Interview: Ben Schafmeister (22) startet als Moderator der Sendung „Nightwash“ durch. Der gebürtige Portaner verfolgt aber auch seine Karriere als Comedian und fühlt sich in der Szene inzwischen angekommen.

2016 nahm Ben Schafmeister an der Kika-Castingshow „Dein Song“ teil und schaffte es bis ins Finale. Das war der Beginn seiner Karriere als Singer-Songwriter und inzwischen ist der gebürtige Portaner auch als Comedian unterwegs. Im Dezember gab der Wahlkölner bekannt, dass er 2023 die Moderation der Comedy-Mix-Show „Nightwash“ übernimmt, die in einem Waschsalon spielt, zusammen mit der Schauspielerin und Comedienne Luisa Charlotte Schulz. In über 60 Städten ist er auf Tour – unter anderem tritt er im Bielefelder Lokschuppen auf. Im News-Interview gibt der 22-Jährige Einblicke in seinen Alltag und spricht auch über etwas, das man ihm auf der Bühne nie anmerkt und über das er unbedingt aufklären will: das Tourette-Syndrom.

Ben, Nightwash zählt inzwischen zu den Comedy-Klassikern. Fühlst du dich jetzt endgültig in der Szene angekommen?
Das kann ich so noch nicht sagen. Aber es ist für mich auf jeden Fall die Chance, einem breiten Publikum bekannter zu werden. Die Show hat kommendes Jahr immerhin über 120 Termine. Da tritt man schon vor einer Menge Leute auf. Ich freue mich auch schon sehr auf den Bielefelder Lokschuppen, wo wir am 15. Februar sind. Dann bin ich mal wieder näher in der Heimat.

Du trittst als Moderator in große Fußstapfen.
Oja, Luke Mockridge, Atze Schröder oder Tahnee zählen bislang zu den Nightwash-Moderatoren. Das ist schon eine Herausforderung, aber ich gehe das ganz locker an. Mit Luisa Charlotte Schulz habe ich eine tolle Partnerin auf der Bühne. Sie ist eine talentierte Künstlerin und ich denke, wir beide werden das gut meistern.

Du bist ursprünglich Singer-Songwriter und seit einem Jahr auch als Comedian unterwegs. Jetzt bist du Moderator. Als was siehst du dich?
Das ist eine gute Frage. Ich bin weder ganz Singer-Songwriter noch Comedian.

Also Moderator?
Nein, ich sehe mich als Entertainer. Ich habe schon immer in meinen Shows zwischen den Songs entertaint und Witze gemacht, daher bin ich froh, Comedy, Musik und Moderation jetzt verbinden zu können. Für Moderationen hatte ich bislang auch keinerlei Schulungen oder Trainings. Ich liebe diesen Austausch mit dem Publikum und ich denke, dass Interaktionen auf der Bühne besondere Momente schaffen können.

Trittst du bei Nightwash denn selber noch auf?
Ja, die Gelegenheiten wird es geben. Das Format setzt auf das Moderatorenteam und jedes Mal drei bis vier Nachwuchskünstler. Nightwash ist eine sehr etablierte Comedyshow ist, daher ist es auch schön zu sehen, dass immer wieder Stars auftreten. Das ist natürlich ein Highlight diese dann ansagen zu dürfen.

Bei den vielen Shows brauchst du dir für 2023 wohl nicht viel anderes vornehmen?
Das nächste Jahr ist schon gut ausgebucht und wir sind viel unterwegs. Trotzdem bin ich natürlich noch für anderes offen.

Brauchst du noch eine Wohnung, wenn du aus Koffern lebst?
Ich lebe in einer WG und das ändert sich vorerst auch nicht. Wenn wir unterwegs sind, übernachten wir natürlich in Hotels.

Also käme so was wie der Kelly-Tourbus für dich nicht in Betracht?
Nein, das wäre nichts für mich.

Dabei verbindet dich durchaus etwas mit den Kellys. Michael Patrick Kelly war beispielsweise dein Mentor, als du 2016 an der Castingshow „Dein Song“ beim Kinderkanal teilgenommen hattest.
Ich habe Michael Patrick Kelly auch eine Menge zu verdanken. Er hat meine musikalische Karriere auch danach noch begleitet. Er gab mir Tipps zu meinen Songs und ich bekam ehrliche Ratschläge. Weil ich jetzt mehr als Comedian unterwegs bin, ist das aber etwas eingeschlafen. Aber wenn wir uns mal sehen, ist es immer toll. Ich habe ihn neulich erst in Köln während seiner Tour besucht.

Du gehst in deinem Comedy-Programm oft auf das Tourette-Syndrom ein, das du hast, aber das man dir nicht anmerkt. Warum?
Das liegt unter anderem daran, dass ich über das Tourette-Syndrom aufklären möchte. Die meisten Menschen verbinden das immer nur damit, dass Betroffene andere aus heiterem Himmel beleidigen. Das ist aber nur bei einem ganz minimalen Teil der Fall. Meist sind es unkontrollierte Zuckungen – wie bei mir. Ich habe das immer, wenn das Adrenalin steigt. Vor oder nach den Auftritten kommt das vor, aber auf der Bühne nie. Viele glauben oft nicht, dass ich tatsächlich Tourette habe. Wenn sie es dann abseits der Bühne sehen, sind manche überrascht.

Hat Tourette deinen Entschluss, auf die Bühne zu gehen, verstärkt?
Ich glaube schon. Durch Tourette habe ich lernen müssen, dass ich ein wenig anders bin. Und dieses „anders sein“ habe ich akzeptiert und mir gleichzeitig auch klargemacht, dass ich einen etwas anderen Weg gehen muss. Auf der Bühne fühle ich mich wohl. Die Initialzündung kam 2016 mit „Dein Song“. Seit damals steht für mich fest, dass ich das will. Ich denke, ohne Tourette hätte ich die Bühne nie gesucht.

Verschwindet Tourette irgendwann? Oder bleibt es?
Man sagt, dass es nie ganz weggeht, allerdings mit der Zeit immer schwächer wird. Die Hochphase soll in der Pubertät sein.

Jetzt bist du 22. Hast du viele Groupies?
Groupies sind ja eher etwas für Rockstars und etwas klischeebehaftet. Bei Comedians gibt es so etwas eher nicht, vielmehr kommen nach dem Auftritt mal Leute und sagen, dass es ihnen gefallen hat. Das sind dann natürlich sehr schöne Momente für einen Künstler.

Wie viele Follower hast du denn inzwischen bei Instagram?
Aktuell 4400.

Und bei Tiktok?
Da sind es zurzeit 12.000. Eins meiner Videos über Tourette wurde sogar schon mehr als eine Million Mal geklickt.

Du lebst in Köln, kommst aus Porta Westfalica. Bist du noch oft in der Gegend?
Gelegentlich schon und mein Bezug zu Porta und Minden bleibt eng. Gerne würde ich dort auch mal wieder auftreten. Ich würde zum Beispiel gern mal wieder eine Show in Minden spielen. Aber es gibt bisher noch keine konkreten Pläne.

In welcher Location?
Ein Traum wären natürlich die Kampa-Halle oder das Stadttheater. Ich würde auch gerne mal auf der Freilichtbühne in Porta mit meinem Programm auftreten. Aber das sind bislang nur meine Gedankenspiele.