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„Krisen verschwinden leider nicht, wenn man aufhört, über sie zu reden“- ein Interview mit Animi Vox

Interview: Indierockband Animi Vox aus Berlin, Düsseldorf und Minden veröffentlicht Debütalbum.

Foto: Jana Stein
Ganze Alben verlieren im Streamingzeitalter ja gefühlt zunehmend an Bedeutung. Wieso ist es euch nach zehn Jahren als Band wichtig, euer erstes Album zu veröffentlichen?

Seit unserer letzten Veröffentlichung sind drei Jahre vergangen. Durch den Beginn der Pandemie konnten wir noch weniger Zeit miteinander verbringen, besonders durch die Entfernung unserer Wohnorte. Wir hatten viel Zeit zum Nachdenken und zum Ideensammeln, sowohl textlich als auch musikalisch.

Als wir gemerkt haben, dass die Ideen, die wir uns online oder bei Besuchen gezeigt haben, sehr stark unsere derzeitige Situation abbilden, haben wir entschieden, dass wir ein Album aufnehmen wollen.

Lennart: Für mich sind Alben auch immer noch etwas Besonderes, ich streame über Wochen ein Album und dann hör ich mir das nächste an, weil ich gefesselt bin von einer Geschichte, die bei Song eins anfängt und beim letzten Song endet.

Wann erscheint euer Debütalbum und wie heißt es?

Wir werden nacheinander die neuen Songs veröffentlichen, die 2024 zusammen das Album ergeben. Dafür nehmen wir uns die Zeit. Einen Albumtitel werden wir zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlichen.

Was erwartet die Hörerinnen und Hörer?

Energie, Geschichten, Gefühle und Gedanken. Ein Album mit Livecharakter. Wir können es kaum erwarten, die neuen Songs live zu präsentieren!

Wird euer Album „nur“ digital oder auch physisch erscheinen?

Leider ist das Zeitalter der CD vorbei und kostengünstige physische Tonträger sind aus der Mode. Daher wird es die einzelnen Songs vorerst nur digital auf allen denkbaren Streamingplattformen wie Spotify, Apple Music, Tidal, Amazon Music, aber auch Bandcamp und Soundcloud geben. Denkbar ist aber auf jeden Fall eine Schallplatte.

Wie lief die Arbeit am Album ab?

Als aus den gesammelten Ideen Songs wurden und diese so weit fertig komponiert waren, haben wir sie live ausprobiert und danach manche Teile wieder geändert. Dann ging es in die heiße Phase, da wir die Möglichkeit bekamen, im Tonstudio mit Flo Nowak zusammenzuarbeiten. Alle Songs haben wir so weit vorbereitet, dass wir uns nur noch auf Details konzentrieren mussten. Wir hatten eine Woche im Tonstudio geplant und haben jeden Tag früh morgens angefangen und nach den Aufnahmesessions nicht aufgehört, sodass noch zwei ganz neue Songs entstanden sind.

In euren Songs geht es u. a. um Themen wie mentale Gesundheit, Klimakrise und die eigene Vergänglichkeit. Ist es eurer Ansicht nach in einer Zeit der Krisen ratsam, die Probleme zusätzlich zu besingen?

Lennart: Krisen verschwinden leider nicht, wenn man aufhört, über sie zu reden. Sobald wir anfangen, wegzuschauen, werden Probleme nur größer. Und neben allen Krisen der Welt sollte man nie die Hoffnung verlieren, deswegen haben wir uns auch entschieden, „Clouds“ als ersten Song zu veröffentlichen.

Thematisch dreht sich euer Album auch um den Wahnsinn in der digitalen und analogen Welt. Nennt jeweils drei Dinge, die ihr als Band in der digitalen bzw. analogen Welt schätzt!

Digitale Welt: Ohne die digitale Kommunikation wäre das Album gar nicht zustande gekommen. / Wir können unsere Musik Menschen auf der ganzen Welt präsentieren. / Man kann sich über alles Informieren.

Analoge Welt: Der direkte Kontakt, wie bei einem Livekonzert zusammen zum selben Song zu singen und sich zu bewegen / Freundschaften / Gespräche mit echten direkten Emotionen, ob fröhlich oder traurig

Was haltet ihr von Musik, die von Künstlicher Intelligenz erzeugt wird?

Lennart: Es gibt einen sehr lustigen Song generiert aus Daten vom Eurovision Song Contest. Ich höre aber lieber persönliche Geschichten von echten KünstlerInnen. Eine künstliche Intelligenz kann keine Geschichte selbst erleben. Gerade diese Authentizität würde ich bei KI-generierten Songs vermissen.

Inzwischen wohnt Ihr in Berlin, Düsseldorf und Minden. Wie schafft ihr es trotz der Entfernung, die Band aufrechtzuerhalten?

Tim: Die Entfernung spielt eher eine kleinere Rolle. Neben unseren Vollzeitjobs in der Kultur-, Medizin- und IT-Branche ist die Terminabsprache meist der Knackpunkt. Aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg, denn uns treibt der Spaß am gemeinsamen Musikmachen an.

Wo kann man euch 2024 live erleben?

Vincent: Die Konzerte für 2024 sind noch in Planung, aber wir werden auch in Minden spielen. Um auf dem neuesten Stand zu bleiben, kann man uns bei Instagram, Tiktok, etc. folgen. Für einen E-Mail-Newsletter kann man sich auf unserer Website anmelden. Wir benachrichtigen euch, wann und wo wir zu finden sind.

www.animivox.de