Von Lena Breuer

Eine Studie des Thünen-Instituts von 2019, die vom Bundesernährungsministerium in Auftrag gegeben wurde, zeigt: Wir sind Meister der Verschwendung – besonders in Bezug auf den Umgang mit Lebensmitteln. Denn etwa 12 Millionen Tonnen Lebensmittel landen laut dem Studien­ergebnis pro Jahr in Deutschlands Mülltonnen. Einen Großteil davon machen Privathaushalte aus. Insgesamt 52 Prozent der Lebensmittelabfälle finden sich in dem privaten Müll. Das macht etwa 75 Kilogramm Lebensmittel, die pro Jahr pro Person in Deutschland in der Tonne landen. Von diesen 75 Kilogramm sind jedoch nicht alle Nahrungsmittel ungenießbar. Denn auch wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) auf Joghurtbechern, Käsepackungen oder Dosenravioli überschritten ist, sind diese oftmals noch essbar. Das Haltbarkeitsdatum dient vor allem der Absicherung des Herstellers und definiert den Zeitpunkt, bis zu dem der Hersteller dem Verbraucher garantiert, dass das betreffende Produkt ohne Bedenken verzehrt werden kann, ohne an Geschmack, Farbe oder anderen Produkteigenschaften zu verlieren.

Neben den Privathaushalten fallen ebenfalls viele Lebensmittelabfälle bei Händlern oder Gastronomiebetrieben an. Egal ob frische Ware, die über den Tag keine Abnehmer gefunden hat, oder Produkte, die das MHD überschritten haben – diese Nahrungsmittel landen nach Ladenschluss oftmals in den Mülltonnen der Betriebe. Einige hingegen nutzen schon die Möglichkeit, diese an die Tafel zu spenden und somit bedürftige Menschen zu unterstützen.

Doch es gibt noch andere Möglichkeiten, um der Lebensmittelverschwendung aktiv entgegenzuwirken – sowohl für Privatleute als auch Unternehmen. Und damit auch aktiv etwas für die Umwelt zu tun. Denn die Lebensmittelherstellung trägt einen wesentlichen Teil zur CO2-Belastung bei. Werden diese Nahrungsmittel dann auch noch verschwendet, kommt die zusätzliche Umweltbelastung durch den entstandenen Müll hinzu.

Wer etwas gegen Food Waste unternehmen möchte, hat dazu gleich mehrere Möglichkeiten. Neben einem verantwortungsvollen Umgang mit Nahrungsmitteln aus dem heimischen Kühlschrank oder Vorratsschrank gibt es mittlerweile auch Apps, bei denen Lebensmittel gerettet werden können, die sonst eventuell den Weg in die Mülltonne finden würden.

Foto: PR

Eine Möglichkeit: „Too Good To Go“

Das Start-up wurde 2015 von fünf Freunden in Kopenhagen gegründet und hat sich der Lebensmittelrettung verschrieben. Bereits ein Jahr später kam die App auch nach Deutschland und baut seitdem kontinuierlich ihr Angebot aus. Und so funktioniert es: Übrig gebliebenes Essen von Lebensmittelhändlern oder Gastronomen aus der Nähe wird mithilfe der „Too Good To Go“-App an potenzielle „Lebensmittelretter“ vermittelt. Angeboten werden Nahrungsmittel oder Gerichte kurz vor Ladenschluss, die für einen reduzierten Preis über die App erworben werden können – sogenannte „Magic Bags“. Was genau in den Überraschungstüten letztendlich zu finden ist, wissen die Kunden erst bei der Abholung. Jede Lebensmittelrettung gleicht damit also einem großen Überraschungsei.

Immer mehr Angebote in der Region

Der Nachteil: Um als „Lebensmittelretter“ überhaupt in Aktion treten zu können, müssen erst einmal Unternehmen ihre Lebensmittel über die Plattform anbieten. Was in den vergangenen Jahren vor allem in Großstädten hervorragend klappte, war in ländlicheren Regionen noch gar nicht angekommen. Doch es gibt gute Nachrichten: Denn auch in unserer Region füllt sich das Angebot der App fast täglich. Öffnet man „Too Good To Go“ findet man in der Umgebung nicht nur verschiedenste lokale Bäckereien sowie Backshops einiger großer Lebensmittelhändler, sondern auch Getränkehändler, Bio-Supermärkte und Feinkostläden. Darüber hinaus bieten sogar einige Restaurants übrig gebliebene Speisen vom Buffet oder Mittagstisch über die App an. Mit wenig Aufwand lassen sich die „Magic Bags“ reservieren und zu definierten Zeiten abholen.

Besonders mit Blick auf die steigenden Lebenshaltungskosten schlägt man hier zwei Fliegen mit einer Klappe: Geld sparen beim Lebensmitteleinkauf und gleichzeitig dafür sorgen, dass Nahrungsmittel nicht den Weg in die Mülltonne, sondern auf den Tisch finden – da wo sie schließlich hingehören.