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Hilfe für Familien: Spendenaktion der Porta-Unternehmensgruppe

„Die Not der Menschen ist für uns größer geworden“: Spendenausschüttung der Andreas-Gärtner-Stiftung verzeichnet Rückgang der Gelder. Die Porta-Unternehmensgruppe stockt die Summe in diesem Jahr deshalb auf.

Alicia kann nicht sprechen, laufen, sitzen oder krabbeln, kaum hören, sehen oder schlucken. Das schwerbehinderte Kind kam als Frühchen zur Welt, infizierte sich mit einem Krankenhauskeim und entwickelte einen Gehirnabszess, dessen Behandlung Epilepsie zur Folge hatte. Zudem stellten die Ärzte eine seltene Chromosomen-Anomalie bei ihr fest. Mittlerweile ist Alicia elf Jahre alt, trotz der Herausforderungen bereite sie allen viel Freude, schreibt die Mutter in ihrem Antrag an die Andreas-Gärtner-Stiftung. Mit dem Schreiben bat sie um Geld für einen Treppenlift, denn bislang muss die zierliche Frau ihr Kind die Stufen im Haus hoch- und runtertragen. Es ist eines von rund 1.000 Unterstützungsgesuchen, die bei der Stiftung in diesem Jahr eingegangen sind.

Seit 30 Jahren unterstützt die Andreas-Gärtner-Stiftung Menschen mit geistiger Behinderung. Ins Leben gerufen wurde sie von Hermann Gärtner, dem Mitgründer der Porta-Gruppe, zu Ehren seines schwerbehinderten Sohnes. Die Zahl der Anträge hat sich im Vergleich zum Vorjahr nicht geändert, dennoch ist etwas anders, wie Birgit Gärtner vom Stiftungsvorstand auf der jährlichen Pressekonferenz berichtete. „Es gab viel zu viele Anfragen, die wir in der Vielfalt nicht unterstützen konnten“, sagte sie und erklärte, dass bei den Bitten häufiger als sonst nicht Hilfe zugunsten des behinderten Kindes im Vordergrund gestanden habe, sondern die Unterstützung für dessen in Not geratene Familie. Da sei es dann beispielsweise um die Begleichung von Kreditschulden gegangen, nannte sie ein Beispiel. „Das ist alles ganz traurig, aber unser Stiftungszweck ist für geistig behinderte Menschen bestimmt.“ Auch von Unterstützung bei Hilfsmitteln, die die Kranken- oder Pflegekasse abgelehnt hätten – obwohl sie dazu verpflichtet seien –, berichtete sie. „Wir haben den Familien dann geschrieben, an wen sie sich wenden können.“ Man könne nicht die Sachen der Institutionen auffangen.

Behindertengerechte Autos und Delfintherapie

196 Familien aber bekamen finanzielle Unterstützung. Exakt 800.471,26 Euro wurden unter ihnen verteilt. Der Großteil – 63 von ihnen – erhielt einen Zuschuss jeweils in Höhe von 5.000 Euro für den Kauf eines behindertengerechten Autos, 66 Kinder bekamen rund 3.000 Euro an Zuwendungen für eine Delfintherapie. Auch der behindertengerechte Umbau von Badezimmern, die Anschaffung eines Treppenlifts wie im Fall von Alicia, deren Schicksal Simone Piske vom Stiftungsbeirat vorlas, oder von Therapiehunden und -geräten gehörten dazu. Zudem wurden 138.500 Euro an 13 Institutionen und gemeinnützige Einrichtungen wie die Diakonie Stiftung Salem Minden oder der Wittekindshof in Bad Oeynhausen verteilt, in dem Andreas Gärtner seine letzten Lebensjahre verbrachte. Er starb 1998. Über die 30 Jahre wurden insgesamt rund 17,5 Millionen Euro verteilt, so Gärtner weiter. „Für eine kleine Stiftung, wie wir es sind, ist das ein Wahnsinnsbetrag.“

753.000 Euro kamen an Spenden zusammen

Das Geld stammt vor allem aus Spenden, 753.000 Euro kamen so zusammen – vergangenes Jahr waren es 972.594,04. Zwar spendeten immer noch viele Menschen, aber nicht mehr in der Höhe wie früher, hat Birgit Gärtner festgestellt. Und dann fielen in diesem Jahr auch noch zwei große Wohltätigkeitsveranstaltungen aus: das Golfturnier aus Altersgründen und der Secondhandverkauf von Designerkleidung wegen der aufwendigen Vorbereitungen.

„Die Not der Menschen ist für uns größer geworden.“ Darum habe man den Betrag um 180.000 Euro aufgestockt. Auch in der Vergangenheit steuerte die Porta-Gruppe Geld bei. So gingen beispielsweise am 7. Mai – dem Geburtstag von Hermann Gärtner – zehn Prozent des Reinerlöses der Porta-Gruppe an die Stiftung.