Interview: Im Mindener Stadttheater geht es nach dem Umbau wieder los
„Wir freuen uns alle wahnsinnig“
Von Ursula Koch
Die Bauarbeiten im Stadttheater sind im Endspurt. Der Kassenbereich im Eingang ist aufgebaut – aber noch von Platten verdeckt. Ebenso der neue Pausenthresen im Foyer, hinter dem jetzt eine kleine Treppe zum neuen Regiepult im Saal führt. Ein Maler pinselt noch Kanten nach, im Saal wird gerade die Balustrade zur Bühne neu mit Teppich bespannt. Die Teppichböden sind schon wieder freigelegt, allerdings die Laufwege noch mit schützendem Flies ausgelegt.
Der Termin für die Wiedereröffnung rückt damit zum zweiten Mal näher: Am 16. April soll sich der Vorhang zur ersten Vorstellung heben. Der erste Plan, nach dem die Bauarbeiten bereits Ende Oktober beendet sein sollten, damit ab 7. Januar die große Bühne wieder bespielt werden kann, hatte sich im September als Illusion erwiesen. Und auch das Bauende bis Weihnachten konnte nicht eingehalten werden. Jetzt sind Intendantin Andrea Krauledat und Beigeordneter Norbert Kresse fest überzeugt, dass der 16. April eingehalten wird, wie sie im Interview berichten.
Aus den geplanten sieben Monaten Sanierung ist ein Jahr geworden. Was war das Schwierigste an der Verzögerung?
Andrea Krauledat: Für uns das viele Umdisponieren. Wir sind ja durch Corona wirklich gestählt, aber dann kam das noch einmal obendrauf. Man hat jeden Termin gefühlt zehn bis 25 Mal in der Hand gehabt. Das alles abzustimmen, war schon stressig. Aber auf der anderen Seite war das eine tolle Erfahrung, weil alle so unglaublich kooperativ waren – mein tolles Team, aber auch die ganzen Konzertdirektionen. Jeder zweite Satz war: Da wart ihr aber ambitioniert. Der Tenor ist immer wieder, das nur in einem Jahr zu schaffen, ist bewundernswert.
Norbert Kresse: Da kann ich mich anschließen. Zwölf Millionen Euro in zwölf Monaten zu verbauen, ist eine Superleistung. Wahrscheinlich waren wir zu verrückt, zu glauben, dass man das in einem halben Jahr schaffen kann. Gut wäre gewesen, wenn der beauftragte Planer uns das besser vermittelt hätte und uns früher informiert hätte, dass das nicht zu schaffen ist. Dann hätten wir das besser ins Theater, in die Öffentlichkeit und die Politik kommunizieren können. Aber am Ende müssen wir jetzt auf das Ergebnis schauen und das kann sich sehen lassen.
Die 12,07 Millionen Euro Kosten waren mit dem letzten Ratsbeschluss annähernd ausgeschöpft. Muss noch einmal etwas nachgeschossen werden?
Norbert Kresse: Die Schlussrechnung kennen wir natürlich noch nicht. Im Moment liegen die Baukosten genau auf dem Punkt. Ich glaube, das wird auch funktionieren. Im Sommer oder Herbst werden wir das genauer wissen und dazu berichten.
Sie hatten mal gesagt, dass die Bauarbeiten bis Februar abgeschlossen werden sollen, der März sei für die technischen Abnahmen reserviert. Wie ist der Stand? Muss noch etwas nachgearbeitet werden?
Norbert Kresse: Man hört tatsächlich hin und wieder noch eine Bohrmaschine. Man sieht auch noch immer viel Staub. Aber der Stand von letztem Freitag ist, dass einige Gewerke abgeschlossen sind, andere sind bei Restarbeiten, auch in der Mängelbeseitigung. Dafür war der Monat auch gedacht und eben auch für die technischen Abnahmen. Das schauen sich Sachverständige an. Das ist in den meisten Fällen nicht sofort mängelfrei. Die verbleibende Zeit reicht für die Beseitigung der letzten Mängel, um im April umziehen und wieder in Betrieb gehen zu können. Bis zuletzt sind die Maler, der Bodenleger und die Tischler am Arbeiten, aber da gucken ja nicht der Brandschutz und der TÜV drauf.
Andrea Krauledat: Die Obermaschinerie ist schon abgenommen, da gab es nur kleine Mängel.
Wie viel Zeit hat das Theaterteam jetzt noch, um alle Scheinwerfer wieder aufzuhängen?
Andrea Krauledat: Das Theatercafé ist fast fertig. Das Team fängt an, alle Sachen aus unseren Außenlagern wiederzuholen. Einiges können wir noch nicht installieren, weil der Bühnenboden noch abgeschliffen wird. Wir planen jetzt unseren Umzug, der wird Ende März, Anfang April passieren. Wir wussten immer, dass es für uns keine Osterferien gibt. Wir richten dann hier wieder alles ein. Unser technischer Leiter Michael Kohlhagen sagt immer: Wir werden wahrscheinlich noch bis kurz vor 18 Uhr zu tun haben. Da müssen wir alle gute Nerven haben, aber wir freuen uns alle wahnsinnig, dass es wieder losgeht.
Wie viel Zeit ist zum Saubermachen eingeplant?
Norbert Kresse: Das wird sukzessive gemacht. Das wird den Monat über noch passieren. Der Bodenschutz ist ja schon weg. Damit deutet sich an, dass der noch aufbereitet und gereinigt wird. Die Fenster sind schon geputzt.
Normalerweise endet die Theatersaison Anfang Mai, weil dann weniger Zuschauer kommen. Warum konnten nicht alle Vorstellungen, die zwischen Januar und Mai geplant waren, jetzt noch nachgeholt werden?
Andrea Krauledat: In den Juni hinein? Da hätte ich mir nicht viele Freunde in unserem Team gemacht. Wir haben den Mai ja noch richtig voll, mit vielen Wiederholungsterminen. Das wird ein Wagnis sein. Ich hoffe, dass die Leute auch kommen, auch wenn das Wetter toll ist. Ab 1. Juni ist die Generalreinigung der Scheinwerfer dran. Da kommt der TÜV. Das ist jedes Jahr so, das ist ein fest eingeplanter Termin. Und dann beginnen ja auch schon die Proben zu „Parsifal“. Viel Sommerurlaub ist dieses Jahr nicht drin, Einzelne können mal für zwei Wochen weg. Wir wechseln uns ab.
Wiedereröffnung ist am 16. April mit „Chocolat“. Auf welche Vorstellung danach freut sich die Intendantin am meisten?
Andrea Krauledat: Ich freue mich wirklich wahnsinnig auf Harald Krassnitzer und Ann-Kathrin Kramer (die Darsteller in Chocolat, Anmerkung der Redaktion) und dann auf das Rockmusical Peer Gynt. Die Opernwerkstatt am Rhein war schon mit Hamlet da und das war ganz toll. Auf „Fräulein Julie“ mit Dominique Horwitz freue ich mich auch. Dazu bieten wir auch einen Workshop an.