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Fußballtorhüterin Carina Schlüter (22) spricht im Interview über ihren Wechsel zum FC Bayern München und ihre Karrierepläne.

Für mich ist das eine große Ehre“

Interview Juni 2019

Die aus Minden stammende Fußballtorhüterin Carina Schlüter wechselt zum großen FC Bayern. Die 22-Jährige wohnt inzwischen in München und freut sich auf die neue Saison. Ein Quantensprung sei das, erzählt sie im Interview mit news – Das Magazin. Die frühere Letelnerin unterstreicht ihre Ambitionen auf einen Stammplatz bei den Bayern und einen Kaderplatz im Tor der Nationalmannschaft. Mit der Konkurrenz sieht sie sich auf Augenhöhe.

 

Interview Juni 2019Carina, wie war das für dich, als die Bayern anriefen?
Mich traf das ja nicht ganz unvorbereitet, denn es ist ja nicht so, dass auf einmal das Telefon klingelt. Mein Manager hatte in den Wochen davor schon mit dem FC Bayern Kontakt und ich wusste, dass Interesse besteht. Als ich dann meinen Vertrag unterschrieben hatte, war das natürlich ein tolles Gefühl. Für mich ist das eine große Ehre, bei Bayern zu spielen.

Dein Traumverein?
Absolut. Ich bin schon von klein auf an Bayern-Fan.

Ist das in deiner Karriere ein Quantensprung?
Ja, absolut. Die Mannschaft ist klasse und die Trainingsbedingungen sind optimal. Denn auf dem Vereinsgelände steht uns alles zur Verfügung, was man im professionellen Fußball braucht. So hatte ich es vorab noch nie.

Aber du hast drei Jahre beim SC Sand gespielt. Immerhin Bundesliga.
Das ist schon richtig, aber mit dem FC Bayern ist das trotzdem nicht vergleichbar. Dort gibt es drei Mal so viele Betreuer wie beim SC Sand und das bietet mir die Möglichkeit, mich sportlich weiterzuentwickeln. Aber die letzten drei Jahre waren auf jeden Fall eine ganz tolle Zeit.

Und jetzt ist aber die Konkurrenz größer.
Das ist richtig, spornt mich aber auch an. Ich finde, der Kampf um den Stammplatz ist offen. Ich gebe auf jeden Fall mein Bestes.

Du bist für deinen Ehrgeiz bekannt. Was ist mit der Nationalmannschaft.
Da bin ich aktuell nicht im Kader. Aber ich habe das Ziel, da ganz bald wieder zuzugehören. Jetzt wo ich bei Bayern bin, kann ich mich gut weiterentwickeln – und schon das bringt mich dem Ziel sicherlich näher.

Du hast unter Horst Hrubesch trainiert. Wie ist der so?
Der ist absolut in Ordnung, was übrigens auch Martina (Voss-Tecklenburg) zutrifft, die jetzt die Nationalmannschaft trainiert. Jeder Trainer hat seinen eigenen Stil. Ich komme mit beiden sehr gut zurecht.

Bist du eigentlich schon mal auf Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß getroffen?
Nein, persönlich bislang noch nicht. Ich habe beide auf dem Gelände aber schon gesehen. Bei Bayern ist das alles etwas größer. Ich weiß gar nicht, ob die mich überhaupt kennen.

Willstätt liegt eher beschaulich in Baden, München ist eine Weltstadt. Hast du schon viel von deiner neuen Stadt gesehen?
Ich bin ja eher ein Typ, der das ländliche mag. Aber München hat was. Mir gefällt der Englische Garten und auch die Shoppingmeilen und Cafés sind klasse. Ich glaube, dass ich mich hier sehr schnell einleben kann.

Interview Juni 2019Und was ist mit Minden? Bist du noch regelmäßig dort?
Leider nur ganz selten. Meist zu Weihnachten oder mal am Wochenende.

Frauenfußball steht im Schatten des Männerfußballs? Seit der WM 2011 scheint das anders zu sein, oder?
Auf jeden Fall ist der Frauenfußball populärer geworden. International setzt sich das auch weiter fort. Bei uns in Deutschland habe ich in den letzten Jahren allerdings das Gefühl, dass sich dieser Aufwärtstrend nicht mehr weiter steigert. Es stagniert aber auf einem guten Niveau.

Die Frage klingt abgedroschen, muss aber noch gestellt werden. Wie bist du zum Fußball gekommen?
Unter anderem durch meine Familie. Ich habe mit vier angefangen und mein anderthalb Jahre älterer Bruder spielte auch. Mir macht Fußball immer Spaß. Als Kind habe ich schon mit meinem Opa im Garten gespielt.

Du hast drei Semester Zahnmedizin studiert, jetzt aber auf Internationales Management umgesattelt. Ist das schon der erste Schritt, um nach der aktiven Karriere als Managerin im Fußball zu arbeiten?
Nein, damit hat das noch nichts zu tun. Beim Medizinstudium musste ich immer anwesend sein, was auf Dauer mit dem Fußball nicht funktioniert. Es war einfach mit meiner Karriereplanung so nicht mehr vereinbar und deshalb habe ich das Fernstudium aufgenomen.

Hintergrund:

Carina Schlüter begann das Fußballspielen beim SV Weser Leteln, wo sie lange Zeit in Jungenmannschaften spielte. 2011 wechselte sie in die Jugendabteilung von Arminia Bielefeld und hütete ab Sommer 2013 das Tor der ersten Mannschaft in der Westfalenliga.

Nach einem halben Jahr folgte im Januar 2014 der Wechsel zum Zweitligisten VfL Bochum, für den sie 2014 debütierte. Nach dem Rückzug Bochums in die Regionalliga West wechselte sie im Sommer 2015 zum Herforder SV, für den sie 2015/16 20 von 22 Punktspielen bestritt. Seit der Saison 2016/17 gehört sie dem Kader des Bundesligisten SC Sand an, für den sie am 4. September 2016 beim Unentschieden im Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg ihr Erstligadebüt gab.

Bei der 2015 in Israel ausgetragenen U-19-Europameisterschaft bestritt sie zwei Gruppenspiele und schied im Halbfinale gegen den Europameister Schweden mit 2:4 im Elfmeterschießen aus dem Turnier aus. Am 21. Oktober 2015 debütierte sie in der U-20-Nationalmannschaft, mit der sie in Kassel der Auswahl Schwedens mit 0:1 unterlag.
Im Juni 2018 debütierte sie – mit Einwechslung für Lisa Schmitz in der 46. Minute – in der A-Nationalmannschaft, die auf dem Tim Hortons Field in Hamilton im Testspiel gegen Kanada. (Quelle: Wikipedia.de)

Von Carsten Korfesmeyer