Der Mann kann alles bauen
Interview: Roberto Passarotto aus Bückeburg hat seinen Traumjob im Miniatur Wunderland Hamburg.
Das Interview führte Nadine Schwan.
Roberto Passarotto lebt neben Schraub-Bar und
Schrottplatz auf dem Hof der Kronenwerke in
Bückeburg – jedenfalls am Wochenende. Denn
unter der Woche wohnt der 34-Jährige seit Mai in
Hamburg in seinem umgebauten Wohnwagen auf
einem Campingplatz. Warum? Roberto Passarotto,
der vorher selbstständiger Künstler war, hat durch
ein TV-Casting in der Kabeleins-Sendung „Abenteuer
leben“ seinen Traumjob ergattert – als Kreatoniker
im Miniatur Wunderland in Hamburg.
Was erwartet dich jetzt in Hamburg?
Entspannung. Ich kriege in meinem neuen Job im
Miniatur Wunderland eine coole Aufgabe gesagt,
die ich machen muss, kann dann basteln und werde
dafür bezahlt. Hier auf dem Campingplatz habe
ich meinen Wohnwagen und alles was ich brauche,
meine Ruhe und kann dann Feierabend machen.
Selbstständig zu sein ist eben keine Entspannung.
Du hast deinen Wohnwagen umgebaut, tischlerst
Möbel und entwirfst Kunstwerke. Woher kannst
du das alles? Hast du eine handwerkliche Ausbildung?
Nein, eine Ausbildung habe ich nie gemacht. Ich
würde eher sagen, dass mir das angeboren ist.
Mein Uropa in Italien war der Erste mit fließendem
Wasser in seinem Dorf. Mein Opa war auch
technischer Erfinder und kreativ und mein Vater
genauso, der ist Kfz-Mechaniker. Der ist spezialisiert
auf italienische Autos, also Ferrari und
Lamborghini und da sind wir auch mal mitgefahren.
Aber ich finde es viel toller, wenn man daran
basteln kann. Ich bin in einer Werkstatt groß
geworden und war gefühlt jeden Tag dort. Außerdem
habe ich jahrelang bei meinem Stiefvater als
Tischler gearbeitet, so vermischt sich das.
Was war das Verrückteste, was du je gebastelt
hast?
Vielleicht mein Roboter-Anzug. Den habe ich für
die Rosenmontagsparty im Rathaussaal hier in
Bückeburg gebastelt. Das Kostüm ist drei Meter
groß, mit Beleuchtung, Stimmenverzerrer, Trinkanlage,
drehbarer Kanone, Greifarm und Alien
im Kopf. Damit hat auf der Party keiner gerechnet
und ich habe auch den ersten Platz gemacht.
Die Türsteher waren total perplex und mussten
für mich die großen Flügeltüren erst mal öffnen,
damit ich da überhaupt irgendwie gebückt durchkomme.
Wie lange hast du dafür gebraucht, das Kostüm
zu basteln?
70 | news Juni 2019 | Lifestyle
So drei Wochen, ungefähr. Vorher recherchiere ich
im Internet immer ganz viel und versuche die Sachen
immer noch etwas besser zu machen. Nicht
nur so Standard. Mir fallen dann immer noch tausend
geilere Sachen ein.
Dein Motto ist „Mann kann alles bauen“. Frauen
etwa nicht?
Nein, damit hat das nichts zu tun. Das war irgendwie
mal als man geschrieben und dann wieder als
Mann. Das ist eher auf mich bezogen: Der Mann
kann alles bauen. Denn dieser Satz fällt wirklich
immer. Wenn irgendwer überlegt, wie man was
bauen kann und nicht weiter weiß, dann komme
ich und finde einen Weg. Ich mache irgendwie alles:
Maler, Tischler, Autolackierer, sogar Gardinennäher
und so weiter. Das sind ja tausend Berufe.
Ich kann vielleicht nicht alles perfekt, aber von
allem ein bisschen.
Was kannst du gar nicht?
Gitarre spielen? (lacht) Aber das könnte ich wahrscheinlich
auch, wenn ich mich damit beschäftigen
würde. Ich glaube, ich könnte alles. Jeder
kann alles machen. Ich sage das auch immer zu
anderen Leuten. Ich bin auch nur ein Mensch, das
Ding ist halt: Man muss es einfach machen. Dann
kannst du es beim ersten Mal vielleicht nicht,
aber dann beim zweiten Mal. Man darf halt nicht
aufgeben – einfach machen. Und wenn’s dann
schiefgeht, geht es eben schief.
Roberto Passarotto auf Instagram
www.instagram.com/passarottokreativdesign