Die Berufe, in denen ausgeschriebene Stellen immer schwieriger zu besetzen sind, sind vielfältig. Nicht erst seit der Coronakrise ist der Mangel an Pflegekräften ein großes Thema. Zwar kann sich die Bezahlung in der Krankenpflege mit Zulagen für Schichtarbeit im Vergleich zu anderen Ausbildungsberufen durchaus sehen lassen, allerdings lasten hoher Druck und Verantwortung auf den Pflegenden. Noch höher ist der Druck auf Fachpflegekräften, die auf Intensivstationen oder in OPs ihren Dienst tun.

Die belastende Situation durch die hohe Zahl an Coronainfizierten hat hier zu noch größeren Lücken als zuvor geführt, viele Intensiv-Pflegekräfte haben ihren Job geschmissen. In der Altenpflege sieht die Situation noch schlechter aus: Hier zählt durchaus auch die niedrige Verdienstmöglichkeit zu den Gründen für den Fachkräftemangel.

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Anders sieht es im Handwerk aus: Zwar sind die Einstiegsgehälter hier nicht unbedingt üppig, dafür gibt es durchaus Entwicklungsmöglichkeiten – der Spruch, dass Handwerk goldenen Boden habe, ist nicht falsch. Dennoch leiden viele Handwerksberufe unter einem schlechten Image. Zu Unrecht: Handwerker sind hoch spezialisierte Experten in ihrem Fach, auch an diesen Berufen ist die Digitalisierung nicht spurlos vorübergegangen. Besonders der Bauboom der vergangenen Jahre hat hier für eine große Nachfrage gesorgt – das weiß jeder, der in den letzten Monaten versucht hat, einen Handwerker zu bekommen. Im Moment deutet nichts darauf hin, dass diese Nachfrage abreißt – damit steigt nicht nur die Chance auf einen sicheren Job, sondern auch die Verdienstmöglichkeit.

Fachkräftemangel besteht auch in vielen technischen und MINT-Berufen (MINT=Mathematik-, Ingenieur-, Naturwissenschaften und Technik). MINT-Fachkräfte fehlen in vielen Bereichen von der Verwaltung über die Wissenschaft bis in die Geschäftsführung. Wer zum Beispiel auf eine Ausbildung im IT-Bereich setzt, muss sich jetzt und in Zukunft keine Sorgen machen: In diesem Bereich ist der Fachkräftemangel so groß, dass er als Gefahr für die weitere Entwicklung und das Wachstum in der Bundesrepublik gesehen wird.

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Natürlich gibt es auch eine Menge eher exotische Ausbildungsberufe – von Anästhesietechnischer Assistent über Justizwachtmeister bis hin zu Veranstaltungstechniker oder –kaufmann. Viele dieser Berufe können in Minden-Lübbecke gelernt werden – sowohl die Zahl der Ausbildungsbetriebe ist groß als auch die Anzahl der Berufsschulstandorte in Minden und Umgebung.

Die Gründe für den Fachkräftemangel sind vielfältig: Neben den schon erwähnten Imagegründen oder dem hohen Druck, unter dem einige Berufsgruppen leiden, ist eine weitere Ursache für den Fachkräftemangel die zunehmende Überalterung der Gesellschaft. Die sinkenden Geburtenraten der vergangenen Jahrzehnte haben dafür gesorgt, dass dem Arbeitsmarkt immer weniger Fachkräfte zur Verfügung stehen. Zwar sind die Raten zuletzt wieder leicht gestiegen und auch durch die Zuwanderung ist die Bevölkerung in den letzten Jahren nicht weiter geschrumpft, trotzdem sinkt die Zahl der Menschen im arbeitsfähigen Alter weiter. Die große Kohorte der sogenannten Babyboomer, die in den letzten Jahren in den Ruhestand eingetreten ist, hat zudem eine große Lücke hinterlassen.

Hinzu kommt, dass gerade in vielen neuen Berufen ein deutlich komplexeres Fachwissen vorausgesetzt wird, derart hoch qualifizierte Menschen aber fehlen. Gleichzeitig fallen viele geringqualifizierte Tätigkeiten durch Automatisierungsprozesse weg, eine Entwicklung, die in den nächsten Jahren vermutlich noch zunehmen wird.

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Um dem Problem Herr zu werden, gibt es verschiedene Maßnahmen und Initiativen – nicht alle setzen beim Nachwuchs an. Das Schlagwort „Lebenslanges Lernen“ hat inzwischen vermutlich wohl jeder mal gehört – und doch ist es mehr als ein Schlagwort: So unterstützt das Land NRW Arbeitgeber dabei, Mitarbeiter durch Fortbildungen weiterzuqualifizieren, indem es einen Teil der Kosten mit sogenannten Bildungsschecks übernimmt. In vielen Berufen gibt es spezielle Fortbildungen, um Arbeitnehmer auf die neuen Herausforderungen vorzubereiten.

Die sogenannte „Stille Reserve“ sind Personen, die sich derzeit in einer Lebensphase befinden, in der sie dem Arbeitsmarkt nicht voll zur Verfügung stehen. Dazu gehören zum Beispiel Eltern in der Familienphase, Ältere oder Personen, die in Teilzeit arbeiten. Mit familienfreundlichen Angeboten, flexiblen Arbeitszeiten und Kinderbetreuungsmöglichkeiten könnte Eltern ein früherer Wiedereintritt in den Beruf ermöglicht werden.

Auch viele ältere Menschen haben durchaus noch Interesse, auch nach dem Renteneintritt zu arbeiten. Das ist natürlich nicht in jedem Beruf möglich, in vielen aber doch. Mit flexiblen Modellen und individuellen Absprachen lassen sich einige begehrte Spezialisten halten.

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Eine weitere Möglichkeit kann die Integration von Migranten in den Arbeitsmarkt sein. Hier ist besonders der Gesetzgeber gefragt. Die zumindest teilweise Anerkennung ausländischer Schul-, Ausbildungs- und Studienabschlüsse wäre ein erster Schritt. Zudem verhindern manche Auflagen, dass arbeitswillige Migranten arbeiten dürfen.

Wie es mit dem Fachkräftemangel weitergeht, ist unklar. Klar ist aber: Wer sich für eine Ausbildung in einem Mangelberuf entscheidet, macht mit großer Sicherheit nichts falsch.

Einmal im Jahr nehmen die Fachleute beim Arbeitsamt alle Trends übergreifend unter die Lupe und berichten darüber. Das ist Ende Januar wieder passiert. Sie vergleichen mit dem Vorjahr, mit Vormonaten, und in diesem Fall auch mit anderen Krisenzeiten. Heraus gekommen ist ein differenziertes Bild, das durchaus noch Auswirkungen der Coronapandemie wiedergibt. Gleichzeitig sind aber auch genau die Grundsatzprobleme schon wieder deutlich zu sehen, die sich vor der Krise abgezeichnet haben. In ihrer Jahresbilanz zeigte Frauke Schwietert, Leiterin der für Minden-Lübbecke zuständigen Arbeitsagentur in Herford, darum auch Lösungsansätze auf: Vor allem Qualifizierung, aber auch neue, hybride und digitale Wege der Berufsberatung. All das wird aber eher mittel- und langfristig greifen.

Das ist der Istzustand

Zwischen Pandemiefolgen und Engpässen bei den Fachkräften: Unter diese Überschrift stellen Schwietert und ihr Kollege Sebastian Placke die Bilanz. Alles in allem sei 2021 sehr gut gelaufen. Zum Beispiel sank die Arbeitslosenquote von 5,9 Prozent am Jahresbeginn auf 4,7 Prozent im Dezember – und war im Dezember zudem 14,7 Prozent unter dem Vorjahresergebnis. So waren am Jahresende die Zahlen auf ähnlichem Niveau wie vor der Pandemie, im Dezember suchten 7.920 Männer und Frauen eine Beschäftigung.

Bei jungen Menschen unter 25 Jahren gab es im Jahresdurchschnitt einen Rückgang um 193 Personen oder 16,3 Prozent auf jetzt 988 Jugendliche. Bei den Älteren über 50 Jahre waren es 74 oder 2,5 Prozent weniger Arbeitslose im Jahresschnitt – insgesamt 2.872. Auch der jahresdurchschnittliche Bestand an ausländischen Arbeitslosen ist um 113 oder 4,5 Prozent auf 2.423 Personen gesunken. Gestiegen ist jedoch die Zahl der Langzeitarbeitslosen, und zwar im Jahresschnitt um 578 Personen oder 18,4 Prozent von 3.137 auf 3.716 Personen. Vielen fehlt ein wichtiges Kriterium für einen neuen Job: die nötige Qualifikation. „Auch ein Blick auf die Stellenmeldungen zeigt, dass die Lage am Markt weitaus positiver ist als noch 2020“, so Schwietert. In diesem Jahr seien fast ein Drittel mehr Stellen gemeldet worden als im Vorjahr.
Schwieriger ist die Situation bei den Langzeitarbeitslosen. Hier hat die Pandemie viele Bestrebungen der Jahre davor gestoppt. Der aktuelle Wert liegt auf dem Niveau von 2011. Allerdings ist das nicht spezifisch für die Region, sondern ein bundesweiter Trend. Gerade Menschen, die in der Krise ihren Job verloren haben, benötigten besondere Unterstützung, um möglichst schnell beruflich wieder Fuß fassen zu können, so Schwietert.

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Stark genutzt haben Arbeitgeber das Instrument Kurzarbeit – vor allem die vielen kleineren familiengeführten Betriebe hätten sich jeweils dafür entschieden, so Sebastian Placke. Auch hier sei der Wert aus 2021 nicht mit den Spitzen von 2020 vergleichbar. „Am Rückgang der Kurzarbeit können wir erkennen, dass die Lage am Markt sich entspannt hat.“ Die Zahlen lägen zwar weiter über denen aus der Coronazeit. „Da die Krise noch nicht vorbei ist, war dies auch nicht anders zu erwarten.“

Qualifizierung ist der Schlüssel, davon ist Schwietert überzeugt. Das könnte auch gegen den Fachkräftemangel wirken, der – das zeigt sich am Ende 2021 deutlich – durch benötige Jobs vielen Menschen aus der Arbeitslosigkeit helfen kann. Gleichzeitig wird verhindert, dass Arbeitgeber nicht irgendwann vor einem unlösbaren Problem stehen. 2021 waren rund 53 Prozent aller gemeldeten Stellen auf Fachkräfteniveau, und die konnten aus dem bestehenden Pool von Arbeitssuchenden nicht besetzt werden.

Minden Marketing

Annina Weier (28) ist gelernte Kauffrau für Tourismus und Freizeit. Seit Oktober arbeitet sie als Teamleitung für den Bereich Tourismus bei der Minden Marketing GmbH. Sie möchte die Menschen, die nach Minden kommen, für die Stadt begeistern. Wie macht sie das?

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„Unser Job ist Vorfreude verkaufen“, sagt sie. In der Tourist Information sei ihre erste Aufgabe die Beratung von Touristen und Einheimischen, die mit all ihren unterschiedlichen Fragen zu ihr kommen. Das können Fragen zu Tickets, Angeboten oder auch Unterkünften sein. Aber die eigentliche Arbeit läuft im Hintergrund. „Hier stricke ich gemeinsam mit unserem wirklich tollen Team all die touristischen Angebote von Stadtführungen über Gruppenangebote bis hin zu Wochenendpauschalen“, sagt sie. Wichtig für all das: Die Zusammenarbeit mit den touristischen Partnern wie Gastgebern, Gastronomen und Leistungsträgern.

Ein weiterer wichtiger Teil der täglichen Arbeit: Das Online-Marketing. Also die Arbeit auf den Social-Media-Kanälen der Minden Marketing, die Pflege der Website und auch der Minden App und der dazugehörigen Hardware. „Besonders gespannt bin ich auf den kommenden Sommer und all die geplanten Veranstaltungen und Aufgaben, die in Verbindung damit auch auf mich zukommen“, sagt sie. Das Veranstaltungsteam leiste selbstverständlich den Großteil an Arbeit für diese Formate, kann dabei aber jederzeit auf die Unterstützung aus dem touristischen Bereich zählen.