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Scharfes Hobby: Christian Braunschmidts große Leidenschaft sind Messer.

Vom ersten Schweizer Taschenmesser, zum Faible für Klappmesser bis zur Hohen Kunst japanischer Messermacher

thatknifemaniacFoto: thatknifemaniac

Von Andrea Williams

Während viele die Plattform Instagram nutzen, um sich selbst in mehr oder weniger geschönten Bildern lasziv darzustellen, gibt es auch Personen, die auf diesem Weg ihre Freude daran haben, ihr Hobby mit anderen zu teilen. Christian Braunschmidt (33) gewährt auf Instagram unter dem Namen „Thatknifemaniac“ Einblicke in seine eindrucksvolle Messersammlung. Seine Freizeitbeschäftigung hat der gebürtige Mindener, der mit seiner Familie inzwischen in Bielefeld lebt, mittlerweile zum Beruf gemacht.

Wann hat Deine Faszination für Messer begonnen?
Ich begeistere mich seit jeher dafür. Als kleines Kind sah ich im Garten gerne dabei zu, wie die verdorrten Rosenblüten von den Büschen abgeschnitten wurden. Das ist meine erste Erinnerung an Taschenmesser. In der Grundschule erhielt ich von meinen Eltern bereits das erste eigene Exemplar: ein ganz normales Schweizer Taschenmesser.

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Foto: thatknifemaniac

Fertigst Du selbst Messer an?
Nein. Ich habe einen Freund im Sauerland, der Messermacher ist. Alle drei bis vier Wochen bin ich mit meiner Familie dort zu Besuch. Dann spielen Messer natürlich auch eine Rolle.

Hast Du Ambitionen, selbst Messer zu machen?
Ich finde es schon spannend. Tatsächlich würde ich gerne mal alle Arbeitsschritte ausführen. Man kann allerdings wahnsinnig viel falsch machen. Wenn du schon sechs Stunden an einem Messer gearbeitet hast, und die Klinge gehärtet ist, ist es richtig ärgerlich, wenn dann ein Fehler passiert. Damit sind sechs Stunden Arbeit hinüber. Das Messer lässt sich dann auch nicht mehr retten.

Wie viele unterschiedliche Messerarten gibt es eigentlich?
Im Prinzip gibt es unendlich viele. Ich würde grundsätzlich in drei Kategorien unterscheiden: ganz normale Küchenmesser, die jeder kennt und hat; fest stehende Messer, die beispielsweise Jäger benutzen oder die man im Handwerk oft sieht, und dann gibt es noch die Klappmesser. Letztere sammle ich am ehesten.

Wie bewahrst Du die Messer auf?
Bis vor Kurzem lagen sie einfach in einer Stofftasche im Schrank. Das fand ich ein bisschen doof. Zudem habe ich eine kleine Tochter. Dadurch ist eine Lagerung notwendig, bei der sie auf gar keinen Fall an die Messer kommen kann. Jetzt habe ich sie auf einem Wandregal in zwei Metern Höhe liegen. Man gibt wahnsinnig viel Geld für so ein Hobby aus, da ist es zu schade, sie im Schrank zu verstecken.

Sind all Deine Messer auch in Verwendung?
Es gibt Sammler, die sich klassisch auf ein bestimmtes Themenfeld, eine Marke oder eine Messerart konzentrieren. Neulich traf ich einen Typ, der nur zwei Modelle einer bestimmten Marke sammelt. Davon hatte er 30 Exemplare als reine Vitrinenstücke. Mein Beuteschema ist weiter gefasst. Und alle Messer, die ich habe, nutze ich regelmäßig und schonungslos. Dabei kann ein Messer auch mal beschädigt werden.

Wenn ich ein Messer nicht nutze, verkaufe ich es wieder.

Welches Messer bedeutet Dir am meisten?
Das ist vermutlich das erste Messer, das ich mit Heidi Blacksmith, meinem Freund aus dem Sauerland, gemeinsam gemacht habe. Zunächst war ich sein Kunde. Heute ist er einer meiner besten Freunde.

Welche Eigenschaften sind Dir bei einem Messer besonders wichtig?
Wie erwähnt, sind Klappmesser eher mein Ding. Die Meisten, die ich kenne, unterscheiden zwischen den klassischen Taschenmessern, die früher verstärkt in Solingen hergestellt wurden, und den Herrentaschenmessern zum einen und den modernen Taschenmessern, die meist auch etwas größer sind. Ihren Einfluss haben sie aus dem Militärbereich. Ich muss zugeben, dass ich schon eher auf diese modernen, taktischen Klappmesser stehe, die einen Militär-Background haben, obwohl ich damit überhaupt nichts zu tun habe. Ich finde die Ästhetik cool, und vermutlich bin ich auch einfach ein Marketingopfer. Ich kenne viele, denen die Optik wichtig ist. Das ist für mich nicht ganz so entscheidend.

Für mich zählt vor allem die Verarbeitung und eine gute Funktionsweise.

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Foto: thatknifemaniac

Hast Du ein generelles Interesse daran, Dich mit Gleichgesinnten auszutauschen?
Die Messerszene ist gar nicht so meine Baustelle. Da treiben sich viele Leute herum, mit denen ich nicht unbedingt auf einer Wellenlänge bin, wobei es natürlich auch coole Leute gibt. Einer meiner Jobs ist die redaktionelle Betreuung des Onlineshops für die Altonaer Silberwerkstatt in Hamburg. Neben dem klassischen Silberhandwerk, Restauration und Silberbesteck haben sie einen großen Messerbereich.

Hast Du das Gefühl, dass Messer-Fans mit mehr Vorurteilen zu kämpfen haben als beispielsweise Sportschützen?
Die Frage kann ich Dir nicht so genau beantworten, aber keine Frage: Je nachdem, was für ein Messer man in einem bestimmten Umfeld mitnimmt, kann man dumm angeguckt werden. Im Büro würde ich keinen riesigen, taktisch aussehenden Militärklapper einpacken. Das sind große schwere Messer, denen man ansieht, dass sie nicht dafür gedacht sind, einen Apfel zu schälen. Ich will niemanden erschrecken, im Gegenteil. Als Sportschütze läufst Du ja auch in der Regel nicht mit Deiner Knarre am Gürtel durch die Gegend.

Ich kann mir vorstellen, dass Schützen mancherorts für ihr Hobby ebenfalls komisch angeschaut werden.

Wohin würdest Du gerne mal reisen, um Dich in Sachen Messer fortzubilden? Wäre da Japan nicht interessant?
(lacht) Japan ist natürlich ultrakrass, weil die bereits kulturell zu dem Thema einen ganz anderen Bezug haben. Rein handwerklich gesehen, ist deren Arbeit unvorstellbar. Gerade im Küchenmesserbereich werden Sachen angefertigt, die selbst in Japan nur eine Hand voll Leute beherrschen. Interessanterweise ist es sogar so, dass viele richtig krasse japanische Küchenmesser für uns Europäer gar nicht funktionieren, da wir ganz anders mit unseren Messern umgehen. Wir würden diese im Gebrauch einfach kaputt machen. Ein Freund von mir kennt sich sehr gut mit Samuraischwertern aus. Auch dieser Bereich ist der Wahnsinn. Genauso gibt es in den USA unglaublich talentierte Messermacher. Mehrere Länder sind für mich bei dem Thema total spannend.

Welche drei Messer sollte jeder zu Hause haben?
Ich würde nie ohne ein ganz normales Schweizer Taschenmesser das Haus verlassen. Es gibt unzählig verschiedene Varianten davon. Damit hat man eigentlich schon alles, was man braucht: eine kleine, eine große Klinge sowie einen Haufen echt gut funktionierendes Werkzeug. Nummer zwei wäre ein gutes Küchenmesser. Ich finde, es gibt nichts Schlimmeres, als mit irgendwelchen stumpfen, abgenudelten Küchenmessern kochen zu müssen. Das ist die Hölle. Dabei gibt es schon richtig gute Küchenmesser ab 60 Euro. Als Nummer drei würde ich vielleicht noch ein gutes Klappmesser empfehlen. Je nachdem, wie viel man ausgeben möchte. Mittlerweile bekommst du bereits für 50 Euro ein fantastisch verarbeitetes Klappmesser. Klar kannst du auch 500 oder 5000 Euro ausgeben.

Hast Du in Sachen Messer Pläne?
Den Instagram Kanal betreibe ich nur zum Spaß, weil mir das Fotografieren Freude bereitet, selbst wenn ich meine Bilder nicht so gut finde. Ich schaue mir auch gerne solche Instagram-Accounts an. Zudem war mir mein Instagram Kanal bisher thematisch zu bunt gemischt. Da war es naheliegend, mich darauf zu konzentrieren. Ansonsten habe ich bei Instagram null Ambitionen, jetzt der große Messer-Influencer zu werden. Mein Fokus liegt auf dem Job für die Hamburger Firma. Da gibt es mehr als genug zu tun.

www.instagram.com/thatknifemaniac