„Wir sollten uns mehr unterstützen“
Interview: Denis Lindahl (40) aka Germany veröffentlicht sein
neues Soloalbum „Der innere Kreis“ mit Mindener Verstärkung.
Von Andrea Williams
Die Stadt Minden ist in Deutschlands Rapszene
ein Begriff. Das liegt zum einen am Künstler Curse,
aber auch an seinen einstigen Weggefährten
namens „Der Klan“. Der harte Kern dieser legendären
Hip-Hop-Formation aus Rappern, Breakern,
DJs und Sprühern bestand aus Lord Scan,
Italo Reno und Germany. Und dieser Germany
bringt nun rund 20 Jahre nach dem einzigen
Klan-Album „Flashpunks“ sein zweites Soloalbum
heraus: „Der innere Kreis“. Der Familienvater und
Hobbyangler sprach mit uns Ende Februar über
sein kreatives Schaffen und der Verbundenheit
mit seiner Heimatstadt.
26 | news April 2020 | Kultur
Was war bislang Dein größter Fisch beim Angeln?
Mein größter Hecht war 1,20 m lang. Einmal fing
ich in der Weser einen Zander von 98 cm Länge.
Wenn ich das nochmal wiederholen kann, wäre
das eine Granate.
Wieso war es musikalisch so lange still um Dich?
Eine ganze Weile hatte ich keinen Bock mehr auf
die Musikbranche. Ich hörte auf, davon zu träumen,
ein erfolgreicher Rapper zu sein, und zog
ein normales Leben vor. Allerdings hatte ich das
Gefühl, mit der Musik noch nicht fertig zu sein,
und schrieb sporadisch Songs. Eigentlich stand
eine neue Klan-Platte im Raum oder zumindest
ein Italo Reno und Germany Album, aber das hat
sich (noch) nicht ergeben.
Was hat Dir bei der Arbeit am Album geholfen?
Für mich war es wichtig, völlig unbefangen eine
geile Platte zu machen. Das Produzentenduo Hitnapperz
schusterte mir Beats hin und machte mir
permanent Feuer unter dem Arsch. Positives Feedback
von Leuten, deren Meinung ich sehr schätze,
pushte mich zusätzlich.
Wieso hast Du Dich für Mindener Produzenten
entschieden?
Meine Grundvoraussetzung war, dass ich mit niemand
anderem als mit Mindenern arbeite, um
unsere Szene nach vorne zu bringen. Ohne
die Hitnapperz hätte ich das Album nicht
gemacht. Wir haben hier so viel Potenzial
und Geschichte. Es gibt Rap,
Graffiti, Breakdance, einfach
alles! Ich finde es ein
bisschen schade,
dass sich in der
Mindener Szene so
viele kleine Camps gebildet haben, die sich untereinander
nichts gönnen. Wir sollten uns mehr
unterstützen, mehr füreinander tun und mehr
miteinander machen. Gemeinsam könnte man
viel bewegen. Es wird Zeit, dass wir Minden wieder
auf die Karte packen.
Hast Du Dich deshalb für „Der innere Kreis“ als
Albentitel entschieden?
Genau. Ich hätte auch mit anderen populären
Künstlern Songs machen können, aber ich will
nicht, dass jemand meine Platte hört, weil das
Feature eines bekannten Rappers darauf ist. Man
wird schnell auf sowas reduziert. Ich will, dass die
Leute meine Platte hören. Für den Gesangspart
holte ich beispielsweise meine Schwester dazu,
für einen Rappart meinen Bruder. Auf der Platte
habe ich sogar einen achtminütigen Cypher-Track
mit den Mindener Rappern Shogoon, Tacho, Panorama,
zero/zero, Clement, Lemmy, Trauma,
Stress, Curse, ... So einen Song gab es hier noch
nicht. Dabei geht es für mich nicht darum, wer
den meisten Style hat oder der dickste Rapper
ist. Wir ticken einfach für das gleiche Ding. Wenn
ich die Möglichkeit habe, auf diesem Weg etwas
zurück zu geben, warum sollte ich es dann nicht
machen? Und die Jungs denken da ähnlich. Genauso
ist dieses ganze Hip-Hop-Ding entstanden,
indem sich die Leute einander Liebe gegeben
haben. Sonst wäre Hip-Hop niemals so weit gekommen.
Wie hast Du Dich seit Deinem letzten Album 2007
musikalisch weiterentwickelt?
Das letzte Album entstand in einer ganz anderen
Lebensphase. Was ich früher als wichtig empfand,
ist seit der Geburt meines Sohnes uninteressant
geworden. Ansonsten habe ich mich nicht groß
verändert. Vielleicht klinge ich inzwischen unbeschwerter,
freier. Viele folgen Trends, aber ich
mache einfach das, worauf ich Bock habe.
Wird Deine Platte nur digital erscheinen?
Vorerst ja. Bevor ich auf den Platten sitzen bleibe,
könnte ich von dem Geld genauso gut mit meiner
Familie in den Urlaub fahren. Bei einer krassen
Nachfrage kann ich noch immer eine Platte machen.
Am Streaming verdient man zwar nicht viel,
aber letztendlich kann man damit wesentlich
mehr Leute erreichen.
Wie viele Tracks sind auf Deinem Album?
Elf. Ein Bonustrack wird es vorab nur auf YouTube
geben. Der passte nicht zum Rest des Albums. Im
Video dazu tanzen die dicksten B-Boys aus Ham