Kultur

Prime – die neue Veranstaltungsreihe im BÜZ Minden

Konzerte, Partys und mehr, alles mit urbanem Anspruch

Prime MindenMarcel Komusin leitet die neue Veranstaltungsreihe Prime im BÜZ

Das Ausgehen für junge Mindener attraktiver zu gestalten, hat sich Marcel Komusin (34) zum Ziel gesetzt. Seit Januar 2019 ist er neu im Team des Kulturzentrums BÜZ am Johanniskirchhof. Bislang war er vor allem durch seine Aktivitäten rund um den Musiktreff am Beat e. V. aka Papagei bekannt. Die news-Mitarbeiterin Andrea Williams traf ihn, um zu erfahren, wie seine Pläne konkret aussehen.

Du ziehst mit der Prime eine neue Veranstaltungsreihe auf. Was hast du vor?

Grob formuliert, kümmere ich mich um die Programmgestaltung für 20- bis 35-Jährige. Natürlich können auch Leute kommen, die älter sind. Ich erhielt vom BÜZ keine weiteren Vorgaben und habe somit freie Hand. Die Leute dort kannten mich teilweise schon vorher durch die Papagei Veranstaltungen im BÜZ und wussten somit, was auf sie zukommen wird. Ich stamme aus dem Bereich der selbstverwalteten, nicht kommerziellen DIY-Szene. Das Kulturzentrum ist jetzt natürlich ein bisschen was anderes.

Es ist meine Absicht, coole Veranstaltungen mit einem urbanen Anstrich umzusetzen, wie man sie beispielsweise aus dem Papagei kennt.

Allerdings möchte ich diese mit einer eigenen Note versehen. Die Arbeit im BÜZ ist eine neue Erfahrung für mich, die mir große Freude bereitet. Ich habe totalen Bock drauf, mich um den Social Media Kram zu kümmern, mit den Leuten zu telefonieren und den ganzen Ablauf zu organisieren. Da es einen Mitarbeiter gibt, der sich um das Thekenpersonal kümmert und Kassierer einteilt, kann ich mich voll auf die Künstler, den Ablauf des Abends, die Organisation im Vorfeld und die ganze Nachbereitung konzentrieren.

Kannst du genauer erklären, was du mit „urbanen Anstrich“ meinst?

Ich möchte das etablieren, was es in Minden meiner Ansicht nach seit langer Zeit nicht mehr gab: bekannte Bands, die in der Regel nur in größeren Städten wie Hamburg, Berlin, meinetwegen auch in Hannover und Bielefeld auftreten, in eine provinzielle Stadt wie Minden holen. Es hängt natürlich davon ab, ob das Publikum das akzeptiert. Ich glaube fest daran, dass es in Minden und Umgebung genug Interessenten gibt.

Ich werde verschiedene Genres wie beispielsweise HipHop, Stoner und Alternative ausprobieren.

Es gilt, herauszufinden, worauf die Leute Bock haben. Die verschiedenen Läden hier vor Ort, – der Bunker, der Papagei, die Ameise, Markt 15, sogar Jess Weinbar –, haben ein Konzertpublikum. Es gibt also genug Anlaufstellen für Livemusik. Beim Papagei hatten wir in der Vergangenheit ohne großen Aufwand die Hütte voll. Es ist mein Anspruch und mein Ziel, Leute mit der entsprechenden Werbung, Inszenierung und vor allem der Livemusik ins BÜZ zu holen. Das Niveau, das ich erreichen möchte, setzt Bands voraus, bei denen man sich verlassen kann, dass es gut wird. Es wird natürlich ein ganzes Stück Arbeit, und ich muss mich noch immer auf den Papagei beziehen, da das meine Wurzeln sind. Dort bin ich nach wie vor aktiv und werde es auch bleiben, weil ich ihn über alles liebe.

Kulturzentrum BÜZ Minden
Kulturzentrum BÜZ Minden. Foto: Andrea Williams

Wann hast du das Gefühl, die Prime erfolgreich etabliert zu haben?

Mein Ziel ist es, eine Metaebene zu erreichen. Leute erfahren, dass im BÜZ ein Konzert unter dem Motto „Prime“ stattfindet und müssen gar nicht weiter darüber nachdenken, weil sie automatisch wissen, dass es gut wird. Ich weiß, dass das ein sehr hohes Ziel ist, aber das möchte ich mir selbst auch stellen, um es mit den Leuten, die ins BÜZ kommen, zu erreichen. Deswegen will ich weiterhin versuchen, Rückmeldungen einzuholen, um Prime für die Leute und mich selbst zu optimieren. Ich habe Bock darauf, dass es funktioniert. Es ist die Ergänzung des bereits vorhandenen Kulturprogramms auf einer anderen Ebene.

Das klingt so, als ob du in der Aufgabe voll aufgehst.

Der Job ist ein absoluter Traum von mir. Seit 15 Jahren mache ich das hobbymäßig. Ich habe eine derartige Freude an dem ganzen Kram und gehe davon aus, dass es auch so bleibt. Diese Möglichkeit vom BÜZ möchte ich selbstverständlich nutzen. Deswegen lege ich da alles rein. Ich nehme die Thematik ernst, um die Möglichkeit nutzen zu können, mich da selbst vor Ort zu verwirklichen, immer mit der Prämisse, was ich für die Stadt tun kann und welche Veranstaltungen ich ermöglichen kann, auf die die Leute Bock haben. Ich komme aus der Subkultur und bleibe in der Subkultur, aber ich denke, das hat sich in den letzten zehn, fünfzehn Jahren derart relativiert, dass es zum Glück nicht mehr diese eine beziehungsweise abgeschottete Szenen gibt. Das ist mittlerweile so irrelevant. Leute haben auf alles Mögliche Bock und sind aufgeschlossener. Sie gehen auch mal zu einem Konzert eines anderen Genres, wenn sie das Gefühl haben, dass vor Ort gute Stimmung herrscht.

Wann geht es denn konkret los?

Im April starten die ersten Termine, die ich betreue. Los geht’s mit einer bereits bestehenden Reihe, die ihren Ursprung mit Papageileuten hat: die Delight Night … Im BÜZ gab es stets coole, subkulturell geprägte Events für Leute, die Bock auf Livemusik, Tanzveranstaltungen oder Partys haben. Es mangelte aber oft an der Werbung, sodass die Events kaum einer mitbekam. Das zu ändern, zähle ich mit dem Team und den jeweils involvierten Leuten nun zu meinen Aufgaben. Ich möchte Prime als coole Marke etablieren. Das heißt, Plakate und Flyer mit coolen Designs zu verteilen, wo die Leute sie sehen. Rechtzeitig Internetwerbung zu schalten, damit auch Leute außerhalb des typischen Dunstkreises das registrieren und es ihnen schmackhaft gemacht wird.

tinstinct
DJ Duo tinstinct. Foto: Karti Fotografie

Welche Veranstaltung kommt nach der Delight Night?

Die Rituals ist die erste eigene Reihe, die ich ins BÜZ holte. Ich glaube, dass das Techno und Dark Minimal Duo tinstinct für sich selbst spricht. Sie werden bei ihren Veranstaltungen mindestens einen Gast-DJ dabei haben.

Hast du vor Ort optische Veränderungen vorgesehen?

Ich werde das BÜZ für alle Veranstaltungen, die unter Prime laufen, optisch abwandeln. Zu Beginn werden wir die Seitenwände in schwarzen Dekomolton hüllen. Hinten auf der Bühne wird immer eine große Kinoleinwand stehen, die das BÜZ normalerweise für ihre Kinovorführungen nutzt. Wir verwenden sie für Beamerprojektionen. Die grandiose Lichtanlage vor Ort werden wir mehr nutzen, um richtig Stimmung und Atmosphäre zu erschaffen. Für die Rituals wird es von Veranstaltung zu Veranstaltung immer eine andere optische Inszenierung mit eigenen Visuals geben.

Gibt es auch personelle Veränderungen?

Das Image des Ladens ist für alle Veranstaltungen wichtig. Ich bin sehr froh, dass ich für die ersten Termine Leute vom Forum als Türsteher gewinnen konnte. Es fiel mir ein gigantischer Stein vom Herzen, als die Zusage kam. Ich finde es wichtig, vor Ort eine Frau zu haben. Meine Türsteher entsprechen dem Alter der Zielgruppe. Sie stecken im Studium oder sind fertige Akademiker. Zudem kann man Mitarbeiter des Forums, also in Nähe des Bielefelder Bahnhofs, durch nichts schocken.

Warum der Name Prime?

Ich wollte einen Namen, der sich absetzt und ganz andere Assoziationen hervorruft als beispielsweise Papagei und andere typische, eher subkulturell konnotierte Namen. Prime heißt Blütezeit. Ich möchte, dass etwas Neues hervorkommt, etwas wächst. Es ist ein positiv besetzter Begriff. Als Verb steht es dafür, sich einen anzutrinken. Das finde ich auch ganz charmant. Popkulturell ist Prime verschiedenartig besetzt und drückt ein gewisses Selbstbewusstsein aus. Gleichzeitig ist der Name nicht so nischenhaft und bedeutungsschwanger, wie man es von anderen Veranstaltungsreihen kennt. Er hat genug Substanz, nicht ganz banal zu sein.

Kann man sich als Künstler bei dir melden?

Man kann sich liebend gerne bei mir melden. Leute, die auflegen und auftreten, müssen einfach tierischen Bock mitbringen. Wir wollen das Ganze nach vorne bringen, und das wird man den ersten Prime Veranstaltungen anmerken. Ich sehe es nicht nur als meine Aufgabe, den Leuten eine Bühne zu bieten, um sich selbst zu verwirklichen und coole Abende zu verbringen, sondern möchte, dass Künstlerinnen und Künstler gerne im BÜZ auftreten. Leute, die gerne auftreten, können das Publikum auch davon überzeugen, wiederzukommen.

Kannst du zu zukünftigen Veranstaltungen schon was verraten?

Die Konzerte starten im September. Man kann sich überraschen lassen. Wenn sich die Delight Night, die Rituals und die Love Di Vibez hält, sind die gesetzt. 2020 wird es mindestens eine weitere Partyreihe geben. Zudem soll es nicht bei Partys und Konzerten bleiben. Je nach Pensum und Möglichkeit wird es auch Lesungen, Kinofilme und vielleicht ein paar popkulturelle Ereignisse geben. Da will ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht näher drauf eingehen.

Das Interview führte Andrea Williams.

https://www.instagram.com/prime_minden/