Ihr habt sie in der Hand: Die letzte NEWS-Ausgabe des Jahres. Normalerweise ist das für mich der Moment, um einen in erster Linie sportlichen Jahresrückblick auf GWD Minden zu machen. Mmh, lassen wir mal lieber – und das hat ja nun überhaupt nichts mit der Leistung der Mannschaft im Jahr 2020 zu tun. Corona… In der abgebrochenen Vorsaison fehlten GWD acht Spiele – bis 26. November sind vier Spiele der laufenden Serie ausgefallen – da fehlen dann zwölf (!) Begegnungen innerhalb eines Kalenderjahres. Seriöse Statistiken sind alleine schon deshalb nicht möglich.

 

Einen richtigen Schrecken bekamen alle Grün-Weißen, als bei Juri Knorr das Virus festgestellt wurde. Juri kam ja infiziert von der Länderspielpause zurück und trainierte danach noch mit den anderen Jungs. Positiv waren anschließend zumindest die negativen Testergebnisse der gesamten Mannschaft. Die Quarantänezeit für die Leistungssportler muss aber ein bisschen wie die Hölle gewesen sein. Da lebst du von der Bewegung, von deinem Körper, von einem Mannschaftssport und musst dich irgendwie alleine fit halten. Der Verein hat ihnen dann ja die passenden Hilfsmittel gebracht – durch Frank von Behren, Leon Grabenstein und Christoph Reissky.

Da hatten sich Leon und Christoph wie Bolle gefreut, dass sie NICHT in Quarantäne mussten – sie waren beim letzten Training vor dem Spiel gegen den BHC nicht dabei und hatten demnach keinen Kontakt zu Juri Knorr. Das kam Frank von Behren dann gut zu Passe, denn die beiden halfen mit die Spinning-Räder und Gewichte den eingesperrten Profis vor die Tür zu stellen. Außerdem brachten sie den „inhaftierten“ noch eine größere „Futterspende“ der GWD-Sponsoren. Auch ein schönes Zeichen. Plötzlichen Besuch bekamen die GWD-Spieler in ihrer Quarantäne auch – und zwar vom Ordnungsamt. Klar, die müssen überprüfen, ob die Leute auch tatsächlich zuhause bleiben – natürlich auch die Handball-Profis.

GWD Minden Dezember 2020

Gegen die Langeweile gaben sich die Spieler zum Beispiel Streaming-Tipps via Instagram. Oder sie hatten ihren privaten Einkaufsdienst. So bediente sich Max Staar bei Lennart Wilken-Johannes, Torwart beim TSV Hahlen und Gründer des ersten Mindener Handball-Podcasts „frei.vor“. Da hat der Lennart übrigens in den ersten beiden Folgen gleich zwei ehemalige Grün-Weiße Youngster zu Gast gehabt: Jonas Zollitsch, mittlerweile Handball-Schiri mit Chance auf eine steile Karriere sowie Tim Wieling, Rechtsaußen von Bundesligist Stuttgart. Beide genossen die GWD-Ausbildung, beide hatten für Dankersen ihr Bundesliga-Debut gegeben. Reinhören lohnt sich!

Wie bauen sich die Spieler in dieser eingeschränkten Zeit auf? GWD-Mentaltrainer Jörg Schiebel gibt da jede Menge Hilfe. Schießt den Profis in einer vollen Halle automatisch direkt das Adrenalin in den Körper, müssen sie Tricks finden, dass das in einer leeren Halle eben auch passiert. Hart war natürlich dann die Quarantänezeit. Da bist du mehr oder minder alleine, du musst dir irgendwie das Gefühl geben, zusammen zu trainieren.

Und wenn denn mal alles nichts hilft, hat Jörg Schiebel da ein einfaches Rezept: „Der beste Tipp ist vermutlich der, dass wenn wir das Gefühl haben, dass es uns nicht gut geht in dieser Enge, in diesem nicht rausgehen können, dass wir uns ein Lächeln schenken. Ein Lächeln, dass so ungefähr zwei Minuten dauert. Dann wissen wir, dann kriegen wir das Glückshormon ausgeschüttet. Unsere Muskeln signalisieren eben „das ist hier jetzt gut. Lächelt euch am besten an. Seid fröhlich mit euch selber, guckt zurück, zu den schönen Tagen, die ihr hattet, denn schöne Tage hatten wir mit Sicherheit alle. Und dann stellen wir uns vor, dass wir uns diese Tage ins jetzt holen. Dann gucken wir in die Zukunft und stellen uns vor, welche schönen Tage wir mal haben werden.“ Klingt vielleicht komisch, ist aber eine echte Stütze. Da muss man sich eben drauf einlassen.

Ich will jetzt wahrlich nicht den heimischen Tannenbaumverkäufern in den Rücken fallen – es gibt in diesem Jahr aber eine feine Aktion, um unsere Handballclubs zu unterstützen. Die Handball-Bundesliga und „TimTanne“ unterstützen die Vereine der ersten und zweiten Liga mit dem Helfer-Tannen-Cup. Die Klubs haben wegen der wegfallenden Kartenverkäufe weniger Geld in der Kasse – das soll zumindest zum Teil aufgefangen werden. Wer in diesem Jahr beim Versand „Tim Tanne“ einen Weihnachtsbaum kauft und seinen Lieblingshandballverein angibt, sorgt für eine Zehn-Euro-Spende. Das zahlt „Tim Tanne“ – der Fan muss nichts geben, außer den Verein zu benennen. Die Aktion läuft bis zum 18. Dezember. In diesem Sinne allen „Frohe Weihnachten“ – so es denn irgendwie geht. Und ein gesundes, neues Jahr. Für die meisten von uns kann es nur besser werden…