44 | news April 2020 | Auto
Wechselstimmung
Nach einer Faustregel sind Autos von Oktober bis Ostern mit
Winterreifen unterwegs. Es ist also an der Zeit, wieder umzusatteln.
Von Carsten Korfesmeyer
Mein Autohaus hat mir schon
Mitte März einen Brief geschrieben.
Darin steht, dass
ich in einen Termin für den
Reifenwechsel machen soll.
„Um Ihre Wartezeit in dem
Zeitraum zu verkürzen“, heißt
es darin weiter. Nett und aufmerksam
finde ich das, mich
daran zu erinnern – obwohl
ich wohl auch von allein darauf
gekommen wäre, die
Winterräder abmontieren zu lassen
und bis Oktober einzulagern. Denn
so mache ich das in jedem Jahr. Spätestens
beim Besuch des Osterhasen
sitzen die Sommerreifen samt Felgen
wieder an meinem Auto. Emotional
ist das für mich der Start in die warme
Jahreszeit.
Die Sieben-Grad-Regel O bis O, also
Oktober bis Ostern ist die Faustregel,
die natürlich nicht allein für diesen
Zeitraum in Stein gemeißelt ist.
Manchmal liegen die Temperaturen
im Oktober noch im zweistelligen
Bereich und in so manchen Jahren
die Ostereier im Schnee. An einer
klaren gesetzlichen Regelung für
den Reifenwechsel fehlt es zwar,
allerdings hilft nach Ansicht der
meisten Experten die so genannte
Sieben-Grad-Regel. Liegen die Temperaturen
darunter, sollten es die
Winterreifen sein, darüber die Sommerreifen.
Das heißt, Ihr seid gut beraten,
ab Ende März die Wetterprognosen
der nächsten zwei Wochen
zu verfolgen. Und Erfahrungswerte
sagen, dass etwa ab Mitte April dauerhaft
mit Temperaturen deutlich
über sieben Grad Celsius zu rechnen
ist. Ihr seid spätestens dann mit dem
Reifenwechsel auf der sicheren Seite.
Selbst wechseln? Kein Gesetz
schreibt Euch vor, Eure Reifen in der
Werkstatt wechseln zu müssen. Deshalb
könnt Ihr selbstverständlich
Eure Reifen auch selbst umsatteln.
Das spart Euch den Weg, die Terminvereinbarung
und Geld. Ob es jedoch
sinnvoll ist, selbst zum Schraubenschlüssel
zu greifen, sei aus mehreren
Gründen dahingestellt. Denn es
dauert in der Regel deutlich länger,
die Reifen auf dem eigenen Hof
auszutauschen. Da geht selbst für
geübte Tauscher ein halber Samstag
bei drauf. Und dann kann der
Nicht-Fachmann normalerweise
die Reifen auch nicht auswuchten,
was üblicherweise später zu einem
schnelleren Abrieb führt, was nach
dem Gesetz der Logik zu einem früheren
Kauf von neuen Reifen führt.
Letztlich – und das ist mein wichtigstes
Argument gegen das Prinzip „Do
it yourself“ – ist es sehr viel sicherer,
Reifen durch die Experten mit ihren
modernen technischen Möglichkeiten
zu tauschen. Nicht auszudenken,
wenn sich die Muttern während der
Fahrt auf der Autobahn lösen. Also
mein Tipp: Solltet Ihr über keine
Fachkompetenz in Sachen Reifenwechsel
verfügen, lasst es besser
den Fachmann machen. Es fährt sich
dann mit einem besseren Gefühl –
und die Werkstattkosten sind nach
meiner Ansicht recht überschaubar.
Wechseln in der Werkstatt? Das
ist der einfachste Weg. Ihr macht
einfach einen Termin und fahrt in
die Werkstatt. Danach habt Ihr mit
allem nichts mehr zu tun. Ihr gebt
den Schlüssel ab und überlasst alles
Weitere den Experten. Nach durchschnittlich
einer Stunde Wartezeit
könnt Ihr Euer Auto wieder abholen
und losfahren. Die Reifen
könnt Ihr einlagern lassen –
auch gegen eine recht überschaubare
Gebühr. Mein Tipp
ist, die Räder von den Experten
auswuchten und waschen
zu lassen sowie auf die Stärke
des Profilstärke überprüfen
zu lassen. Für Sommerreifen
gilt die Empfehlung für ein
Mindestprofil von drei Millimetern;
bei den Winterreifen
sind es vier Millimeter. Neue
Pneus haben übrigens eine
Stärke von bis zu neun Millimetern.
Und der Abrieb hängt sowohl für die
Sommer- und die Wintervariante von
den Temperaturen ab. Es gilt also für
die längste Reifen-Lebensdauer den
optimalen Zeitpunkt zu erwischen.
Und natürlich hängt Eure Fahrweise
auch sehr davon ab.
Reifen – ein Sicherheitsfaktor!
Verboten ist es übrigens nicht, im
Sommer mit Winterreifen unterwegs
zu sein. Umgekehrt ist jedoch
strafbar, wenn Ihr im Winter auf
Sommerreifen einen Verkehrsunfall
baut. Dann zahlt womöglich auch
Eure Versicherung nicht. So mancher
kommt in diesen Tagen sicher auf
den Gedanken, seine womöglich eh
bald abgängigen Winterreifen über
die Sommermonate drauf zu lassen
und damit die Sommerreifen fürs
nächste Jahr zu schonen. Mein Tipp:
Lasst das besser, denn er Abrieb des
Gummis ist bei hohen Temperaturen
enorm. Und einen geplatzten Reifen
auf der Autobahn braucht keiner!
Foto: Karin & Uwe Annas/stock.adobe.com
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