Kontrollsucht

In einer Grünanlage am Russel Square, mitten in London, sieht ein kleiner Junge, wie eine Frau heftig angerempelt wird und dann zusammenbricht. Seine Mutter versucht zu helfen, doch die junge Frau war sofort tot. Es ist Sasha Johnson, eine Assistenzärztin des nahe gelegenen Krankenhauses. Sie wurde erstochen, offenbar ganz gezielt, mit einer extrem scharfen Waffe. Detective Superintendent Duncan Kincaid und sein Team haben Schwierigkeiten, irgendein Motiv für diese Tat zu finden. Die junge Ärztin war offenbar überall beliebt, sehr engagiert, hatte einen netten Freundeskreis und ein gutes Verhältnis zu ihren Eltern und hat ein nicht besonders aufregendes Leben geführt.

Da es sich um eine Messerattacke handelt, zieht Kincaid seine Frau Inspector Gemma James hinzu, die sich in ihrem neuen Job um die Erfassung und Analyse von Messerkriminalität kümmert. Vielleicht gibt es Parallelen zu ähnlichen Fällen? Gemma ist froh, endlich wieder konkrete Ermittlungsarbeit leisten zu können. Doch alle intensiven und akribischen Ermittlungsarbeiten können einen weiteren Mord nicht verhindern und die Hintergründe bleiben weiter im Dunkeln, bis es fast zu spät ist. Lange haben Fans des Scotland-Yard-Ermittlerteams Gemma Jones und Duncan Kincaid auf eine Fortsetzung warten müssen, die wie alle Vorgängerbände mit unvorhersehbaren Entwicklungen fesselt. Wieder ist es ein Vergnügen, für ein paar Stunden in das turbulente Leben der beiden Ermittler und ihrer Freunde einzutauchen. Cornelia Hoppe

„Der Unschuldigen Blut“ von Deborah Crombie, Goldmann Verlag München, 425 Seiten, 12,00 Euro


Disneys Zauberwelten

Hundert Jahre Walt Disney – kaum zu glauben, dass dieses inzwischen größte Unterhaltungsunternehmen der Welt schon 1923 als kleines Start-up gegründet wurde. Wer hat nicht mit Bambi geweint, mit Simba mitgefiebert, mit Balu gesungen und sich nicht köstlich über Schneemann Olaf amüsiert. Schon die Zeichentrickfilme sind abwechslungsreich und bunt. Aber das Unternehmen hat auch Naturfilme, Misch­filme, Live-Action-Remakes und moderne Animationsfilme geschaffen. Und durch Aufkäufe von Pixar, Marvel, Lucasfilm und Fox gehören auch die Avenger-Filme, X-Men und die Star-Wars-Filme zum Disney-Unternehmen und natürlich Ice Age. Aus der riesigen Zahl der in hundert Jahren entstandenen Filme hat die Redaktion der Filmzeitschrift CINEMA hundert der besten Filme ausgewählt und stellt sie vor, mit Making-of und technischen Details. Dazu gibt es Wissenswertes über die Geschichte und Entwicklung des Disney-Unternehmens, Biografien wichtiger Mitarbeiter und interessante Interviews. Ein Bildband voller spannender Hintergrundinformationen und großartiger Fotos, in dem es immer wieder Vertrautes und Neues zu entdecken gibt und der dazu einlädt, den einen oder anderen Film erneut oder endlich anzuschauen. Viele davon kann man übrigens in der Stadtbibliothek Minden ausleihen. Cornelia Hoppe

„100 Jahre Disney“ von Oliver Noelle und anderen, Panini Verlag Stuttgart, 225 Seiten, 33,00 Euro


Widrigkeiten des Alltags

Gehört zu Ihren guten Vorsätzen für das neue Jahr vielleicht auch der Plan „mehr Gelassenheit“? Dann starten Sie 2024 vielleicht gleich mit diesem Buch. Unabhängig davon, ob Sie, wie der Autor, bereits Ihren Ruhestand gelassener genießen möchten, oder Sie sich nicht länger im Berufsverkehr maßlos über all die Autofahrer aufregen wollen, die bei Grün erst ihren Gang suchen müssen, kann die Lektüre hilfreich sein. Der Autor hat in seinem langen Berufsleben, unter anderem als Leiter des Unterhaltungsbereichs beim WDR-Fernsehen, viel Aufregendes erlebt. Und hat für sich festgestellt, in den meisten Fällen bringt Aufregung nichts als schlechte Laune und wie wir alle wissen, ist zu viel Aufregung meist auch nicht gerade gesund. Anhand vieler Beispiele zeigt er unterhaltsam, ironisch, manchmal zynisch, wie es möglich sein kann, auch extrem Nervigem eine positive Seite abzugewinnen. Es geht um Streit, Gedankenlosigkeit, Bahnfahren, Political Correctness, Homeoffice, Floskeln, Glaubensfragen Servicewüste, Horoskope und KI. Also all die Widrigkeiten, die uns im Alltag so begegnen können, über die wir uns, sicher manchmal auch zu Recht, maßlos aufregen könnten, die wir in vielen Fällen aber auch mit etwas Humor besser überstehen können, weil sich Aufregung nicht lohnt. Dieses Büchlein ist kein Ratgeber, nach dem Motto „man nehme“ gespickt mit Patentrezepten, aber es ist amüsant zu lesen und macht ab und an nachdenklich. Cornelia Hoppe

„Immer nur aufregen ist auch keine Lösung“ von Axel Beyer, Rowohlt Verlag Hamburg, 245 Seiten, 14,00 Euro


Familiengeheimnisse

Nach einem traumatischen Erlebnis bei einem Einsatz in Stockholm kehrt Fredrika Storm in ihre Heimat zurück. Gleich ihr erster Fall wird für sie zur großen Belastung. Denn zum Kreis der Verdächtigen zählen gleich mehrere Mitglieder ihrer Familie. Dabei werden alte Konflikte wieder lebendig und über Jahrzehnte unbeantwortete Fragen belasten die Beziehung, vor allem zu ihrem Vater. Fredrikas Oma hat bei einem Spaziergang hilflos zusehen müssen, wie eine junge Frau am anderen Ufer des Vombsjön-Sees in Panik aus dem Wald gerannt kam und schließlich auf den mit nur einer dünnen Eisdecke bedeckten See hinauslief und dort nach kurzer Zeit im Eis einbrach. Fredrika und ihr neuer Kollege, der sehr wohlhabende, etwas verschrobene Henry Calmant, werden zum Unfallort geschickt. Die Feuerwehr hat die junge Frau, Nomi Pedersen, nur noch tot bergen können. Unfall, Selbstmord oder Mord? Warum zieht ein junges, hübsches Mädchen von Göteborg aufs Land und arbeitet dort als Putzhilfe? Anscheinend wollte sie etwas über ihre verstorbene Mutter herausfinden, die in der Gegend aufgewachsen ist. Für Fredrika ist es bei all den Schatten aus der Vergangenheit und den Geheimnissen, die einige Familienmitglieder offenbar vor ihr verbergen, ein großes Glück, dass ihr neuer Partner Henry absolut verlässlich ist. Ein großartiger, spannender neuer Krimi der schwedischen Autorin, der auf noch viele weitere Fälle mit dem ungewöhnlichen Ermittlerteam hoffen lässt. Cornelia Hoppe

„Schwarzvogel“ von Frida Skybäck, dtv Verlagsgesellschaft München, 448 Seiten, 17,00 Euro

 

Diese Bücher können in der Stadtbibliothek Minden ausgeliehen werden. Öffnungszeiten: Mo., Di., Do., Fr. 11 – 18 Uhr, Sa. 10 – 13 Uhr

www.stadtbibliothek.minden.de · Königswall 99 · 32423 Minden · Tel. 05 71/8 37 91-0

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