Oben: Ein starkes Team: Germany mit den Brüdern Ricco und Toni Schönebeck aka Hitnapperz (1. + 3. v. l.) und Enrico
Di Ventura aka Italo Reno. Unten: Germany im Hitnapperz Studio. Fotos: Björn Bultemeyer / Instagram @the.n8shift
news April 2020 | Kultur | 27
burg und Hannover, die Toni von den Hitnapperz
klar gemacht hat.
Eine Gastfrage von Shogoon: Wo hast Du Minden
raptechnisch zwischen 2000 und 2005 gesehen?
Und wie siehst Du Minden diesbezüglich jetzt?
Früher war man ein bisschen in seinem eigenen
Musikfilm gefangen. Doch wir haben alles
abgecheckt und waren viel unterwegs. Mindens
Rapszene hat sich seit damals permanent weiterbewegt
und einen eigenen Style entwickelt. Wir
haben teilweise einen eigenen Sprachgebrauch
und folgen keinen Trends. Das ist cool und wird
von den Jüngeren fortgesetzt. Sie sind aktiv und
stecken viel Herzblut rein. Darum habe ich auch
Bock, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Sie geben
mir Feuer.
Und noch eine Gastfrage, diesmal von Nadel: Wer
ist Dein Favorit von Griselda Records?
Boah, das ist schwierig. Ich sag mal: Wenn es
ums Cyphern geht, also einfach in Radioshows
ein paar Bars zu spitten, finde ich Conway am
dicksten. Auf Platten finde ich Benny the Butcher
am dicksten. Und wenn es um das Ganze geht, ist
Westside Gunn der König. Er will gar nicht rappen,
aber macht es irgendwie trotzdem dick. Was
Business und Ideen angeht, ist der Mann einfach
krass. Sein Dresscode ist immer stylish, aber
trotzdem übertrieben Gangster. Griselda Records
machen diesen 90s Rap wie früher. Den habe ich
lange Zeit vermisst.
Gibt es etwas, das Dich an der heutigen Rapszene
stört?
Ich vermisse die Jamkultur von früher. Teilweise
fehlt es heute an Wertschätzung für die Vorväter.
Daher finde ich Hip-Hop manchmal Scheiße, weil so
viel Hate drin ist. Andererseits finde ich ihn so geil,
weil er Leuten Selbstbewusstsein gibt. Er hilft Introvertierten,
aus sich rauszukommen. Sie fangen mit
Malen, Breaken, Rappen oder DJing an und sehen
plötzlich ein Talent in sich, das
sie nie entdeckt hätten, wenn
Hip-Hop nicht da gewesen
wäre.
Bereust Du Deinen Rappernamen
Germany?
Ich bin in Deutschland geboren,
mein Vater kommt aus der Karibik. Ich
bereue den Namen nicht, weil das hier mein
Zuhause ist. Keiner muss mir sagen, dass ich
hingehen soll, wo ich herkomme. Alles, was ich
habe, ist hier. Ich bin stolz auf dieses Land und
liebe es. Aber man hat mich nie als Deutscher
gesehen. Ich bin mit Vorurteilen groß geworden.
Umgekehrt ist es wiederum so, dass man Leuten
nicht schwarz genug ist. Den etwas provozierenden
Namen „Germany“ wählte ich also bewusst.
Auch Leute, die anders aussehen, können stolz
darauf sein, aus Deutschland zu kommen und
deutsch zu sein.
Ist der Begriff „Stolz“ nicht mit Vorsicht zu genießen?
Alle sagen, dass sie stolz auf ihr Land sind: Holländer,
Türken, Araber, ... Sollen wir nicht stolz auf unser
Land sein? Klar, Deutschland hat eine Vergangenheit,
die nicht wirklich positiv ist, aber andere
Länder haben auch dunkle
Seiten in ihrer Geschichte.
Deutschland hat viele gute
Sachen gemacht. Warum soll
sich jemand für etwas schämen,
für das er nichts kann?
Wir haben alle Ecken und
Kanten, anderen Leuten weh
getan, aber wenn ich das ein Leben lang mit mir
herumschleppe, bin ich doch verbittert. Da habe
ich keine Lust drauf. Es gibt zu viele schöne Sachen.
Eigentlich entstand der Name Germany so,
dass wir in Mikes (Curse, Anmerkung der Redaktion)
Bude in Minden saßen. Er hatte immer den
dopesten und neuesten Shit an Platten zu Hause.
Irgendwie schnappte ich bei einem Track das Wort
Germany auf. Das war für mich der dickste Rappername,
da man mich nie als das gesehen hat.
Die anderen meinten zwar, ich hätte mich verhört,
aber das war wie so ein Funke für mich. So kam
der Name zustande. Ich bereue ihn definitiv nicht.
Möchtest Du abschließend noch etwas erwähnen?
Ich möchte allen Danke sagen, die dabei geholfen
haben, dieses Album zu verwirklichen und Interesse
daran zeigen. Mir kam die ganze Zeit purer
Support und super viel Liebe entgegen. Das finde
ich nicht selbstverständlich. Ich versuche nicht zu
vergessen, vor allem nicht die Leute, die auch in
schweren Zeiten für mich da waren und mich aufbauten.
Da bin ich loyal. Wenn sie mich brauchen,
bin ich für sie da. Und dadurch wird dein Kreis
klein. Das ist auch der Grundgedanke bei „Der innere
Kreis“. Der Name bezieht sich nicht nur auf
die Musik. Mein Kreis ist kleiner geworden, aber
vom Gefühl intensiver.
Germany
„Der innere Kreis“
wird ab der
Veröffentlichung
auf allen gängigen
Streaming-
Plattformen
verfügbar sein.
Germany
auf Instagram
@denislindahl