Während im Mindener Stadttheater noch die Renovierung läuft, gibt es in den Häusern von Hameln und Bad Oeynhausen im November zahlreiche Vorstellungen. Hier ein paar Auszüge.

Theater Hameln

Freitag, 4. November, 19.30 Uhr
„Für Maria – Mitte der Nacht“

Maria Grollmuß, geboren 1896, war eine sorbische Publizistin und sozialistische Widerstandskämpferin gegen das NS-Regime. Sie wurde denunziert und im November 1934 verhaftet; im Dezember 1940 wurde sie ins Frauenkonzentrationslager Ravensbrück überstellt. Um sich nicht geistig zerstören zu lassen, mobilisierte sie dort gemeinsam mit anderen inhaftierten Frauen gedankliche und kulturelle Widerstandskräfte: Erinnerungen, Tänze, Musik, Märchen und alte Glaubensinhalte. Briefe an ihre Schwester geben Zeugnis davon. Mia Facchinelli schuf zur Feldmesse und dem Ballett Špalíček von Bohuslav Martinů – selbst vor dem NS-Regime nach Paris geflüchtet – eine berührende Choreographie zum Leben von Maria Grollmuß, die Leid und Heiterkeit ebenso miteinander vereint wie verschiedene Tanzsprachen: die der Moderne mit einer traditionellen, die Märchenhaftes und Spielerisches betont.

Theater Hameln: „Für Maria – Mitte der Nacht“. Foto: Martin Pizga

Donnerstag, 17. November, 19.30 Uhr
Moby Dick

Hochkarätig besetzte Lesung trifft in dieser Inszenierung auf schlagkräftige Musik. Grimme-Preisträger Christian Brückner leiht dem Weltliteratur-Klassiker von Hermann Melville seine raue und zugleich warme Stimme, die seit Jahrzehnten durch Hörbücher und Lesungen sowie als Synchronstimme von Robert de Niro bekannt ist. 2012 wurde Christian Brückner zudem mit dem Deutschen Hörbuchpreis für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Das Schlagwerk-Quartett Elbtonal Percussion untermalt die Lesung mit Dramatik und Dynamik; spannungsgeladene Elemente stehen dabei musikalischem Minimalismus gegenüber, der Stillstand und Ödnis auf dem Meer vergegenwärtigt – und die lähmende Skepsis der Mannschaft ihrem Kapitän gegenüber, dessen Anwesenheit lange Zeit nur auf nächtlichen Spaziergängen durch das Klopfen seines Holzbeins wahrzunehmen ist.

Theater Hameln: Moby Dick mit Christian Brückner. Foto © Matthias Bothor

Sonntag, 20. November, 17 Uhr
Das Hörrohr

Eigentlich ist Opa Meiners noch ganz rüstig. Wenn nur das vermaledeite Hören nicht wäre! Und sein Hörrohr ist auch nicht gerade auf dem neuesten Stand der Technik. Leichtes Spiel also für Schwiegertochter Bertha, die möglichst schnell das Regiment auf dem Hof übernehmen möchte und nicht davor zurückschreckt, Opa gehörig übers Ohr zu hauen – gäbe es da nicht einen treuen Knecht und eine loyale Enkelin, die Opa Meiners vor dem Schlimmsten bewahren. Und dank eines neuen Hörrohrs wird der Senior plötzlich erstaunlich hellhörig. Bereits in den 1950er-Jahren geschrieben, hat die Komödie nichts von ihrem Witz und Charme eingebüßt.

Theater.Hameln.de

Theater im Park Bad Oeynhausen

Samstag, 19. November, 19.30 Uhr
Peer Gynt – Das Rockmusical

„Peer Gynt“, der „Faust des Nordens“ von Henrik Ibsen, funktioniert als Rockmusical auf der Bühne. Die Opernwerkstatt am Rhein setzt den Klassiker mit einer Liverockband von fünf Musikern und Kulissen dunkler norwegischer Berglandschaften im Großformat um. Ausgangspunkt der Bearbeitung ist das dramatische Ibsen-Gedicht aus dem Jahre 1864 in der Übersetzung von Christian Morgenstern. Die ambivalenten Gefühle und fantastischen Erlebnisse der Protagonisten werden in Pop- und Rocksongs aus den vergangenen 30 Jahren emotional widergespiegelt. Selbst die klassische Bühnenmusik von Edvard Grieg wird für die Rockband neu arrangiert und leitmotivisch zur Anwendung gebracht. Im Rockmusical stehen Musiker wie beispielsweise Radiohead, Kygo, Lady Gaga und Ed Sheeran Figuren wie Peer, Solveig und Aase Pate. So entsteht ein neues Rockmusical, das eben nicht mit dem Genre Musical vergleichbar ist, weil es trotz der Leichtigkeit der Darbietung den Ernst und die vielschichtigen Ebenen des Klassikers beibehält.

Mittwoch, 30. November, 19.30 Uhr
Momo – Konzertlesung nach Michael Ende

„Es gibt ein großes und doch ganz alltägliches Geheimnis. Alle Menschen haben daran teil, jeder kennt es, aber die wenigsten denken je darüber nach. Die meisten Leute nehmen es einfach so hin und wundern sich kein bisschen darüber. Dieses Geheimnis ist die Zeit.“ Michael Endes Roman aus dem Jahr 1973 ist weit mehr als ein Kinderbuch. Er ist eine spürbare Gesellschafts- und Sozialkritik. Verpackt in die spannende Erzählung über ein kleines Mädchen, das den Menschen die gestohlene Zeit zurückbringt, lässt „Momo“ uns über Turbokapitalismus, Selbstoptimierung und Oberflächlichkeit nachdenken. Walter Sittler und Stefan Weinzierl nehmen sich Zeit, um Momos Geschichte mit Sprache und Musik lebendig zu machen – eine Liebeserklärung an Michael Endes Werk und eine leidenschaftliche Aufforderung zum Zuhören.

Theater Bad Oeynhausen. „Momo“ mit Walter Sittler. Foto: Mirjam Knickriem

www.staatsbad-oeynhausen.de