Von Andrea Williams

Was lange währt, wird endlich gut: Der Rapper Juri Kreuz aka Panorama (32) aus Minden veröffentlicht mit DJ und Beatmaker Sven Niemann aka Cut Spencer (41) aus Paderborn nach jahrelanger Arbeit das erste gemeinsame Album. Das Release­konzert zu „Das Tor in eine andere Welt“ findet am 18. November im Nr. z. P. Bielefeld statt, wo sie von weiteren Mindener Künstlern unterstützt werden. Thematisch liegt das 13 Tracks umfassende Album zwischen der Alltagsflucht ins Weltall, der Jagd nach Samples in Ostwestfalen und dem ansteigenden Hass durch Rassismus und Diskriminierung auf unserem Planeten. 

Wie habt ihr euch kennengelernt?

Panorama: Bei der Veranstaltung „Papagei Plapperei“ in Minden. Sven legte dort auf und verpasste seinen Zug zurück nach Hause. 

Cut Spencer: Du hast mir angeboten, dass ich bei dir pennen kann. 

Panorama: Beim gemeinsamen Frühstück lernten wir uns besser kennen und fanden uns sympathisch. 

Cut Spencer: Nach einzelnen gemeinsamen Tracks und Features reifte die Idee für ein eigenes Album. Bislang habe ich nur Instrumentalplatten gemacht. Das ist jetzt mein erstes Rapalbum. 

Wie lief die Arbeit am Album ab?

Cut Spencer: Wir sammelten erst mal Tracks, viele wurden mit der Zeit überarbeitet oder neu gemacht. Dann kam Corona, Juri sammelte Auslandserfahrungen in Kolumbien. Vor seiner Abreise aus Deutschland waren wir fast fertig, nach Kolumbien hatte er neue Inspirationen für Tracks.

Panorama: Eike ist der Dritte bei uns im Bunde. Wie auch schon bei meinem Vorgängeralbum „Blick in die Sterne“ hat er alles recordet. Es sind ein paar Instrumentals auf dem Album, was nicht typisch ist für ein Rapalbum. Wir wollten den Beats ein bisschen Raum geben. Es ist einfach ein gemeinsames Duo-Projekt und kein Projekt, wo der MC im Mittelpunkt steht und sich alles um ihn dreht. 

Wofür steht euer Albentitel „Das Tor in eine andere Welt“?

Cut Spencer: Der Titel ist einerseits angelehnt an einen klassischen Sci-Fi-Hörspieltitel und steht andererseits metaphorisch auch für ganz viele Dinge bei uns. Wenn ich anfange, Beats zu bauen, tauche ich erst mal in eine ganz andere Welt ein, weil ich alte Jazz-, Schlager- und Hörspielplatten höre. Diese forme ich zu Beats um. Da Juri in Leipzig bzw. Kolumbien war, verschickte ich diese Beats über das Internet im wahrsten Sinne des Wortes in eine andere Welt, in ein anderes Land. Juri hat darauf gerappt und es noch mal verändert. Dieser Prozess des Veränderns, dass man was Eigenes hinzufügt: Dafür steht der Titel.

Von wem stammt das Artwork?

Panorama: Das Cover entdeckten wir bei der Bielefelder Künstlerin Mayanima. Witzigerweise hat das Gemälde voll zu unserem Album gepasst. Es ist kein typisches Hip-Hop-Cover. Das Layout stammt von Olivier Kleine.

Habt ihr Featuregäste auf dem Album?

Cut Spencer: Tobzen und Clishé MC aus Bielefeld, Trauma aus Minden sowie die Sängerin Amani aus Wien.

Warum passt ihr so gut zusammen?

Cut Spencer: Uns verbindet die Philosophie von Hip-Hop, der Sound und die Leidenschaft zum Reisen. Ich höre privat fast gar kein Rap mehr, weil ich mit den Inhalten von vielen Sachen nichts mehr anfangen kann. Zudem ist technisch vieles sehr lieblos. Die Musikalität ist mir aktuell im Hip-Hop verloren gegangen. Juri ist jemand, der megagut rappen kann, aber auch mega­spannende, vielschichtige Inhalte hat. Es geht um Familie, um Gesellschaft, um so wichtige Themen wie Rassismus zum Beispiel. Es liegt mir sehr am Herzen, darüber zu sprechen, aber ich kann es halt nicht in der Form, wie Juri es kann. Daher fand ich es geil, dass wir uns getroffen haben. Dadurch hatte ich jemanden, der das, was ich mit meiner Musik ausdrücken möchte, ausdrücken kann. Wenn ich rappen könnte, würde ich auch gerne so rappen wie Juri.

Panorama: Ich bin richtig stolz und dankbar, dass mit Sven im Duo machen zu können. Was ich an Svens Beats besonders schätze und schön finde, ist, dass er einfach sehr musikalisch und sehr kreativ arbeitet und nicht nur diesen Classic-BoomBap-Rap-Shit macht. 

 

 

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Worum geht es inhaltlich auf eurem Album? 

Cut Spencer: Die Themen sind sehr abwechslungsreich. Neben den schweren Themen wie Rassismus, Familie, Ausgrenzung gibt es auch Representer, wo es gar nicht um den tieferen, gesellschaftskritischen Sinn, sondern eher um die Technik und die Reime geht. Dass diese Vielseitigkeit geklappt hat, ist cool. 

Panorama: Thematisch beschäftigen sich meine Texte mit dem Gefühl vor der Reise, diese Unruhe, die in mir wohnte. Ausbrechen zu müssen, sich selbst neu kennenlernen zu wollen. In Minden treffe ich vor der Haustür Tausend Leute, die ich kenne und die mich zu kennen glauben. Erst wenn man mal die Heimatstadt verlässt und in eine größere Stadt zieht, lernt man sich ein Stück weit neu kennen. Man muss die Komfortzone mal verlassen und sich in neuen Kreisen bewegen, um was über sich zu lernen. Dieses Gefühl hat mich dahin gebracht, dass ich mal was ganz Neues sehen und ausprobieren wollte. Erst zog ich von Minden nach Bielefeld, dann nach Leipzig. Von da aus machte ich das Album größtenteils fertig. Daraufhin ging‘s spontan nach Kolumbien. Ich kündigte meinen Job und meine Wohnung. Zwei Monate später zog ich nach Medellín in Kolumbien, ohne Spanisch zu können. Dieses Gefühl, komplett neu anzufangen, habe ich da wirklich erlebt. Klar kam ich dann wieder und hinterfragte meine Beweggründe, um sie neu einzuordnen.

Das klingt nach einer musikalischen Fortsetzung.

Panorama: Im Outro des jetzigen Albums steckt inhaltlich schon eine Verbindung zu dem, was als Nächstes kommt. 

Warum habt ihr euch im Streaming-Zeitalter noch für eine Platte entschieden?

Cut Spencer: Wenn du ein bisschen Aufmerksamkeit für den Release haben willst, ist es schon supergeil, eine Vinyl zu haben. Du gibst dir auch viel mehr Mühe, wenn du weißt, dass du 2000 – 3000 € investierst. Zusätzlich veröffentlichen wir das Ganze auch digital. 

Panorama: Für die Vinyl wird es eine Preorder geben. 

Beobachtet ihr, was die nachkommende regionale Hip-Hop-Generation so treibt?

Cut Spencer: Ich finde es wichtig, zu verfolgen, was die jungen Leute so machen. Der Sound hat sich komplett gewandelt. Mir ist aufgefallen, dass weniger Wert auf Live­events gelegt wird. 

Panorama: Viele junge Leute bauen selbst Beats. Der Klang ist auf jeden Fall ein fetterer als zu der Zeit, als ich mit 13, 14 anfing. 

Die Region zeichnet sich durch eine besonders hohe Anzahl an Musikern aus, gerade in Minden. Wie kommt das?

Cut Spencer: Wir hatten Vorbilder. Es war für mich total wichtig, andere Leute zu sehen, die das selber machen. Du brauchst immer Role Models und Idole, zu denen du hochschauen kannst. Eine offene Clique war auch hilfreich. 

Panorama: In Minden war es der Papagei. Du musst dich eingeladen fühlen. Die Türen müssen offen stehen. Ich war mit 15 zum ersten Mal auf der Bühne, weil ich einem älteren Musiker etwas vorrappte und er mich cool fand. Ich setzte mir eine Burger King Krone auf und schrieb auf mein T-Shirt mit goldener Schrift „King of Rap“. Auf der Bühne nahm ich das Mikro und sagte: „Was geht? Ich bin der King of Rap!“ Die Älteren sind durchgedreht, weil sie das super süß und super lustig fanden. Sie merkten, dass ich voll Bock hatte.

 

 

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Was ist für das Releasekonzert im Nr. z. P. geplant?

Panorama: Auf dem Relase am 18.11. werden wir von mehreren Mindenern supportet. Mattis legt auf. Tacho macht den Voract. Mazn wird der Host sein. Und es wird noch eine Verlosung geben. 5 € Eintritt. Guter Kurs. 

Wird es auch einen Auftritt in Minden geben?

Panorama: Ja, im BÜZ am 9. Februar 2024. Das ist der Auftakt zu unserer gemeinsamen Tour zum Album.

Ein paar abschließende Worte?

Cut Spencer: Wir sind gespannt auf die Rückmeldungen, wenn das Album erscheint.

Wollt Ihr noch jemanden grüßen?

Cut Spencer: Meine Mama Skilldegard.

Panorama: Meine Mama, Familie und Friends. 

 

Alle aktuellen Infos findet Ihr hier:

Panorama auf Instagram: @panorama_rap

Cut Spencer: linktr.ee/cutspencer

Pre-order des Albums “Das Tor in eine andere Welt”