AllgemeinLifestyleMt

Verein Rewrite – Ein Türöffner

Mit Fußball, Hausaufgabenbetreuung und anderen sportlichen Angeboten will der Mindener Ben Schmidt sozial benachteiligten Kindern positive Perspektiven bieten.

Von Carsten Korfesmeyer

Achtzehn ist Ben Schmidt und hat gerade sein Abitur in der Tasche. Ganz frisch ist auch noch die Gründung seines Vereins, dem der Mindener den Namen Rewrite gegeben hat. „Ziel ist, negative Lebenswege neu zu schreiben“, sagt er im Gespräch mit news – Das Magazin. Das will er über den Sport erreichen, aber auch mit Hausaufgabenbetreuungen. Er will Kindern, die aus den unterschiedlichsten Gründen sozial im Nachteil sind, positive Perspektiven eröffnen – vor allem mit Fußball, dem Sport, dem der Spieler von Sechstligist Preußen Espelkamp seit jeher fest verbunden ist. Es gehe ihm nicht darum, kommende Profis zu formen. „Sondern darum, die sozialen Kompetenzen zu fördern“, sagt er. Teamgeist, Erfolgserlebnisse oder mehr Selbstwertgefühl: das sind Begriffe, die er den jungen Sportlern im Verein näherbringen möchte.

Rewrite besteht aus einzelnen Säulen. Zwei davon sind schon relativ konkret, die dritte ist noch in der Entstehungsphase. „Wir haben schon eine Gruppe mit sechs Kindern“, sagt Ben Schmidt. Sie sind zwischen neun und elf Jahre alt und es mache allen Spaß. Altersübergreifend ist das Angebot und im Training mit dem Preußen-Kicker lernen sie so manchen fußballerischen Trick. Der Vereinsgründer weiß nur zu gut, dass Kinder aus sozial benachteiligten Familien eher nicht von allein auf ihn zugehen würden. Deshalb geht er offensiv zu den Menschen, bei denen er genau das vermutet. Mit Erfolg. Die Resonanz ist gut.

„Ich mache gern was mit Menschen“

Die Fußballschule von Rewrite betreibt er allein, anders ist es bei der Hausaufgabenbetreuung der Kinder. Zusammen mit acht Schülern aus der neunten Jahrgangsstufe des Ratsgymnasiums geht er unter anderem auf Kinder aus dem Kinderheim der Diakonie Salem zu. Dort wird unter Leitung der Ehrenamtlichen allgemein Sport betrieben und jeder Teilnehmer bekommt sogar auf eigenen Wunsch seinen eigenen Trainings- und Ernährungsplan. „Ich weiß, wie sehr sich Sport auf das eigene Selbstwertgefühl positiv auswirken kann“, sagt Ben Schmidt. Spürbar ist ihm der Wille anzumerken, Kinder zu motivieren, damit diese dann ihre Lebenswege selbstbestimmt und erfolgreich beschreiten.

Das Elternhaus spielt nach Worten von Ben Schmidt immer eine entscheidende Rolle, wenn es um die Entwicklung eines Kindes gehe. Durchblicken lässt der angehende Soziologiestudent, dass er seinen Verein als eine Art Türöffner sieht. Was die Familie nicht vermitteln kann, soll Rewrite ermöglichen. Durch die Tür gehen müssen die Kinder später selbst. „Je eher wir sie abholen, umso größer ist die Chance dazu“, sagt er. Erfahrungen auf dem Gebiet der Sozialarbeit hat der Rewrite-Chef schon gesammelt – unter anderem mit einem von ihm mitorganisierten Schulprojekt am Ratsgymnasium vor einiger Zeit. Menschen mit Migrationshintergrund nahmen daran teil. Es ging um Spiel und Spaß, gedanklichen Austausch – und weil Ben Schmidt damals gerade in der Jugend von Arminia Bielefeld spielte, konnte er den Teilnehmern sogar eine Stadionbesichtigung der „Alm“ anbieten.

Helfer werden gebraucht

Seine Familie, seine Lehrer oder auch Rats-Schulsozialarbeiter Ivan Dorofeev haben ihn bestärkt, den Weg mit Rewrite einzuschlagen. Er weiß aber auch, dass viel Arbeit auf ihn wartet. „Klar, auf Dauer müssen wir natürlich mehr Helfer haben“, sagt er. Allein vier Mal pro Woche peilt er das Training der Fußballschule an – viel Arbeit für einen 18-Jährigen, der neben dem Studium an seiner Fußballerkarriere bei Preußen Espelkamp arbeitet und irgendwann Profi werden möchte.

Weitere Ziele

Unterstützung bekommt Ben Schmidt von der FT Dützen. Denn die Angebote sind für die Kinder kostenlos. Wer auf der Anlage an seinem Fußballtraining teilnimmt, ist über die FT Dützen versichert. „Ich mache gern was mit Menschen“, sagt Ben Schmidt, der auch schon Schwimmkurse für Kinder anbot und das als eine „Teilsäule“ seines Vereins beschreibt. Denkbar sei, solche Kurse oder andere Angebote zwischendurch immer wieder einzubauen. Viel zu tun gibt es aber noch an seiner dritten Vereinssäule. Die ist allerdings ein ganz harter Brocken und möglicherweise nur schwer realisierbar: Er möchte jungen Insassen der Justizvollzugsanstalt Herford (JVA) durch seine Vereinsangebote neue Perspektiven eröffnen. Hierzu ist er bereits mit der Osthushenrich-Stiftung in Kontakt. Umzusetzen ist zumindest dieses Projekt noch nicht. Der JVA fehlt das dazu nötige Personal, das bei den Betreuungsangeboten anwesend sein muss. Die ersten beiden Säulen sind allerdings auf einem vielversprechenden Kurs und Ben Schmidt vor allem auch eins: zufrieden.

www.rewriteminden.de