Warum Public Viewing auch bei dieser Europameisterschaft für Stimmung und Toleranz steht
Von Carsten Korfesmeyer
Wo sonst – als in Berlin. Dort steigt im Olympiastadion am 14. Juli das Finale um die Fußballeuropameisterschaft. Vorab laufen in München und Dortmund die Halbfinalbegegnungen sowie in Hamburg, Leipzig, Gelsenkirchen, Düsseldorf, Köln, Frankfurt und Stuttgart alle weiteren Spiele des Wettbewerbs, bei dem 24 Teams in sechs Gruppen antreten.
24 Teams in sechs Gruppen
Los geht es mit dem Eröffnungsspiel am Freitag, 14. Juni, mit dem Spiel Deutschland gegen Schottland. Als Gastgeber ist die Truppe um Trainer Julian Nagelsmann ohnehin qualifiziert gewesen, jetzt ist man bis in die Haarspitzen motiviert, auch den Titel zu holen. Wie stehen die Chancen? Geht es nach den Fans, dürfen wir ein Sommermärchen erwarten und es werden natürlich Erinnerungen an 2006 wach, als man in Deutschland die Weltmeisterschaft austrug und die Welt als Gastgeber begeisterte. Damals reichte es für die Kicker um Trainer Jürgen Klinsmann für Platz drei. Die Spiele fesselten die Menschen in den Stadien, vor dem Fernseher und: beim Public Viewing, das in jener Zeit seinen bisherigen Höhepunkt an Popularität erzielte. In den Innenstädten, in Biergärten oder in Stadien verfolgten die Fans die Spiele und es kam ein enormes Zusammengehörigkeitsgefühl auf. Es wurde gemeinsam gefeiert und alle teilnehmenden Nationen erlebten diese Welle von Sympathie und Euphorie. So soll es auch 2024 sein.
Sympathie und Euphorie
Rund 2,7 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer werden in den Stadien erwartet. Verglichen mit den prognostizierten zwölf Millionen in den Fanmeilen der Austragungsstädte ein vergleichsweise kleiner Teil, der aber zugleich die Dimensionen des Public Viewings deutlich macht. Rechnet man nun auch noch die Events in den Biergärten oder Innenstädten dazu, dürfte jedem klar werden: Gemeinsam fiebert man am liebsten mit, wenn die Fußballer nach dem Titel in Europa greifen.
Auch im Land von News – Das Magazin steigt wieder vielerorts das Public Viewing. Gastronomen laden dazu ein, gemeinsam die Spiele zu schauen – mitzufiebern und gegebenenfalls auch mitzuleiden. Es ist diese gelebte Solidarität, die ein Public Viewing zum Erlebnis macht. Wildfremde Menschen liegen sich in den Armen und jeder fühlt sich mit dem anderen verbunden. So etwas gelingt durch den Sport, der in diesen Events eindrucksvoll deutlich macht, dass er verbinden kann.
Gelebte sportliche Fairness
Gefeiert wird friedlich und mit gelebter Toleranz. Auch das haben diese Veranstaltungen immer wieder deutlich herausgestellt. Denn es ist trotz aller Euphorie und Leidenschaft immer noch ein Spiel, um das es geht. 24 Mannschaften treten bei der Europameisterschaft an und am Ende kann nur ein Team den Titel holen. Welches es ist, spielt in den Herzen der jeweiligen Fans natürlich eine große Rolle. Und sicher: Würde Deutschland als Gastgeber den Pokal gewinnen, wäre das natürlich eine schöne Sache. Vor allem schon deshalb, weil die deutsche Nationalmannschaft bei den zuletzt ausgespielten großen Turnieren eher einen enttäuschenden Eindruck hinterließ. 2024 zeigt die Kurve der Nagelsmann-Truppe aber wieder nach oben und auch in den anderen europäischen Wettbewerben haben es mit Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund zwei Teams ins Finale gebracht. Gönnen würden wir den Titel des Fußballeuropameisters aber jedem teilnehmenden Team. Denn auch das gehört zum Sportsgeist.