Von Carsten Korfesmeyer

Jetzt aber! Mit einem Jahr Verspätung startet am 11. Juni in Rom die 16. Fußball-Europameisterschaft. 24 Mannschaften kämpfen um den Titel und die Entscheidung darüber fällt im Finale, das am 11. Juli im Londoner Wembley-Stadion ausgetragen wird. Auf uns alle warten spannende vier Wochen, in denen sich der Ball dreht und auch wieder Zuschauer in den elf Austragungsstätten zugelassen sind. Der zuletzt so sehr vermisste „zwölfte Mann“ kehrt in die Mannschaften zurück.

Die Modalitäten

Sprechen wir kurz über die Eckdaten. In der Vorrunde gibt es die Gruppen A, B, C, D, E und F. Deutschland spielt in der Gruppe F zum Auftakt am Dienstag, 15. Juni, 21 Uhr, in München gegen Frankreich. Es folgen die Begegnungen gegen Portugal am Samstag, 19. Juni, 18 Uhr und Mittwoch, 23. Juni, 21 Uhr – jeweils in München. Für die Achtelfinalspiele im KO-Modus qualifizieren sich neben den sechs Gruppensiegern und Zweitplatzierten auch die besten vier Dritten.

Es geht durch Städte in ganz Europa und interessanterweise auch nach Baku im Kaukasus – eine Stadt in Asien. Gespielt wird außerdem in Glasgow, Kopenhagen, Amsterdam, Sevilla, Budapest und Bukarest. Die Halbfinalspiele und das Endspiel laufen im Wembley-Stadion.

Wieder Zuschauer im Stadion? Ja, um diese Frage hat sich in den vergangenen Wochen noch so einiges gedreht. Kritiker sehen den direkten Kontakt der Fans im Stadion als Risiko in der noch immer laufenden Pandemie, andere sehen in den Zuschauern „das Salz in der Suppe“ und betrachten die in den vergangenen Monaten nahezu stets laufenden Geisterspiele als eine Art Stimmungskiller. Wie dem auch sei: Die Verantwortlichen setzen auf eine limitierte Zahl von Fans im Stadion und die Einhaltung der aktuellen Coronabeschränkungen. So soll im Stadion eine Zuschaueratmosphäre herrschen – wenn auch in abgespeckter Form. Freuen wir uns einfach auf die Fußballspiele.

Zeiten, in denen die Menschen mit hupenden Autokorsos die Siege der deutschen Nationalmannschaft feierten, dürften in diesem Jahr hingegen unmöglich sein. Das gilt auch für das Public-Viewing auf Marktplätzen oder in Biergärten, wo die Tore mit riesigem Jubel in schwarz-rot-goldenem Fahnenmeer gefeiert wurden. Das alles kommt sicher wieder, doch dieses Mal feiern wir einfach in einem kleineren Rahmen. Der Begeisterung für den Sport tut das hoffentlich keinen Abbruch. Fans bleiben Fans – und natürlich drücken wir die Daumen.

Wie stehen die Chancen für die deutsche Nationalmannschaft? Zuletzt hatte das Team um Bundestrainer Joachim Löw seine Anhänger nicht gerade mit tollem Fußball verwöhnt. Irgendwie wirkte in der Elf alles eher weniger motiviert, vieles nur halbherzig und die Stars eher müde von den unzähligen Spielen in Meisterschaft, Pokal oder Champions-League. Nicht wenige haben die Sorge, dass die Kicker nach einer langen und kräftezehrenden Saison nicht mehr den Elan haben, um in diesen Wochen noch einmal kräftig durchzustarten. Wieder sagen so manche ein Ausscheiden in der Vorrunde voraus. War da nicht was?

Deutschland – die starke Turniermannschaft

Richtig. Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 ist Deutschland in der Vorrunde gescheitert. Ein frühes Aus, das sich in den Köpfen der Fans irgendwie manifestiert hat. Ein allzu ungerechtes Vorurteil, das darüber hinwegtäuscht, wie riesig die Erfolge deutscher Teams bei einer EM oder WM immer waren. Immer hatte es im Vorfeld Leute gegeben, die als angebliche Experten ein frühes Ausscheiden in Aussicht gestellt hatten. Und dann entpuppte sich meist alles als völlig ungerechtfertigt. Wir erlebten bärenstarke Auftritte mit vielen tollen Spielen und Spielern, die während der Turniere zu großen Stars wurden. Bei zahlreichen Europameisterschaften entpuppten sich „unsere Jungs“ als Turniermannschaft. 1980 holten wir den Titel, 1996 ebenfalls und auch auf der Weltbühne hat sich immer wieder gezeigt, dass die Kicker auf Knopfdruck über sich hinauswachsen. Bei der WM 1986 in Mexiko hatten beispielsweise nur wenige die deutsche Mannschaft auf der Rechnung. Es kam anders und erst im Endspiel unterlagen wir Maradona und Co. Argentinien wurde Weltmeister, Deutschland Zweiter. Vier Jahre später in Italien drehte sich diese Konstellation. Deutschland holte den Titel gegen die Südamerikaner. Auch 2002 in Japan glaubten nur wenige an eine erfolgreiche WM der Deutschen. Wieder endete die Serie erst im Finale – dieses Mal gegen Brasilien. 2006 folgte das Sommermärchen, auch 2010 liefs gut und 2014 holte das Team in Rio den vierten Titel.

Respekt, Fairplay und Toleranz

24 spielen um den Titel der Euro und bei aller Begeisterung für das eigene Team steht der Sportsgeist im Mittelpunkt. Fairplay und eine weltoffene Haltung sind eine Selbstverständlichkeit. Respekt und Toleranz gehören ebenfalls dazu. Nur so macht der Fußball richtig Spaß. Freuen wir uns also auf eine tolle Zeit und schöne Spiele!

 

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