50 | news April 2020 | Sport
Eine Zeitreise in blau und weiß
Der TV „Sachsenross“ Hille hat sein Vereinsjubiläum mit
einem Sportmusical gefeiert. Das weckte Lust auf weitere 100 Jahre.
Von Carsten Korfesmeyer
Eine Show mit starken Effekten, viel Humor und einer frei erfundenen Handlung
hatte Mareike Netzeband ihrem Publikum versprochen. Die künstlerische
Leiterin des Sportmusicals hat Wort gehalten. Die „Blau-Weiße Zeitreise“
war eine aktionsgeladene Inszenierung, an der auch Nicht-Mitglieder
des TV „Sachsenross“ Hille ihre große Freude hatten. Drei Stunden ging es
Ende Februar durch die 100-jährige Geschichte des Sportvereins – immer
mit einem Fünkchen historischer Wahrheit, einer großen Portion Fantasie
und vor allem mit einigem Augenzwinkern. Spätestens beim kunterbunten
Finale der Show dürfte sich wohl jeder Zuschauer wie ein „Sachsenrössler“
gefühlt haben.
Die Aula der Verbundschule während der Jubiläumstage: Auf eine ganz eigene
und ungewöhnliche Weise gibt es Einblicke in das Vereinsleben von
gestern und heute. Um eine ausgediente Telefonzelle kreist die Handlung,
die sich in Zehn-Jahres-Schritten über die Zeit von 1920 bis 2020 streckt. Ein
kurzer Film führt die Zuschauer in das Geschehen ein. Malin Netzeband und
Jesko Klingbeil finden darin das achtlos an der alten Sporthalle entsorgte
Häuschen, lösen mit dem Wählen einer Telefonnummer einen Zeitsprung
aus und reisen 100 Jahre in die Hiller Vergangenheit. Ab dann ist die Telefonzelle
Teil des Geschehens.
Das ist der Start für den Weg zurück in die Gegenwart. Die beiden Teenager
nehmen die Rolle der Moderatoren ein und werden mit dem jeweiligen Zeitgeist
konfrontiert. Sie erleben beispielsweise, wie es überhaupt zur Gründung
des Vereins gekommen ist. Im alten Konfirmandensaal beschließen einige
Männer, den TV ins Leben zu rufen. Sie heißen Wilhelm, Heinrich oder Friedrich
– alles gängige Namen von damals. Ob der Aufgalopp des Sachsenrosses
tatsächlich so abgelaufen ist, bleibt allerdings gewollt offen.
Das beliebte Barrenturnen steht im Sportmusical für die 1920er-Jahre. Und
was die Männerturngruppe zeigt, macht beim Publikum eine Menge Eindruck.
Die vielen Sprünge werden mit donnerndem Applaus belohnt und
haben noch eine weitere Wirkung. Denn sie zeigen zugleich das hohe sportliche
Niveau, auf dem sich der Verein bewegt. Auch das Gemeinschaftsgefühl
kommt zum Ausdruck. Diese Bilder halten sich – und ziehen sich wie ein
roter Faden durch den Ablauf. Jeder im Raum bekommt so erklärt, warum
sich der TV selbst in Zeiten des Vereinssterbens ungebrochener Beliebtheit
erfreut.
Das Bodenturnen der Mädchen, der Tanz zum Song „Mein kleiner grüner Kaktus“
oder auch das charmante und mit Wortwitz gespickte Schauspiel „De
Wunnerdoktor“: In der Inszenierung kommen die vielseitigen Angebote vor,
die Sachsenross über zehn Jahrzehnte geprägt haben. Der Zuschauer erfährt