Zur Primetime im TV: Interview mit Niobe Eckert (16)
Mindenerin spielt in achtteiliger ARD-Reihe „Tage, die es nicht gab“ mit. Ausstrahlung startet am 14. Februar, 20.15 Uhr.
Die Teenagertochter kommt von der Schule nach Hause, legt den Haustürschlüssel ab, wirft einen schnellen Blick in den Kühlschrank. Plötzlich stehen die Eltern hinter ihr. Ohne Umschweife konfrontieren sie ihre Tochter mit der Frage: „Hast du Sex?“. Der sich daraus ergebende Dialog lässt keinen Zweifel daran, dass sich die kluge und widerspenstige Tochter Sarah nicht so einfach die Butter vom Brot nehmen lässt. Am Ende sind die Eltern nicht klüger als zuvor. Die Tochter lässt beide schließlich stehen mit den Worten: „Ich fände es gut, wenn ihr euch auf Gespräche mit mir besser vorbereiten würdet.“
Niobe Eckert (16) spielt die Teenagertochter einer der Hauptcharaktere in dem TV-Mehrteiler „Tage, die es nicht gab“. Aktuell strahlt der ORF die achtteilige Serie aus. Ab 14. Februar wird die ARD die achtteilige Serie ausstrahlen – und das zur Hauptsendezeit um 20.15 Uhr. Nach Auskunft der Produktionsfirma kommt die Serie beim österreichischen Publikum bereits so gut an, dass schon über eine Fortsetzung nachgedacht wird.
„Das bin doch ich!“
Gedreht wurde im Sommer 2021 in Wien. Zu dem Zeitpunkt war Niobe noch 14 Jahre alt – und sie stellt auch eine 14-Jährige dar. Dass das eigene Alter haargenau zur Rolle passt, ist eher selten in der Fernsehwelt: „Normalerweise sind die Schauspieler älter“, erzählt Niobe. Nach der passenden Besetzung für die Sarah sei lange gesucht worden, es gab diverse ergebnislose Castings, vor allem in Österreich. „Tough und geradeaus, ein bisschen aufsässig“ sollte die Schülerin der Eliteschule sein, aber dabei nicht unsympathisch. Als Niobe von der Rolle erfuhr, hatte sie gleich das Gefühl: „Das bin doch ich!“ Das sahen die Produzenten genauso. 60 Drehtage in Wien waren erforderlich für „Tage, die es nicht gab“. Ein Großteil fiel zwar in die Sommerferien, aber ohne die Unterstützung der Schule wäre das nicht möglich gewesen. Niobe besucht die elfte Klasse des Ratsgymnasiums, schreibt Topzensuren und wird ohne Probleme freigestellt. Die fehlenden Stunden hat sie nachgeholt.
In der Serie spielt sie die Tochter von Geschäftsfrau Doris. Trotz der erfolgreichen Leitung einer Spedition kämpft Doris mit der Abnabelung von ihrer eigenen Mutter, die ihr Leben mit diversen Geheimnissen durcheinanderbringt. Ihre intelligente und aufsässige Teenagertochter macht das Leben auch nicht gerade leichter. In all das platzen die Ermittlungen der Polizei. Eine Kommissarin versucht mit ihrem Kollegen, einen Mord aufzuklären, der lange Zeit für einen Selbstmord gehalten worden war. Das Vertrauen und der Zusammenhalt von vier Freundinnen wird auf eine harte Probe gestellt.
Weil Niobe in allen acht Serienteilen dabei ist, hat sie einen echten Knochenjob absolviert, es gab auch Drehs in der Nacht. Weil sie mit 14 Jahren nicht alleine ins Ausland fliegen durfte, hat sie immer jemand aus der Familie begleitet. Darüber ist sie sehr froh. „Ohne meine Eltern hätte ich das niemals geschafft.“ Sie kommt aus einem Haus, in dem Kunst und Kultur eine herausragende Rolle spielen: Die Mutter, Andrea Krauledat, ist Intendantin am Mindener Stadttheater. Der Vater, Gregor Eckert, ist Schauspieler von Beruf. Der familiäre Background stimmt also – und das nicht nur wegen der professionellen, sondern vor allem wegen der emotionalen Unterstützung. „Toll, dass immer jemand da war“, findet Niobe. Denn mit 14 darf man noch längst nicht alles. Ihr erster Schultag nach den Ferien war direkt nach einem Drehtag in Wien, an dem es spät geworden war. Es ging kein Flieger mehr. Also nahm Niobe – begleitet von ihrem älteren Bruder – den Nachtzug nach Minden und schaffte es pünktlich. Sogar fürs Sightseeing war zwischendurch Luft. Unterm Strich haben ihr die Dreharbeiten so gut gefallen, dass ihr die Monate als „magischer Sommer“ in Erinnerung bleiben.
Schon im Kölner Tatort dabei
Vor der Kamera zu stehen, ist für Niobe Eckert nichts Neues. Bereits als Siebenjährige hatte sie eine Sprechrolle im „Tatort“. Damals ging sie gemeinsam mit den Kölner Ermittlern auf Mörderjagd, spielte also Seite an Seite mit Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär). Es folgten zwei Auftritte bei ZDF-Produktionen. Darüber hinaus ist sie am Stadttheater Minden aufgetreten. Jetzt ist sie im ARD-Achtteiler zur Primetime ab 14. Februar zu sehen.
Niobe, in „Tage, die es nicht gab“ spielen Diana Amft und Rick Kavanian deine Eltern, Jutta Speidel deine Oma. Du hast es während der Dreharbeiten mit ziemlich bekannten Schauspielern zu tun gehabt.
Ja, und das hat mir auch sehr viel Spaß gemacht. Wir haben uns sehr gut verstanden und vor allem zu Diana Amft habe ich mit der Zeit eine sehr herzliche Beziehung aufgebaut.
Du bist keine Newcomerin, kennst Theater- und Fernseharbeit. Worin liegen die wesentlichen Unterschiede?
Grundsätzlich ist beides natürlich Schauspielerei. Aber es gibt schon sehr wesentliche Unterschiede. Bei den Fernsehproduktionen geht es um einzelne Sequenzen, die dann so lange wiederholt werden, bis sie passen. Das kann durchaus schon mal bis zu 15 Mal passieren. Und ist die eine Szene abgedreht, geht es weiter zur nächsten. Beim Theater geht es während der Proben natürlich um die gesamte Aufführung.
In Österreich, wo „Tage, die es nicht gab“ gedreht wurde, lief die Serie bereits und war sehr erfolgreich. Deine Rolle war zum Schluss immer größer. Das riecht doch nach Fortsetzung, oder?
Ja, aber wie es um eine Fortsetzung steht und was aus meiner Rolle wird, steht noch nicht endgültig fest. Damit beschäftige ich mich, wenn es so weit ist.
Wie oft bist du in dem Mehrteiler zu sehen?
Ich bin schon in jeder Folge dabei, aber im Vergleich mit den Hauptdarstellern natürlich deutlich seltener. Einmal sieht man mich zum Beispiel nur von hinten. Dafür hat man dann ausnahmsweise ein Double genommen. Ansonsten bin ich den ganzen Sommer zwischen Minden und Wien zu den Drehs gependelt. Die Rolle von Sarah als widerspenstige Tochter ist sehr spannend zu spielen gewesen.
Diese Frage muss auch gestellt werden: Wie reagiert dein Umfeld?
Also in der Schule habe ich da gar nicht so groß drüber geredet. Im Freundeskreis schon etwas und ich habe viel Zuspruch bekommen. Für mich ist die Schauspielerei immer noch ein Hobby und so gehe ich auch damit um. Zurzeit ist mein Beruf Schülerin. Ich mache nächstes Jahr Abi.