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„Wir wollten sein wie Littbarski“: Reggae und Rap sind die großen Leidenschaften von Ali-Safari

Mit „Danke Litti“ hat der Bielefelder eine Hommage an Fußballlegende Pierre Littbarski geschaffen.

Foto: © SchinChilla

Angeregt durch die Plattensammlung seines Bruders entdeckte Alexander Strömer bereits früh den Spaß am Singen. Später kam durch Kontakte zur frühen deutschen Untergrundszene Rap hinzu. Nach mehreren Bands ist er inzwischen unter dem Namen Ali-Safari als Solokünstler aktiv. Hauptantriebskraft für seine Texte ist der Glaube, mit ihnen seinen Teil für eine „bessere Welt“ beitragen zu können.

1996/1997 begann er als Ali S., mit seinen ersten Reimen in der deutschen Hip-Hop-Szene Fuß zu fassen. Ausgangspunkt war ein Jugendzentrum im Bielefelder Westen, wo er seinen Zivildienst absolvierte. Hier trafen sich rund um seinen Schulfreund und bis heute einflussreichen Musiker Aci Krank regelmäßig viele Jugendliche, um ihrer Leidenschaft, dem Hip-Hop, in allen Facetten nachzukommen. Nach einer Weile kamen Leute aus ganz Deutschland zu den Bielefelder Events. Eine lebendige Jamkultur entstand. Als Quereinsteiger im Musikbusiness ohne musikalische Grundkenntnisse fanden die Rapsessions in enger Verbindung mit DJs statt. Diese brachten mit den B-Seiten ihrer Plattensammlungen möglichst viele Instrumentalstücke mit, über die man seine Reime spitten konnte.

Foto: PR

Als Aci K. für seine Band „Die Psychopathen“ einen neuen Sänger benötigte, stieg Ali-Safari in die Band ein, die sich fortan „Die Paten“ nannte. „Damals war vieles aus Amerika beeinflusst. Wie das Ganze medial oder in Filmen verarbeitet wurde, war für uns eine große neue Welt. Sie vermischte sich mit unseren eigentlichen Leben. Man wurde plötzlich eine eigene Kunstfigur“, so Ali-Safari über die Anfänge der bis heute vorherrschenden Jugendkultur.

Raus aus Bielefeld und zurück

Am Rande dieser Veranstaltungen missfielen ihm die zunehmende Gewalt, Abzieherei und Machogehabe. Er zog zum Studium nach Düsseldorf, ließ die Verbindung nach Bielefeld aber nicht abbrechen. Daraus ergaben sich neue Kontakte. So entstand mit dem Rapper Medusa Plastic und DJ Solid die Hip-Hop-Band Kingzgrat. In Düsseldorf schaute er sich parallel in der Reggae/Dancehall-Szene um und lernte dort die Sängerin Shiwa kennen. Mit ihr trat er spontan auf Reggae-Dance-Hall-Partys auf und konnte seinen Style erproben. Mit Shiwa und Selector Danger gründete er um die Jahrtausendwende das Soundsystem Lions United, deren Partys in Bielefeld und Düsseldorf gut besucht waren.

Nach Auflösung des Soundsystems und seiner Zeit in der Band Asso Karacho legte Ali-Safari als Soloartist los. Das abgebrochene Studium machte Platz für eine Ausbildung zum Erzieher. „Ich liebe Bielefeld sehr und kam gerne aus Düsseldorf zurück. Wenn ich nach Bielefeld zurückkomme, freue ich mich richtig, Wahrzeichen wie den Fernsehturm schon von Weitem zu sehen.“

2016 erschien seine erste Rap-EP „Hallo“, produziert vom Rapper Jacka, auf dem Label Art4Real. Auf der EP macht der Künstler mit Augenzwinkern auf dicke Hose und hinterfragt zeitgleich, in welche Richtung sich die Hip-Hop-Szene entwickelt: „Ich glaube, Musik ist ein Ventil, eine Art der Selbsttherapie. Je nach Stimmung ist man für verschiedene Musikeinflüsse zugänglich. Sowohl Rap als auch Reggae haben sich über die Jahre stetig weiterentwickelt. Leider scheint die einstige Grundintention, Menschen zusammenzubringen, ein bisschen verloren zu gehen, je kommerzieller eine Musikrichtung wird. Dann möchten Leute damit einfach nur Geld verdienen und machen es weniger aus Liebe zur Sache.“ 

Im Wahlkampf

2019 erschien sein erstes Album „Karma Apotheke“ in Zusammenarbeit mit dem Kieler Produzenten Yanga Kid. Ein Teil seiner Promotour dafür war der Europawahlkampf der Bundespartei „Die Linke“, der ihn innerhalb von fünf Tagen in zehn Städte brachte. „Grundsätzlich bin ich ein überparteiischer Künstler, aber in dem Fall sehe ich den Ansatz zu sozialgerechten Gesetzen und die Möglichkeit, auch für Menschen mit wenig Mitteln, sich selbst zu verwirklichen“, so der Rapper über seine politische Zusammenarbeit. Am Stück unterwegs zu sein, war für ihn eine tolle Erfahrung. Das Verhältnis der Mitreisenden war nach einer Weile nahezu familiär.

Die Corona-Auszeit im vergangenen Jahr nutzte er, um die EP „Global gesehen“ mit vier Produzenten und sechs Liedern umzusetzen: eine sehr bunte Mischung aus Reggae und Dancehall mit seiner typischen Art des Rap-Reggae-Gesangs. Und auch hierauf nimmt er wieder politisch Stellung. Das Musikvideo zu seinem Track „Die Zerstörung der AfD“ erschien passend zur Wahl in Sachsen und zielt auch auf die Bundestagswahl im August ab: „Ich möchte mich ganz klar gegen Fremdenfeindlichkeit, Intoleranz sowie nationalstaatliches Denken einsetzen.“ Bedenken wegen Gegenwind hat er deswegen nicht: „Mir ist es wichtig, ein Statement zu setzen, und an der Stelle habe ich auch keine Angst vor den Konsequenzen. Ich präferiere auf jeden Fall den friedlichen Weg.“ Seine Texte seien stets ein bisschen ironisch und herausfordernd. Das käme in dem Track noch ein wenig stärker zum Tragen. Antifa habe er als Lebenseinstellung definiert. Antifaschistisch zu sein, sei für ihn kein Club. Er identifiziere sich nicht mit Gewalttaten, die in dem Namen vollbracht werden. 

„Danke Litti“

Anfang Mai veröffentlichte Ali-Safari seinen Song „Danke Litti“, eine Ode an die Bolzplatztage sowie Hommage an Ex-1.-FC-Köln-Spieler und Weltmeister (1990) Pierre Littbarski. Aus Dankbarkeit für eine von ihm angefragte Grußbotschaft des Fußballstars zum Geburtstag seines Stiefvaters entwickelte sich die Songidee: „Ich dachte an früher, wo ich Pierre Littbarski sein wollte. Dieser Spruch ,Ich will Pierre Littbarski sein’ war in meinem Kopf. Das hat sich dann zu einem Lied entwickelt, über das er sich letzten Endes sehr gefreut hat. Wenn ich ihm gelegentlich schreibe, welche neuen Entwicklungen es zu seinem Lied gibt, kommt tatsächlich immer was Nettes von ihm zurück. Er ist frei von Starallüren und ein sehr auf dem Boden gebliebener Mann“, so Ali-Safari. Beim Littbarski-Song unterstützte ihn die Sängerin Jennifer Grove vom Duo White Coffee. Aufgenommen, abgemischt und gemastert wurde der Song von Timo Neilmann im Art4Real Studio in Enger.

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Für Ende 2021/Anfang 2022 plant Ali-Safari bereits eine neue EP, diesmal in Zusammenarbeit mit Beenie Flow Riddims aus Österreich. Des Weiteren freut er sich über Kontakt zu Leuten, die ihn bei seiner Musik unterstützen, z. B. für Videoproduktion oder Art Management.

Mehr über Ali-Safari: ali-safari.de

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