Wir schreiben den 27. Juli 2019. Bei bestem Wetter schaut man an diesem Samstagabend an der Weser fast nur noch in zufriedene Gesichter. Besucher, Bands, Veranstalter, Helfer: Alle sind begeistert vom Verlauf des Weserlieder Open Air. Und vermutlich haben noch nie so viele Menschen wie zu dieser Zeit das Kultfestival besucht, um dort gemeinsam zu feiern und die großartigen Bands zu genießen. Alle freuten sich anschließend schon riesig auf die 2020er-Auflage. Doch wir alle wissen heute: Es kam anders. Corona nimmt die Welt in den Würgegriff und an Großveranstaltungen ist vorerst nicht zu denken. Dass aber gleich zwei Jahre nicht an ein Weserlieder Open Air zu denken sein würde, hat im März 2020 niemand geahnt.

Da es in Minden in dieser Zeit viele kleine Veranstaltungen geben würde und die Macher sich einig darüber waren, dass die Weserlieder nur funktionieren, wenn viele Menschen sich angstfrei, ohne Mindestabstände oder Maskenpflicht entspannt begegnen können, werden Alternativen wieder verworfen. Denn so wichtig wie die Musik für das Festival auch ist: Das gemeinsame Feiern ist zu einem Markenzeichen geworden. Somit bleibt auch 2021 keine andere Wahl, als das Festival abzusagen und sich weiterhin in Geduld zu üben. Im März zeichnet sich dann langsam ab, dass es in 2022 wieder ein Weserlieder Open Air geben könnte. Und bei aller Vorsicht entscheidet das Team irgendwann: Wir beginnen mit der Planung!

Moe

Die spannende Opener-Position belegt auch in diesem Jahr eine Band aus der Region: Die Lunauten. Die Band brennt darauf, endlich auch live unter Beweis zu stellen, dass sie nicht nur auf „Platte“ zu den frischesten Bands zählt, die in Minden und Umgebung aktuell unterwegs sind. Die zweite Band am Freitagabend war „irgendwie schon mal da“. 2012 – zum zehnjährigen Weserlieder-Jubiläum – eröffnet eine wilde junge Band den Samstag: The Pottytrained Boys. Irgendwann auf dem Weg der Weiterentwicklung entschied die Band, dem geänderten Sound auch mit einem neuen Namen Rechnung zu tragen. Seitdem heißen sie Animi Vox. Ihre Musik ist hörbar gereift und vielschichtiger geworden. Eins ist aber geblieben: Lange stillstehen kann niemand. Der erste Headliner der Weserlieder kommt aus Köln und wird (nicht nur) all denjenigen besonders zusagen, die in den letzten Jahren Gefallen an besonderen Stimmen gefunden haben. Benjrose sind definitiv die perfekten Reisebegleiter zu den Sternen. Mit Musik, die glücklich macht. Im Anschluss gibt es eine Premiere: Noch nie gab es eine Band bei den Weserliedern, die nur aus Frauen besteht. The Anti-Queens reisen aus Kanada an und werden vor allem eins bereits nach wenigen Sekunden klarstellen: Kompromissloser, treibender Rock ist durch nichts zu ersetzen.

Am Samstag starten die Weserlieder etwas ruhiger mit einem Singer-Songwriter, von dem die Weserlieder-Macher gern behaupten würden, sie hätten ihn entdeckt. Das wäre aber gelogen. Denn Moe ist seit ein paar Jahren überaus aktiv und erfolgreich unterwegs. Egal, ob er in einem kleinen Club auftaucht oder wie jetzt eine große Bühne erobert: In Moe stecken viel Energie und Musikalität. Im Anschluss gibt es an der Weser Besuch … auch von der Weser. Allerdings gut 100 Kilometer weiter nördlich aus Bremen. Das Wort „lässig“ dürfte nach dem Auftritt dieser Band zumindest für dieses Jahr vergeben sein. Denn lässiger als Someday Jacob kann man kaum sein. Eingängige Melodien, Songs mit Gefühl. Niemals zu laut, immer austariert und in ein wohlklingendes Gewand gehüllt. Das wird schön.
Im Anschluss wird es wieder rockiger, mit einer Band, die alle sogenannten Experten, die gern mal vorschnell das Ende der Rockmusik verkünden wollen, schnell zum Verstummen bringen wird. Denn die Songs dieser Band packen jeden. Kyles Tolone reißen mit.

Koza

Mit Spannung erwarten auch die Veranstalter den Besuch einer besonderen Band, die aus einem Land kommt, wo die Sommer immer heiß sind: aus Griechenland! Trotzdem ist es gelungen, diese absolute Topband davon zu überzeugen, dass die Sommer in Germany zumindest in Minden an der Weser auch heiß sein können. Und so wird ein kleiner Traum war: Koza Mostra, immerhin Sechste beim Eurovision Song Contest 2013 in Malmö, werden ihren absolut tanzbaren und schweißtreibenden Mix aus Ska, Punk, Rock und griechischem Folk abfeuern.

Doch damit nicht genug. Auch in diesem Jahr wollen die Weserlieder das Versprechen einlösen, zum Abschluss eine Band auf die Bühne zu bringen, die dem Publikum noch lange im Ohr hängen bleiben wird. Und das sollte dieses Jahr auf jeden Fall glücken: Coogans Bluff machen Musik, die von allem, was perfekte Musik ausmacht, mindestens eine Prise dabeihat. Gefüllt aus einem unerschöpflichen Reservoir an Ideen und geprägt von einer unendlichen Musikalität.

Mehr Infos auf
www.weserlieder.de