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Interview mit Minden-Marketing Geschäftsführer Dr. Jörg-Friedrich Sander: Neue Wege gefragt

Gute Chancen für Events in diesem Sommer. Mit Konzepten soll ein Stück Normalität zurück. So könnte bald wieder ein Kirmespark kommen.

Von Carsten Korfesmeyer

Gourmetmeile, Maimesse, Tourismus oder die Kultursommerbühne: bei der Minden-Marketing (MMG) laufen die Fäden zusammen, wenn es um die Veranstaltungen und Angebote der Stadt geht. Routiniert macht sich das Team um Geschäftsführer Dr. Jörg-Friedrich Sander im positiven Sinne normalerweise an die Arbeit, doch von Routine ist zurzeit keine Spur mehr.

„Wir müssen immer wieder neue Szenarien durchspielen“, sagt er gegenüber news – Das Magazin. Denn obwohl Veranstaltungen und Gastronomie in der Zwangspause stecken, sitzen die Männer und Frauen von der MMG in den Startlöchern. Zusammen mit Schaustellern, Kulturschaffenden, Gastronomen, Einzelhandel und Co. arbeiten alle darauf hin, dass es wieder los geht. Wenn es so weit ist, muss es schnell gehen. „Dann brauchen wir sofort die passenden Konzepte“, sagt der MMG-Chef. Viele liegen schon in der Schublade – wie das für einen Kirmespark wie im Herbst 2020.

Den möchte Sander als Ersatz für die Mindener Maimesse anbieten. Die hätte Anfang des Monats auf Kanzlers Weide laufen sollen und musste aufgrund der Lage natürlich abgesagt werden. Dass ein großes Event in diesem Mai auf dem großen Platz starten könnte, hält der Eventprofi zwar für ausgeschlossen, doch im Juni oder Juli könnte das klappen. „Im Herbst hat das mit dem Kirmespark gut funktioniert“, sagt er. Rund 35 000 Menschen seien auf Kanzlers Weide dabei gewesen und hätten trotz Corona ein Stück weit Normalität erlebt. Und zu coronabedingten Zwischenfällen ist es auch nicht gekommen.

Im Gespräch macht Sander immer wieder klar, dass Menschen das Miteinander, die unbeschwerte Geselligkeit und die Kultur brauchen. Aus Gesprächen mit Besuchern weiß er beispielsweise, dass der Kirmespark allein rein psychologisch eine Menge gebracht hat. Zwar mussten die Kontaktdaten der Gäste erfasst werden, dennoch habe es den Leuten Spaß gemacht und den Schaustellern und Mitwirkenden einen Schuss Motivation gegeben. Man dürfe nicht vergessen, dass diese Gruppe durch die Coronabeschränkungen wirtschaftlich am stärksten betroffen ist. Sander weiß, dass bei vielen Gastronomen, Schaustellern, Künstlern oder Händlern die Nerven zurzeit blank liegen. Umso wichtiger sei es, Perspektiven erkennen zu lassen. „Wir stehen alle in einem regelmäßigen Austausch“. Er sei zuversichtlich.

Lange genug ist der Geschäftsführer allerdings auch im Job, um eines zu erkennen: auch andere Formate der kommenden Monate könnten wieder nicht stattfinden. Ein Oktoberfest mit gewohntem Ablauf sieht Sander „zurzeit nicht“, allerdings kann er sich andere Angebote sehr gut vorstellen, die unter gewissen Voraussetzungen laufen könnten – beispielsweise „Kultur im Hof“ mit „Martini um 12“. Der MMG-Chef entwickelt mit seinem Team auch viele Modelle, die nur auf den ersten Blick noch etwas ungewohnt erscheinen. Künstler und Kulturschaffende könnten in das Kirmespark-Konzept eingebunden werden. „Wir müssen Auftrittsmöglichkeiten schaffen“, sagt er.

Plattformen könnte er sich auch im Rahmen von verkaufsoffenen Sonntagen vorstellen. Es gelte, neue Wege zu beschreiten und doch darauf zu setzen, dass die gewohnten Formate baldmöglichst wieder laufen werden. Das hat den Alltag der Minden-Marketing verändert. Optimistisch, Realistisch, Pessimistisch – das sind die Kategorien, nach denen die Chancen von Events bewertet werden. Täglich sind Sander und Kollegen in Videogesprächen, beraten sich zum Beispiel mit Tourismusexperten und stimmen sich mit dem Einzelhandel, den Schaustellern oder den Gastronomen ab. Und eines ist ganz klar: Auch wenn die Bevölkerung zurzeit den Verzicht üben muss, laufen die Pläne der Minden-Marketing auf vollen Touren. Möglicherweise noch mehr als sonst und immer mit dem Ziel, die gesamte Attraktivität der Stadt zu steigern. Es gehe um das Gemeinsame – ganz nach dem Mindener Motto „Min+Din“, das so viel heißt wie „Meins und Deins“.

„Die Ärzte“ kommen

Kurz vor Redaktionsschluss erreicht uns diese Meldung:
40.000 Menschen auf Kanzlers Weide und am Weserufer – feiernd, tanzend und singend. Wenn es nach Marc Huelsewede von Crunch Time Promotion geht, findet das Abstand halten in Minden aber spätestens am 3. September 2022 ein Ende. Vier Jahre nach dem Mega-Konzert der Toten Hosen soll es auf Kanzlers Weide erneut voll werden. Mit ihrer Tour „Buffalo Bill in Rom“ kehren „Die Ärzte“ nach 18 Jahren nach Minden zurück. Damals spielten sie vor rund 20.000 Menschen am Weserufer Hits wie „Westerland“, „Schrei nach Liebe“ oder „Zu spät“. Weitere Infos in der nächsten Ausgabe.