Endlich wieder Bundesligahandball! Hat ja lang genug gedauert. Es wird denn aber eine andere Saison als sonst. Das liegt schon mal daran, dass 20 statt 18 Vereine am Start sind. Wir erinnern uns: es gab wegen der durch Corona abgebrochenen Saison keine Absteiger. Es gab dann ja so einige Möglichkeiten, wie die neue Saison ablaufen hätte können.

 

Zum Beispiel hätten man die erste Liga teilen können – in Nord und Süd oder West und Ost. Nach Hin- und Rückrunde der einzelnen Ligen wären dann Play-Off-Spiele nötig gewesen, um Meister und Absteiger zu ermitteln. Anderes Beispiel: am Wochenende würden Mini-Turniere gespielt beispielsweise vier Mannschaften. Das dann so aufteilen, dass jeder Verein die gleiche Anzahl an Heimturnieren hat. Mir fallen da noch so einige andere Modelle ein.

GWD Minden
Foto Sebastian Külbel

Klubs, DHB und DHL haben sich dann für das klassische Saisonmodell entschieden – mit 38 statt 34 Spieltagen. Alles in allem ist das die fairste Lösung. Es bedeutet aber einen sehr großen Aufwand – aufgrund der zwei Mannschaften „mehr“ allein von den Terminen her. Denn schon in „normalen“ Jahren ist alles sehr eng getaktet. Da kommt jetzt noch Mal eine Schippe drauf. Saisonende soll am 30. Juni 2021 sein.

Der nächste ganz große Unterschied zu sonst: die Zahl der Zuschauer. Die Pandemie-Situation gibt es einfach nicht her, dass sich bei den Grün-Weißen rund 3.000 Menschen ein Handballspiel in einer Halle anschauen. GWD Minden und der TuS N Lübbecke haben als Nutzer der Lübbecker Kreissporthalle ein sehr gutes Konzept mit Hygieneexperte Dr. Peter Witte auf die Beine gestellt. Nach diesem Konzept sind bis zu 762 Zuschauer möglich – immerhin. Nach dem neuen Beschluss der Bundesländer sollte das Konzept genehmigt werden. Ohne ein genehmigtes Hygienekonzept können wohl alle Bundesligisten mehr oder minder den Laden zu machen, denn die Zuschauereinnahmen sind existentiell. Auch wenn – im Falle von Dankersen, 762 einige Tropfen auf den heißen Stein bedeuten. Und eines sollten die Entscheider bei aller berechtigten Vorsicht nie vergessen: Handball lebt von Emotionen – auf dem Spielfeld UND auf den Rängen.

GWD Minden
Foto Sebastian Külbel

Es gibt also mehr Spiele in dieser Serie. Das bedeutet auch mehr „Arbeit“ für die Mannschaft, die aber bis Jahresende trotzdem auf 15 Prozent Gehalt verzichtet. Gemusst hätten die Spieler das nicht – sie haben ja gültige Verträge. Aber auch sie wollen ein Zeichen setzen – für ihren Arbeitgeber, also GWD Minden, für die Fans und nicht zuletzt für die Sponsoren.

Der Saisonauftakt für GWD könnte von der sportlichen Aufgabe her nicht viel schlimmer sein: von den ersten sechs Spieltagen sind vier auswärts und das zum Saisonstart am 1. Oktober in Hannover, am 11. Oktober in Flensburg, am 17. Oktober in Melsungen und am 1. November in Kiel – dazwischen liegen die Heimspiele gegen Wetzlar und Berlin. Das ist ein ordentlicher Schluck aus der Pulle…! Sehen wir es positiv: die Mindener können eigentlich „nur“ überraschen. Ich werfe mal einen weiten Blick nach vorne: in der Rückrunde könnte das alles ein Vorteil sein, denn nach der WM in Ägypten haben die Grün-Weißen noch zwölf Heimspiele. Und eventuell sind dann schon mehr Zuschauer also mehr Unterstützung möglich…

Noch was Neues für die bald startende Saison: neue Trikots. Klar, wie jedes Jahr, aber dieses Mal gefallen die mir richtig gut. Dunkelgrüne Ärmel, dieser dunkle Streifen zieht sich außerdem an der Seite runter und geht in den gleichfarbigen Streifen auf der Hose über. Front- und Rückseite des Shirts sowie die Hose sind in einem helleren grün, wobei auf dem Shirt zwei weitere schmalere dunkelgrüne Streifen das Gesamtbild auflockern. Klar, das ist immer Geschmackssache.

GWD Minden
Foto Sebastian Külbel

Das Trikot wird immer in Zusammenarbeit mit Hummel erstellt, der Verein lässt aber immer eigene Ideen und Wünsche mit einfließen. Das Mitspracherecht bei GWD haben die Geschäftsführung und der Bereich Marketing/Sponsoring. Worauf wird geachtet? Zum einen auf die Logos der Sponsoren – sind diese an der richtigen Stelle und haben sie die richtige Größe. Zum anderen auf Details wie zum Beispiel aktuell die Namen der Fans auf dem Rücken – die sollen ja lesbar sein. Obendrauf gibt es noch Richtlinien der Handballbundesliga. Die HBL hat da schon ein Auge drauf. Bei den Schuhen ist das anders: die Spieler haben da freie Wahl. Das war nicht immer so. Ich kann mich noch gut an die 90er erinnern, wo durch Trickserei wie überkleben von Zeichen oder Namen aus der einen Marke fix mal eine andere Marke gemacht wurde…

Neu sind dann ja auch ein paar Herren, die diese schicken Trikots tragen werden. Allen voran die Nummer 1: Carsten Lichtlein, der Rekordbundesligaspieler. Die geballte Erfahrung – national wie international. Er wird anfangs unter Umständen kaum Pausen bekommen können – je nachdem wie schnell Malte Semisch schmerzfrei sein wird.

Die Nummer 3 trägt Tim Brand – den kennen wir an der Weser noch aus der Jugend und der zweiten Mannschaft von GWD. Da wird er vornehmlich auch spielen. Mal schauen, ob er im Training mit der „Ersten“ überzeugen kann und wie viel Bundesligalust er schnuppern darf. Interessant nebenbei: in Jugendzeiten gehörten Tim auch zum NRW-Radsportkader.

Von der Elbe über die Leine an die Weser kommt die Nummer 13: Joshua Theile. In Buxtehude geboren und dort gespielt ging es schon in der Jugend zu Hannover-Burgdorf und jetzt eben nach Minden. Bei der U20 EM vor zwei Jahren gewann er mit Deutschland Bronze und wurde zum besten Abwehrspieler gewählt.
Bleibt noch die Nummer 23: Doruk Pehlivan. Dass er Handballer werden würde schien vorbestimmt – auch seine Eltern spielten in der Türkei recht erfolgreich, beide waren im jeweiligen Nationalteam. Obwohl es bei Doruk anfangs gar nicht so aussah, denn er war bis zu seinem 14. Lebensjahr gleichzeitig Basketballer und auch dabei sehr gut aufgestellt. Im Handball stellten sich aber schneller Erfolge ein: schon mit 16 spielte er erste Liga, mit 20 wurde er dort Vize-Torschützenkönig. 2018 ging es nach Wien zu den Fivers Margareten, ein Jahr später nach Kielce und noch ein Jahr später jetzt zu den Grün-Weißen – für zwei Jahre auf Leihbasis. Der türkische Nationaltrainer ist sehr froh über seinen Werdegang – Doruk sei schon in seinem jungen Alter ein Vorbild für die anderen Nachwuchsspieler der Türkei. Einfach mutig sein und versuchen sich im Ausland durchzusetzen.