Von Carsten Korfesmeyer

In der Abfallwirtschaft hat sich in den vergangenen Jahrzehnen Grundlegendes geändert. Das spiegelt
sich auch an den Müllwagen wider, die über modernste Technik verfügen. Ein Ärgernis bleibt
allerdings die fehlerhafte Mülltrennung, die den Entsorgern große Probleme bereitet. Die Städtischen Betriebe Minden setzen jetzt auf eine besondere Aktion, um das Bewusstsein der Bürger zu schärfen.

Das Bild ist aus den 1970er-Jahren. Ein Müllwagen fährt durch die Straßen und am Heck stehen zwei Männer mit orangefarbenen Anzügen. Sie leeren graue Tonnen aus und in denen steckt alles, was die Haushalte weggeworfen haben. Alles durcheinander, denn das Thema Mülltrennung war in der Abfallwirtschaft noch nicht auf dem Schirm. Mancherorts gab es in diesem Jahrzehnt sogar noch die sogenannten Schuttlöcher, in die ebenfalls alles hineingeworfen wurde. Heutige Entsorgungsexperten können sich beim Anblick solcher Bilder nur noch über jenen Zeitgeist wundern. Wohl keine andere Branche hat in Sachen Umweltbewusstsein so sehr aufgeholt wie die Entsorgungswirtschaft. Und die Fahrzeuge sind mittlerweile auch sehr ausgereift. Meist greifen die Seitenlader die Tonnen auf und alles läuft aus dem Führerhaus mit großer Technik ab. Und getrennt wird auch.

Müllwagen gibt es als Hecklader, Front- und Seitenlader und oft verfügen sie über Pressplattensysteme. Mancherorts sind sie sogar schon rein elektrisch unterwegs und die rein körperliche Arbeit der Beschäftigten lässt mit fortschreitender Technik immer weiter nach. Eine Entwicklung, die von Berufsverbänden begrüßt werden dürfte, denn: Früher war der Job sehr anstrengend und vor allem gefährlich.
Unterwegs mit GPS

Ausgestattet sind die Müllfahrzeuge heutzutage auch mit einem GPS-System. Die Planung der jeweiligen Touren ist eine organisatorische Meisterleistung und oft minutiös organisiert. Immer hat der jeweilige Entsorger im Blick, wo das Fahrzeug gerade steckt. Das hat viele Vorteile, denn dadurch können die Unternehmen schnell reagieren, falls irgendwo einmal etwas passiert ist. Gibt es irgendwo einen Stau oder andere Verkehrsbehinderungen, kann bei Bedarf umgeplant werden. Auch falls mal eine Tonne stehen bleibt, ist das nachträgliche Kippen einfacher erledigt. Der Computer rechnet die Tour dann neu.

Seit 2021 gibt es im Kreis Minden-Lübbecke die sogenannte Gelbe Tonne. Sie ersetzte die Gelben Säcke, mit denen die Mülltrennung in den frühen 1990er-Jahren allmählich ihren Anfang nahm. Inzwischen gibt es auch den Restmüllbehälter oder die Biotonne – und nach rund drei Jahrzehnten sollte man meinen, die Bürger hätten das Prinzip inzwischen verinnerlicht. Davon ist man aber noch weiter entfernt, als angenommen werden sollte. Noch immer landet beispielsweise zu viel Plastik im Biomüll. Das sorgt bei den Verantwortlichen für Ärger.

Mülltrennung ist Umweltschutz

Martin Damke ist Bereichsleiter bei den Städtischen Betrieben in Minden (SBM). In einer Pressemitteilung schildert er das Problem – sagt aber auch, dass viele Menschen ihren Abfall korrekt sortieren, allerdings: „Es gibt aber leider immer noch zu viele, die den Müll nicht richtig trennen und ihre Biomülltonne falsch befüllen. Unsere Mitarbeiter finden verschiedenste Störstoffe aus Kunststoff, Metall oder Glas in den Biotonnen“, erklärt er. Diese Stoffe gehörten nicht in die Biotonne und führen dazu, dass zum Teil der ganze Inhalt eines Müllwagens im Kompostwerk nicht angenommen wird und als Restmüll entsorgt werden muss. Dieses Fehlverhalten Einzelner verursache unnötige Kosten, die sich im Endeffekt in den Müllgebühren für alle widerspiegeln, heißt es in der Pressemitteilung.

Jetzt kommt die Reaktion: Die SBM führen seit Kurzem Kontrollen der Biomülltonnen durch und verteilen gelbe und rote Karten. Gelbe Karten werden bei einzelnen Störstoffen an die Tonnen gehängt und führen im Wiederholungsfall dazu, dass die Tonne nicht mehr geleert wird. Eine rote Karte gibt es, wenn die Tonne komplett falsch befüllt ist. Dann bleibt sie ungeleert stehen.

Neben allem möglichen Restmüll werden auch kompostierbare Plastiktüten im Biomüll entsorgt. „Diese kompostierbaren Tüten gehören nicht in den Biomüll und sind ein großes Problem für uns“, sagt Damke. Die Bürger kaufen in gutem Glauben kompostierbare Tüten und werfen darin ihren Müll in die Biotonne. Die kompostierbaren Tüten sind aber von den anderen nicht zu unterscheiden. Außerdem verrotten sie im Kompostwerk zu langsam. Im Kompost, der eigentlich aus dem Biomüll entsteht, ist als Folge davon so viel Plastik, dass er nicht verwendet werden kann. Entgegen der Angaben der Hersteller dürfen Plastiktüten nicht in den Biomüll gelangen. Lassen Sie sich nicht durch die Angabe „kompostierbare Plastiktüten“ in die Irre führen, sondern verwenden sie Papiertüten oder Zeitungspapier für die Sammlung des Biomülls, hebt Martin Damke hervor.

Die SBM beteiligen sich bereits seit 2018 an der deutschlandweiten Kampagne #wirfürbio, werben mit Aufklebern und Informationen für eine bessere Mülltrennung. Jetzt folgt als nächste Stufe die Kontrolle der Biotonnen durch die SBM-Mitarbeiter. „Finden wir dabei Stoffe, die nicht in die Biotonne gehören, so gibt es eine gelbe oder rote Karte. Bei einer roten Karte bleibt die Biotonne ungeleert stehen“, so die Ankündigung vom Bereichsleiter. Das wird so lange gemacht, bis die Nutzenden den Müll nachsortiert haben. Ist die Biotonne ordnungsgemäß befüllt, wird sie dann bei der nächsten Leerung wieder mit geleert.