Von Carsten Korfesmeyer

Eine Frage beschäftigt die Menschen in Hahlen spätestens in der dritten Juliwoche. „Wer wird neuer Präsident der Kranzreiter?“ Gesucht wird dann der Nachfolger von Philipp Wilhelmy, der den traditionsreichen und regional bekannten Wettbewerb im Vorjahr für sich entschied und Lena Wilhelmy zur Präsidentin machte. Möglich, dass beide diese Ämter noch einmal packen, doch die Konkurrenz beim Hahler Kranzreiten ist motiviert bis in die Haarspitzen. Die jungen Männer werden alle versuchen, den Titel zu holen. Und das Publikum in der Moorarena erlebt eine Veranstaltung, in der Mensch und Pferd gemeinsam einen sportlichen Triumpf erzielen wollen.

Ein kurzer Rückblick noch auf 2022. Es war das 101. Jahr des Hahler Kranzreitens, in dem der Kranzreiterverein aber sein 100. Jubiläum feierte, das aufgrund der Pandemie verschoben werden musste. Das führte auch zu der kuriosen Situation, dass Tom Schwier erst nach drei Jahren als Präsident abgelöst wurde und weil Wettkämpfe bei Jubiläen auch Alterspräsidenten hervorbringen, sprang man um diesen Titel auch. Christian Rohlfing holte ihn und Simone Rohlfing wurde im Vorjahr zur Präsidentin. 2023 gibt es wieder das Flaschenreiten, das unmittelbar vor dem eigentlichen Kranzreiten ausgerichtet wird.

Der ganze Ort ist festlich geschmückt

Spektakulär geht es im Wettkampf auf jeden Fall zu. Sowohl beim Griff nach der Flasche, als auch beim Griff nach dem Kranz. Die Sprünge sind gekonnt und beeindruckend. Und für die jungen Männer im Sattel sind die Griffe eine Herausforderung. Geschicklichkeit und eine Portion Mut sind gefragt, wenn die Hahler Kranzreiter am Sonntag, 23. Juli, ab etwa 15 Uhr (Flaschenreiten gegen 13.30 Uhr) in der Moorarena auf den Galgen zureiten. Nicht im Schritt, auch nicht im Trab, sondern im Galopp muss sich der Reiter dem Kranz und der Flasche nähern. Hat er sein Ziel im Blick, geht es blitzschnell auf den Sattel – und was folgt, ist der Absprung in eine dicke Schicht von Sägespänen. Da stockt schon so manchen der Atem. Tausende verfolgen das Geschehen in der Arena.

Der Kranz hängt immer höher

Zigmal wiederholt sich dieses Szenario. Und den richtigen Moment zu erwischen, kann schon mal danebengehen. Runde für Runde hängt der Kranz ein Stückchen höher. Sieger ist selbstverständlich der, der den höchsten Kranz erwischt. Zum Schluss hängt der gut und gerne in viereinhalb Metern. Das Regelwerk gilt vorab auch beim Flaschenreiten, das zwar ein eigener Wettbewerb ist, bei den Reitern aber auch als das Aufwärmen fürs eigentliche Kranzreiten gilt.

Drei Fehler sind erlaubt

Drei Fehler darf der Reiter machen. Stehen am Ende die Sieger fest, gibt es kein Halten mehr und so mancher Präsident konnte sein Glück kaum fassen. Umringt von Gratulanten sind Sieger und Siegerpferd, doch zumindest für den Präsidenten geht es dann zur Party über. Und was das Rahmenprogramm im Festzelt betrifft, sind die Kranzreiter ebenso Spitzenklasse. Und gefühlt startet das Hahler Kranzreiten schon am Samstag, 15. Juli, um 18 Uhr auf dem Dorfplatz mit dem traditionellen Hufbeschlag der Pferde – eine gesellige, aber auch sehr anschauliche Veranstaltung, die Einblicke in das Schmiedehandwerk bietet und besonders für die Jüngsten ein spannendes Erlebnis ist.

Zum Durchmarsch durch den in Kranzreiterfarben geschmückten Ort trifft man sich am Samstag, 22. Juli, um 19 Uhr ebenfalls auf dem Dorfplatz. Gegen 20 Uhr startet die Zeltfest-Party auf dem Festplatz. Das „Königlich bayrische Vollgasorchester“ tritt auf und wird für eine ausgelassene Stimmung sorgen. Tags drauf treffen sich alle um 12 Uhr am Dorfplatz und es folgt ein weiterer Durchmarsch in Richtung Moorarena, wo gegen 13.30 Uhr das Flaschenreiten startet. Gegen 15 Uhr folgt das Kranzreiten und danach ist wieder Party im Zelt. Das „Helene Fischer Double“ tritt auf und dann geht es ab 19.30 Uhr sicher atemlos in die Nacht. Außerdem sind Victoria und DJ Lollo dabei, mit denen die Party und damit das 2023er-Kranzreiten endet.

Kranzreiten steht für Dorfgemeinschaft

Was ist der Reiz dieser jährlichen Dorfveranstaltung? Das Hahler Kranzreiten hat in der Region als Einziges überlebt und gilt heute als eine der bedeutendsten und traditionsreichsten Veranstaltungen in Minden und Umgebung. Der ganze Ort ist auf den Beinen, unzählige Gäste von auswärts sind dabei, und in Hahlen spricht man in diesen Tagen von einem ganz besonderen Gefühl der Verbundenheit. „Das Kranzreiten steht für Dorfgemeinschaft“, sagte Vereinsvorsitzender Frank Weber im Vorjahr gegenüber News – Das Magazin. Er selbst kennt es von klein auf. Er und seine Vereinskollegen gingen seinerzeit davon aus, dass rund zwei Dutzend Teilnehmer an den Start gehen. So war es zumindest schon in den Jahren davor und ähnlich dürfte es wieder werden. Alle freuen sich auf eine tolle Zeit mit viel Stimmung.

Spektakel in der Moorarena

Die vielen Pferde beim Marsch durch den Ort machen seit jeher viel Eindruck. Schon Monate zuvor haben die Kranzreiter auf ihnen trainiert, denn die Verbindung von Reiter und Tier ist bei diesem Wettbewerb wichtig. Man muss sich kennen, vertrauen, mögen. Bei den Kranzreitern kommuniziert man seit Jahren offen, dass es jedes Mal eine Herausforderung ist, Pferde zur Verfügung gestellt zu bekommen. Geklappt hat es aber immer und in der Moorarena zeigten sie starke Leistungen. Die Wiese wird übrigens extra fürs Kranzreiten gemäht – durch den Kranzreiterverein.

Weitere Infos zum Programm und Kranzreiten findet Ihr im Internet www.kranzreiter.de