Teller auf dem Stab drehen, das könne sie ganz gut. Eine Nummer mit dem Diabolo könnte auch noch klappen. „Das habe ich, wie wahrscheinlich jedes dritte Kind in Minden, von Itti gelernt“, sagt Kristin Steinmeyer und lacht. Aber welche Rolle sie künftig im Kinderzirkus Peppino Poppollo übernimmt, wird sich noch zeigen. „Zirkus kann ja auch nicht jeder“, meint sie. Zurzeit muss sich die neue Leiterin des Kinder- und Jugendkreativzentrums Anne Frank in viele neue Aufgaben einarbeiten. Mit ihren zwei Kollegen überlegt sie im Moment, wer künftig welche in der Einrichtung übernimmt.

Im Oktober hat Steinmeyer ihre neue Stelle angetreten. Frank Blietz war noch bis Ende Dezember an ihrer Seite. Seit 1996 hatte er die städtische Kinder- und Jugendeinrichtung geleitet. Wie wird man in ein Jugendhaus eingearbeitet? Steinmeyer lacht, das wüsste sie auch gerne. Es gebe viel mündlich Tradiertes. Sie habe einen ganzen Block während der Übergabezeit vollgeschrieben.

Peppino Poppollo ist einer der Schwerpunkte im Anne Frank. Steinmeyer hat bei dem Kinderzirkus auch mal mitgemacht, später als Jugendliche hat sie während der Vorstellungen Thekendienst geschoben. Da war sie Ehrenamtliche, hatte schon ein paar Jahre die Qualifikation zur Jugendleiterin und war auch bei Ferienspielen im Einsatz. Darum kennt sie auch schon die vielen Rollen, in die Jugendhaus-Mitarbeiter je nach Lage schlüpfen: Quatschtante, Ersatz-Mama auf Freizeiten, wenn das Heimweh die Kinder überkommt, Moderatorin bei Projekten mit Schulen.

Auch die Rolle der Leiterin kennt die 30-Jährige schon. Nach ihrem Bachelor in Erziehungswissenschaften in Münster übernahm sie 2014 die Leitung der Juxbude am Königswall. Damals war der Träger des Jugendhauses noch ein Verein, später übernahm die Stadt den Betrieb. „Es war schon eine Herausforderung, so jung die Leitung zu übernehmen“, sagt Steinmeyer heute. Parallel zur Arbeit machte sie noch bis 2019 ihren Master in Erziehungswissenschaften an der Uni Bielefeld.

Im Anne Frank ist alles etwas größer, die Schwerpunkte sind andere. In der Juxbude hatte Steinmeyer eine Kollegin, die ihre Nachfolgerin wurde. Darum konnte sie auch gut Abschied nehmen, sagt die ehemalige Ratsgymnasiastin. „Ich hatte nicht das Gefühl, dass dort alles zusammenbricht, wenn ich gehe.“ Im Anne Frank gibt es drei feste Mitarbeiter, zwei Bufdis und viele Ehrenamtliche vom Freizeitmitarbeiterclub, dessen Geschäftsführung zu Steinmeyers Stelle gehört.

Sie verbringt die Zeit nun mit der Arbeit am Jugendförderplan, der neuen Aufgabenteilung des Teams und damit, die sich ständig ändernden Corona-Vorgaben in ein Konzept für das Jugendhaus zu gießen und abzustimmen. Und sie sortiert die Mitschriften aus der Übergabezeit. Die größte Herausforderung ist für Kristin Steinmeyer aber eine andere: „Wir müssen versuchen, die Beziehungen aufrechtzuerhalten.“ Sie seien der Grundstein für ihre Arbeit. Aber es gebe Zielgruppen, die einfach unfassbar schwer zu erreichen seien, vor allem die Jüngeren, die noch nicht in den Sozialen Medien unterwegs sind. Vieles geht dann über die Eltern. Das sieht dann so aus: Als im November die Proben für Peppino Poppollo nur noch in Zehner-Gruppen stattfinden konnten, telefonierte das Team mit 107 Familien, um die Termine für die Kinder ab sechs Jahren zu koordinieren.

Künftig will sich die 30-Jährige verstärkt um die jugendlichen Mitarbeiter kümmern. Viele waren erst Besucher, wurden dann Ehrenamtliche. Sie wollen eigentlich ihre Ideen im Anne Frank umsetzen. Doch das war im vergangenen Jahr wegen der Corona-Regeln nur im kleinen Rahmen möglich. Steinmeyer möchte für diese Jugendlichen Angebote entwickeln, damit das Anne Frank nicht nur ein „Einsatzort“ für sie ist. „Die haben ja auch Interessen.“