Von Carsten Korfesmeyer

Isaak Guderian tritt für Deutschland beim Finale des Eurovision Song Contest (ESC) in Malmö an. „Always On The Run“ heißt sein Beitrag, mit dem er am 11. Mai punkten will. Das Lied hat Ohrwurmcharakter und die Chancen stehen nach Einschätzung vieler Menschen gut, dass der 29-Jährige einen Erfolg feiert. Der Musiker aus Espelkamp ist der erste ESC-Finalist aus dem Mühlenkreis. Isaak Guderian ist in Minden geboren und in Porta Westfalica aufgewachsen, inzwischen verheiratet und zweifacher Familienvater. Wie hat sich der ESC-Erfolg auf seinen Alltag ausgewirkt? Und wie fühlt er sich vor seinem großen Auftritt? Solche und noch weitere Fragen beantwortet er im News-Interview.

Isaak, hat sich zuletzt viel für dich verändert?
Im Grunde ist es gar nicht so hektisch, wie man denken könnte. Klar, ich werde jetzt öfters auf der Straße angesprochen, aber das sind alles schöne Momente. Die Menschen wünschen einem Glück und meist kommt ein Toi-Toi-Toi. Aber gerade hier in der Region ist es für mich aktuell überhaupt nicht stressig. Es ist eine echt schöne Zeit.

Kannst du denn noch in Ruhe zum Essen gehen?
Ja klar, das ist überhaupt kein Problem. Gerade erst neulich hatte ich in einem Restaurant ein Meeting und um mich herum haben die Leute überhaupt nicht auf mich reagiert, obwohl sie mich wahrgenommen hatten. Die haben meine Privatsphäre vollkommen respektiert und wir konnten ganz in Ruhe zu Ende essen und erst, als wir gehen wollten, kamen die Leute zu mir und fragten nach Autogrammen und Selfies.

Am 11. Mai hast du deinen Auftritt in Malmö. Dann schauen rund 250 Millionen Menschen weltweit zu. Stresst dich dieser Gedanke?
Nein, stressen tut mich das nicht. Ich weiß ja, was ich mache, und ich bin ja gut vorbereitet. Auftritte mit dem Song hatte ich ja genügend.

Aber es ist live und du musst punktgenau liefern?
Na ja, aber diese Situation hatte ich beim Vorentscheid ja auch schon.

Deine Wurzeln liegen in der Straßenmusik. In Minden hast du kurz nach dem Vorentscheid in der Bäckerstraße gespielt. In Bielefeld auch. Bleiben jetzt mehr Menschen stehen, um dir zuzuhören?
Manche gehen vorbei, manche bleiben stehen. Als Straßenmusiker musst Du immer Dein Publikum für Dich erobern. Das ist das Schöne daran und interessanterweise ist es so, dass immer weitere Leute dazukommen, je zahlreicher das Publikum ist. Das ist aktuell für mich etwas anders. Jetzt kommen die Leute, weil sie mir gezielt zuhören.

Macht dich dein ESC-Erfolg stolz?
Ich habe grundsätzlich immer das Problem, dass ich mir Erfolge nicht selbst zuschreiben kann. Das ist einfach bei mir so und ich weiß auch nicht, warum. Zurzeit fängt es auch noch an, dass mir meine Musik gar nicht mehr wie Arbeit vorkommt. Das ist ja eigentlich ein schöner Effekt, aber irgendwie macht mich das auch unruhig. Ich habe leider immer noch sehr viele Selbstzweifel.

 

Ihr habt zwei Söhne im Alter von fünf und zwei Jahren. Wie bekommt ihr das momentan als Familie alles unter einen Deckel?
Anfangs war ich gar nicht so viel unterwegs, das ist natürlich jetzt schon mehr geworden und es dürfte in den nächsten Wochen noch mehr werden. Natürlich spürt man das in der Familie. Bei den Kindern merkt es der Große sicherlich mehr als der Kleine, aber wir achten drauf, dass wir trotzdem noch genug Zeit für das Familienleben haben.

Du bist aber jetzt viel auf Reisen.
Ja, ich bin auf Promotour in vielen Städten und es gibt eine Reihe von Shows, in denen ich auftrete. Ich habe ein Team aus etwa 30 Leuten, das alles so weit organisiert und auswählt, wohin es gehen soll. Es ist wichtig, solche Menschen an seiner Seite zu haben. Ich bin auch oft bei Radiostationen zu Gast und dann gibt es ja noch die Pre-Partys in Madrid, London und Amsterdam. Es ist gezielte Promotion.

Und am 1. Mai geht es nach Malmö. Dann wird es ernst.
Sicher. Und dann wird noch eine Schippe draufgelegt und viel Freizeit werden wir dann nicht haben, so viel ist jetzt schon sicher. Alle Teilnehmer sind in einem Hotel untergebracht und vor allem die Sicherheitsmaßnahmen sind im Vorfeld des ESC-Finales enorm.

Wie sieht dein Alltag in diesen Tagen dann aus?
Es wird viel geprobt und natürlich muss ich viele Interviews geben – einmal sogar über fünf Stunden. Aber ich freue mich darauf auch schon, obwohl wir von Malmö selbst sicher nicht viel mitbekommen.

Dein Song „Always on the Run“ hat schon viel Zuspruch bekommen und viele sprechen von einem starken Lied, das ins Ohr geht. Das macht doch zuversichtlich, oder?
Danke schön, wenn das so gesehen wird, und das freut mich natürlich. Wir haben an dem Song ja bereits ein Jahr gearbeitet und in der Zeit ist er einem natürlich schon sehr vertraut. Mir geht es darum, beim ESC das bestmögliche Ergebnis zu holen. Wie es am Ende aussieht, werden wir dann ja sehen. Ich möchte die Menschen überzeugen.

In den vergangenen Jahren hatte Deutschland beim ESC-Finale nicht gut abgeschnitten, allerdings 2010 auch einen Sieg geholt. Bist du auf beide Situationen innerlich vorbereitet?
Absolut. Ich kann mit beiden sehr gut umgehen. Wichtig ist mir nur, dass ich mich danach selbst über meinen Auftritt begeistern kann.