinerzeit allerdings bewusst war,
wie ernst das seine künftige Frau meinte,
lässt er offen.
In der Tat braucht es ein wenig, um Ally
Salzmann und ihren Einsatz für die Tiere
richtig einzuordnen. Sich 365 Tage
rund um die Uhr um Tiere zu kümmern,
scheint im heutigen Zeitalter zunächst
unmöglich. Ebenso, dass sich die Eheleute keinen
Urlaub gönnen, in aller Regel einen 18-Stunden
Tag haben, auf Freundschaften und andere
Kontakte weitgehend verzichten und auf ihrem Hof
einfach „ihr Ding“ machen. Beide erzählen außerdem
von regelmäßig entstehenden Kosten, die bei
jedem Normalverdiener sofortige Schnappatmung
auslösen dürften. Jens Salzmann sagt aber offen,
dass diese Beträge aus der eigenen Kasse nicht
endlos bezahlt werden konnten. 2018 hat sich das
Paar daher entschlossen, den Verein „Allys kleine
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