Von Carsten Korfesmeyer

Die „Gourmetmeile“ gilt als das Aushängeschild der Gastronomie von Minden und Umgebung. 2019 lief sie zum letzten Mal und in diesem Jahr ist ein neuer Anlauf zumindest geplant. „Wir haben den turnusmäßigen Termin am ersten Wochenende der Sommerferien frühzeitig geblockt“, sagt Minden-Marketing-Geschäftsführer Dr. Jörg-Friedrich Sander im Interview mit News – Das Magazin. Ob es tatsächlich dazu kommt, ist allerdings noch offen. Die Gastronomie ächzt unter Fachkräftemangel, Inflation und Mehrwertsteuererhöhung. Hinzu kommt ein deutlich gestiegener Kostenapparat, der auch das Oktoberfest und die Reenactor-Messe in die Knie zwingen könnte. Trotzdem hat die Stadt Minden in diesem Jahr einen vollen Veranstaltungskalender und der MMG-Chef gibt sich im Gespräch trotz erschwerter Bedingungen zuversichtlich.

Herr Dr. Sander, wird es die Gourmetmeile im Sommer geben?
Das hoffe ich, obwohl ich zu diesem Zeitpunkt sagen muss, dass es noch offen ist. Wir haben das Wochenende vom 5. bis 7. Juli allerdings bereits schon Mitte letzten Jahres allen Akteuren mitgeteilt und zur Mitwirkung eingeladen. Der riesige Gourmetschirm und der Spülservice sind geblockt und Künstlerinnen und Künstler für das Programm auf der Bühne sind vorreserviert.

Jetzt fehlen nur noch die Zusagen der Gastronomen?
Das ist in der Tat so, wir würden gern nach mehreren Jahren die Gourmetmeile wieder durchführen, denn an uns als Veranstalter ist sehr häufig der Wunsch herangetragen worden, dieses beliebte Mindener Fest wieder möglich zu machen. Offensichtlich eine Herzensangelegenheit vieler Menschen in unserer Stadt. Aber die Gourmetmeile war schon immer ein Zusammenspiel zwischen den heimischen Unternehmen aus der Lebensmittelindustrie und der Gastronomie. Doch die Gastronomie kämpft nach Corona nach wie vor mit vielen Problemen, sodass nicht sicher ist, ob die Betriebe an dem geplanten Wochenende in ausreichender Anzahl zur Verfügung stehen können.

 

 

Ihnen läuft aber die Zeit davon?
Wir sind ja schon seit Dezember wieder dran, aber es muss in der Tat jetzt möglichst rasch Planungssicherheit hergestellt werden. Ohne unterschriebene Verträge, können wir nicht konkreter werden und Dienstleister kostenpflichtig beauftragen.

Es gibt mit dem Oktoberfest und der Reenactor-Messe noch zwei weitere renommierte Veranstaltungen, die auf der Kippe stehen.
Ja, das ist leider so. Aber das Oktoberfest in der qualitativ hochwertigen Version, wie wir es gemeinsam mit unserem Partner der Kotelettschmiede erfolgreich durchgeführt haben, rechnet sich ohne Sponsoren nicht mehr.

Aber das Zelt ist doch immer rappelvoll. Wieso rechnet es sich nicht?
Es wäre tatsächlich ein Minusgeschäft, weil sich allein die Kosten für Infrastruktur und Personal gegenüber der Zeit vor Corona nahezu verdoppelt haben. Wenn man das volle Zelt und die vielen Menschen sieht, die so ausgelassen feiern, ist das kaum nachvollziehbar. Aber selbst der Bierverkauf und der Verkauf der Speisen sind rückläufig. Das Geld sitzt bei den Menschen einfach nicht mehr so locker wie früher. Und das spürt man auch bei uns vor Ort in Minden.

 

Und die Reenactor-Messe wäre davon auch betroffen?
Ja, denn ohne Oktoberfest hätten wir kein Zelt für die Reenactor-Stände. Das ist bedauerlich, denn dieses Event ist international besetzt und die Gäste kommen aus ganz Europa zu uns nach Minden.

Jetzt hat der Jazz Club Minden auch noch die „Jazz Summer Night“ abgesagt, die ebenfalls Tausende nach Minden lockte. Ist Minden veranstaltungsmäßig auf dem absteigenden Ast?
Natürlich ist es bedauerlich, wenn Veranstaltungen abgesagt werden müssen oder auf der Kippe stehen. Aber auch die Veranstalter müssen betriebswirtschaftlich verantwortungsvoll handeln. Leider wird dann immer gleich so getan, als ginge überhaupt nichts mehr. Nach dem Neujahrskonzert vor ein paar Wochen darf sich Minden 2024 aber auf jeden Fall u. a. auf die Mindener Messen, das Weinfest, die Weserlieder, Martini um 12, das Sommernachtsgartenfest, die Hafenkonzerte, das Mindener Freischießen, die Kultursommerbühne, das Autokino, den Weihnachtsmarkt und das Werteforum freuen. Das sind vor dem Hintergrund der erschwerten Rahmenbedingungen doch ganz gute Nachrichten.

Trotzdem macht es doch Sorge, dass nicht alles Selbstläufer sind, obwohl es von außen betrachtet daran doch keine Zweifel gibt.
Es wird oft vergessen, wie aufwendig und kostenintensiv qualitativ gute Veranstaltungen sind. Im Grunde muss schon ein Jahr vorher mit der Planung begonnen werden und es muss wirklich alles bedacht werden – von Infrastruktur, wie Zelte, Bühnen, Technik, Bestuhlung, Licht, Absperrungen, WCs etc. bis hin zu Künstlern, Sicherheitskräften und Servicepersonal. Da steckt weit mehr dahinter an Planung, Aufwand, Personal und Kosten, als viele denken.

Seien wir mal zuversichtlich und die Gourmetmeile findet statt. Es wäre die 20. Auflage, die ja eigentlich schon 2020 geplant war?
Sicherlich würde das 20-Jährige eine zentrale Rolle einnehmen. 2020 hatten wir die „Die goldenen Zwanziger“ als Motto geplant und auch 2024 würde sich dann eine Reminiszenz an die vielen schönen bisherigen Gourmetmeilen in Minden anbieten.

Gibt es dann auch Speisen zum „bezahlbaren Preis“?
Wir sind 2001 mit der Gourmetmeile mit der Idee gestartet, dass die Gäste möglichst viele kleinere Portionen an den Ständen probieren können. Damit sollte die heimische Gastronomie die Gelegenheit haben, sich und ihre Gerichte zu präsentieren. Die Besucherinnnen und Besucher sollten dadurch einen Überblick über die Vielfalt der heimischen Gastronomie bekommen. Grundsätzlich halten wir an dieser Idee fest, aber mit den Preisen müssen wir Schritt halten. Alle sind aber bemüht, die Preise angemessen zu gestalten. Aber die Gäste – glaube ich – haben sicherlich Verständnis dafür, dass sich die Welt seit 2001 geändert hat.

Und was würde passieren, wenn die Gourmetmeile nicht läuft?
Sollte das passieren, wäre das wirklich jammerschade. Denn der Imagegewinn für Minden, auch überregional, hat unserer Stadt schon gutgetan. Der gute Wille aller Beteiligter ist da, aber die Zeiten sind herausfordernd. Wir bleiben dran und zuversichtlich!