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Interview: GWD-Handballer Justus Richtzenhain: “Wir vermissen die Fans sehr”

GWD-Handballer Justus Richtzenhain spricht im News-Interview über seine Leidenschaft zum Sport, seinen Alltag und auch darüber, wie sehr sich das gesamte Team ein Ende der leeren Ränge wünscht.

Foto: Angela Metge

Von Carsten Korfesmeyer

Drei Unentschieden, dann der Last-Minute-Sieg gegen den HC Erlangen: Am Tag nach dem großen Abend spricht Kreisläufer Justus Richtzenhain von einer Art Befreiungsschlag. „Das war wichtig für uns“, sagt der 23-Jährige im Interview mit news – Das Magazin. Seit der Saison 2019/2020 steht er im Kader von Handball-Bundesligist GWD Minden. Seit frühester Jugend ist er im Verein, hat dort die kompletten Jugendteams durchlaufen und startete gerade in den vergangenen zwei Jahren mächtig durch. Wohin führt ihn der Weg? Auch darüber haben wir mit Justus Richtzenhain gesprochen.

Justus, deine Handball-Vita kennt nur einen Verein. Das ist doch für einen Profisportler recht ungewöhnlich.
Das ist so, allerdings muss man dabei ja auch bedenken, dass es für junge Handballer in Minden ganz ausgezeichnete Voraussetzungen gibt. Da habe ich Glück gehabt. GWD ist als Bundesligist sehr gut darin aufgestellt, was Trainingsbedingungen und Fördermöglichkeiten betrifft. Das geht alles professionell zu. So was können die meisten Handballvereine in anderen Regionen nicht bieten. Wäre ich woanders aufgewachsen, hätte ich sicher schon mal den Verein gewechselt.

Foto: Angela Metge

Zuletzt hast du mit starken Leistungen immer ganz besonders auf dich aufmerksam gemacht. Du bist jetzt 23. Da könnte ja noch ganz schön was kommen. Machst du dir über deine Handballzukunft Gedanken?
Ich gehöre zu den Menschen, die immer erst an den nächsten Schritt denken. An große Ziele oder Träume denke ich nicht so sehr. Mir geht es um das, was gerade jetzt passiert und ich fühle mich meinem Verein sehr eng verbunden. Ich gebe immer mein Bestes und schaue einfach, wie es dann weitergeht. Ich lass es in Ruhe auf mich zukommen.
Könntest du dir denn vorstellen, nach deiner aktiven Zeit im Handball zu bleiben? Vielleicht als Trainer?
Das wird sich zu gegebener Zeit entscheiden. Klar, ich kann mir vieles vorstellen – auch ein Traineramt. Aber das ist noch lange hin. Ich weiß nicht, was irgendwann ist, aber es wird bestimmt Gelegenheiten geben, die sich kurzfristig eröffnen. Zurzeit studiere ich über die Fernuni Mediendesign. Das macht auch Spaß und ich bin froh, dass es die Möglichkeit eines Fernstudiums gibt. Das macht das Studieren flexibel und ich kann es gut mit meinem Tagesablauf vereinbaren.

Wie sieht denn der Tagesablauf eines Handball-Profis aus?
Der ist nicht immer gleich. Unsere Trainingszeiten richten sich auch nach den jeweiligen Spielterminen. Normal trainieren wir zwischen dreieinhalb und fünf Stunden. Das hört sich jetzt erst mal gar nicht so lange an, allerdings ist es körperliche Arbeit. Üblich ist beim Training auch die Athletik. Dazu zählt beispielsweise das Krafttraining. Das läuft zurzeit unter anderen Bedingungen, weil wir wegen Corona nur in kleineren Gruppen in den Kraftraum können. Ein fester Termin ist momentan nur der tägliche Coronatest. Der ist immer um 14 Uhr.

Foto: Angela Metge

Corona führt dazu, dass Ihr zurzeit vor leeren Rängen spielen müsst. Wie geht man damit um?

Also anfangs war es für uns alle ein ganz komisches Gefühl, vor leeren Rängen zu spielen. Jeder Einzelne geht damit sicherlich auch unterschiedlich um, aber mir fiel es schwer. Mittlerweile ist es aber so, dass ich mich schon daran gewöhnt habe, ohne Zuschauer auf dem Platz zu sein. Mir geht es aber wie allen von uns: Wir vermissen die Nähe zu unseren Fans und hoffen, dass die Halle bald wieder mit Zuschauern besetzt ist. Wir alle wünschen uns wieder Normalität.

Fans motivieren enorm. Wie schafft man es, sich vor leeren Rängen zu motivieren und alles aus sich herauszuholen?
Das ist schon schwierig und momentan gibt es bei den Spielen im Grunde ja auch so gut wie keinen Heimvorteil mehr. Die Spieltage unterscheiden sich prinzipiell nur von der Anreise und in der Halle herrscht eine ganz andere Atmosphäre als sonst. Wir haben aber einen Mentaltrainer, der uns in dieser Hinsicht hilft und uns darauf einstellt.

Foto: Angela Metge

Gestern habt ihr gegen den HC Erlangen in der letzten Minute gewonnen. Wie wichtig sind gerade diese Punkte für den Teamgeist?
Das war für uns wie ein Befreiungsschlag und hat uns ganz bestimmt einen wichtigen Schub nach vorne gebracht. Davor hatten wir ja drei Mal Unentschieden gespielt – eine Serie, die im Handball auch eher ungewöhnlich ist. Die Punkte waren deshalb für uns sehr wichtig und jetzt blicken wir weiter zuversichtlich nach vorne.

Der Handball bestimmt einen großen Teil deines Alltags. Wie wichtig ist es dir, einen Ausgleich zum Profisport zu haben?
Natürlich braucht man einen Ausgleich, doch der hat weniger mit Sport zu tun. Sport bedeutet mir sehr viel, aber ich gehe auch gerne mal raus in die freie Natur. Mir gefällt diese Ruhe dort – und da kann ich auch mal auf andere Gedanken kommen. Früher, als ich noch bei meinen Eltern wohnte, hatte ich einen Basketballkorb. An dem habe ich dann gespielt und das war auch eine Art Ausgleich. Basketball war früher auch eine ganz große Leidenschaft von mir. Wäre ich nicht Handballer geworden, hätte ich wohl ganz auf Basketball gesetzt.