In Coronazeiten sind Begegnungen vor leeren Rängen eine denkbare Variante. Wie sich das auf die Etats auswirkt, ist unklar. Sie dürften allerdings eher schmaler werden.

 

Corona. Wie für Millionen andere Arbeitnehmer auch keine Chance für GWD Mindens Profis ihren Job zu machen. Ergo geht es ihnen wie vielen anderen Menschen – sie waren in Kurzarbeit. Da blieb GWD auch nichts anderes übrig. Schließlich soll es – wenn irgendwann mal wieder gespielt werden darf – weiterhin Bundesligahandball in Minden geben. Da hat der kaufmännische Geschäftsführer Markus Kalusche eine sehr starke und irgendwie auch beruhigende Aussage getroffen: „Es wird auch weiterhin Bundesliga-Handball in Minden geben.“ Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass die Etats – egal ob in Minden oder beispielsweise in Kiel oder Flensburg – zur neuen Saison unverändert sein werden. Das dürfte dann alles eher schmaler werden.

GWD Minden Juni
Foto: Angela_Metge

Zumindest gemeinsam trainieren dürfen die Jungs ab und zu mal wieder – wenn zumindest anfangs auch in einer schon recht merkwürdigen Art und Weise. Alles in kleinen Gruppen, alles ohne direkten Kontakt, alles auf Abstand, alles ohne Pässe untereinander – bei den Würfen aufs Tor stehen da keine Menschen in der Abwehr, sondern Luftpuppen. Ohne diese und viele weitere Auflagen geht es nicht – nach Wochen der „Einsamkeit“ war das aber immerhin ein wichtiger Schritt nach vorne. Für den Kopf, für das Herz, für das Gemüt.
Es ist ja auch etwas anderes, mal wieder halbwegs zusammen Sport zu machen. Das „auf den Körper aufpassen“ war wochenlang eine Herausforderung. GWD-Physiotherapeut Philipp Rösler erklärt das so: In einer Phase wie durch Corona arbeitet unser Kopf mehr als sonst. Wir denken mehr nach. Der Kopf braucht dafür eine Menge Energie. Die will er in Form von Zucker (na, ertappt…?). Schnell geht da mal ein Schokoriegel mehr in den Bauch als sonst. Also: aufpassen, genug bewegen, raus an die Luft – das gilt für den Sportprofi wie aber auch für uns…

GWD Minden Juni
Foto: Angela_Metge

In diesem ganzen Debakel ist ja fast untergegangen, dass der THW Kiel Deutscher Meister geworden ist. Okay, ist vermutlich auch nur was für die Statistiken und Geschichtsbücher. Viel wichtiger ist das hier: es drückt der Geldschuh. Der Saisonabbruch beschert der HBL einen Verlust von rund 25 Millionen Euro. Das ist aber nicht mal das Schlimmste. Mit Coburg und Essen gibt es zwei Aufsteiger – die neue Saison wird also 20 Teams gespielt, am Ende steigen die letzten vier ab. Auch das nehmen alle hin. Nur, und jetzt kommt das größte Problem, wann geht diese neue Saison überhaupt los?
DHL-Geschäftsführer Frank Bohmann würde sich das Minus von rund 25 Millionen Euro sogar gerne leihen, wenn er die Garantie hätte, dass es die neue Saison ganz normal starten kann. So einfach ist es leider nicht, denn Großveranstaltungen sind in Deutschland bis zum 31. August verboten. Selbst wenn es dann für den Handball weitergeht, weiß derzeit niemand, ob auch mit Zuschauern. Die aber sind für viele Clubs, anders als im Fußball, überlebensnotwendig. Ticketing-Einnahmen machen im Liga-Durchschnitt rund 30 Prozent der Gesamterlöse der Clubs aus. Noch wichtiger sind nur die Sponsoring-Einnahmen, die 60 bis 65 Prozent einbringen. Im Vergleich dazu verdienen die Vereine nur einen Bruchteil durch TV-Gelder. Im Fernsehen wären einzelne Sponsoren zwar immerhin über die Bandenwerbung zu sehen, insgesamt mindern Partien ohne Zuschauer den Sponsoringwert aber erheblich.

GWD Minden Juni
Foto: Angela_Metge

Und, Geisterspiele im Handball? Die Fußball-Bundesliga konnte/durfte vorlegen. Das ist zwar befremdlich, scheint aber zu funktionieren. Und wenn es denn gar nicht anders geht, muss das so sein. Spiele vor leeren Rängen scheinen also ein realistisches Szenario – zumindest in diesem Jahr. Aber: dann fehlt natürlich Geld: die Zuschauereinnahmen fallen weg. Für die Mindener auch ein Problem, aber etwas kleiner als sonst in der Liga – an der Weser ist der Anteil durch die Zuschauereinnahmen nicht so groß wie bei anderen Vereinen.
Eine Task Force soll entscheidende Schritte für den Profihandball in Deutschland bringen. Ziele sind: den Spitzenhandball gemeinsam durch die Zeit der Pandemie zu führen, das Training der Leistungssportler wieder voll und ganz aufzunehmen sowie das Spielen in den Bundesligen und für die Nationalteams zu ermöglichen. Wichtigster Punkt dabei: wie ist es möglich die Spieler wieder gesund und verletzungsfrei auf ihr „normales“ Niveau zu bringen. Die Vereine bekamen einen Fragebogen zu den Themen Kontakt der Spieler untereinander, Auswärtsfahrten, Zuschauerkonzept. Für die Task Force äußerst wichtig ist auch die Hygiene – in Sachen Training, Wetterkampf und auch Zuschauer. Diverse Experten helfen, um die passenden Antworten zu finden.