Von Carsten Korfesmeyer

Dennis Finke ist Physiotherapeut mit eigener Praxis in Minden und elf Angestellten. Der 47-Jährige betreut auch die Handballer vom TuS-N-Lübbecke und obendrein die deutsche Nationalmannschaft. Er ist ganz nah dran an den Profis eines Sports, aus dem er ursprünglich gar nicht kommt. Fußballer war er, und wie viele seiner Kicker-Kollegen hat er beruflich den Weg in die Branche eingeschlagen, in der Dennis Finke bereits ein Vierteljahrhundert erfolgreich tätig ist. News-Das Magazin hat mit ihm gesprochen und vieles über körperliche Beschwerden, aber auch über den Mann mit den „magischen Händen“ erfahren.

Dennis, schmerzen dir abends die Hände?
Schmerzen sicherlich nicht, aber ich weiß schon, was ich den ganzen Tag über getan habe. Mir tun schon mal die Finger weh. Etwa 95 Prozent meiner Arbeit erledige ich mit meinen Händen. Ich bin da gewissermaßen einer aus der alten Schule.

Also setzt du auf keine hochmodernen Geräte?
Ich verstehe meinen Job nicht so, dass ich dahinterstehe, wie jemand seine Übungen macht oder Geräte bei der Behandlung einsetzt. Das mag sicher in dem ein oder anderen Fall sinnvoll sein. Ich denke aber, dass man mit den Händen viele Ursachen für Beschwerden finden und mit der Hand auch lindern oder heilen kann. Bei mir wird noch richtig Hand angelegt und ich weiß, dass so was geschätzt wird.

Du bist als Fußballer bei den Handballern gelandet. Wie kam es dazu?
Selber habe ich tatsächlich nie Handball gespielt, aber mit den Jahren bin ich da reingewachsen. Die Erklärung ist eigentlich ganz einfach, denn der Fußball hat bei uns in der Region nicht diesen Stellenwert, wie es der Handball hat. Vor 25 Jahren habe ich als Erstes das Team von Nordhemmern-Mindenerwald betreut. So hat sich alles ergeben.

Alles „so ergeben“ heißt?
Es hat sich eben einfach weiterentwickelt und ich habe immer mehr Handballer behandelt, die mit ihren Beschwerden zu mir kamen. So entstanden die Kontakte und mittlerweile bin ich eben auch beim TuS-N-Lübbecke und in der Nationalmannschaft – dort aber sind wir zu viert. Ich habe mich in der Tat erst dadurch mit Handball beschäftigt.

Muss man das denn, um jemanden aus dem Handball behandeln zu können?
Ich finde ja. Denn jeder Sport fordert den Körper unterschiedlich und das führt dazu, dass typische Beschwerden auftreten können und ganz spezielle Bereiche mehr gefordert sind. Ich hatte zum Beispiel mal einen Polospieler. Da musste ich mich auch erst einarbeiten. Für mich ist es als Physiotherapeut enorm wichtig, dass ich Bewegungsabläufe einer Sportart kenne und daraus meine Rückschlüsse ziehen kann. Ein Golfer hat ganz andere Bewegungsabläufe als ein Leichtathlet. Oder nehmen wir die Geher. Wenn die im Wettkampf sind, sieht das zwar etwas seltsam aus, aber der Sport ist extrem belastend fürs Becken.

Du behandelst ja nicht nur Handballer, sondern führst deine Praxis, in der jeder mit seinen Beschwerden aufschlagen kann.
Richtig – und ich stelle mich auf jeden individuell ein und finde heraus, welche körperlichen Belastungen regelmäßig ausgeführt werden. Dadurch lässt es sich erfolgreich behandeln.

Wie oft betreust du die Profis vom TuS-N-Lübbecke?
Wir haben fünf Trainingseinheiten, die immer im Zeitraum von 16 bis 18.30 Uhr beginnen. Die Zeiten werden jeweils festgelegt und zwei Mal in der Woche gibt es das sogenannte Athletiktraining.

Du bist 47 Jahre alt, die Spieler sind so zwischen 20 und 30. Sieht man sich dann eher auf Augenhöhe oder gibt es doch Abstand?
Ich bin jung genug, um der Kumpel zu sein – aber auch alt genug, dass man vor mir Respekt hat. Ich finde, dass zwischen 40 und 50 das beste Alter ist, um einen solchen Job ausüben zu können. Und ehrlich gesagt erlebe ich den Kontakt mit den Spielern so, dass ich auf eine gewisse Weise immer in meiner Jugend stecken bleibe.

Du bist ja auch bei der Nationalmannschaft und dadurch viel unterwegs. Wie lange willst du dort oben noch „mitspielen“?
Neulich habe ich dazu mal gesagt, dass die Olympischen Spiele in Los Angeles mein großes Ziel in der Richtung sind. Das wäre also 2028. Und dann sprach ich letztens mit einem Spieler, der mir von Brisbane 2032 erzählte. Das fand ich dann auch recht reizvoll. Wir werden sehen, was kommt. Für mich ist mein Beruf mehr Leidenschaft.

Also stört es dich nicht, viel herumreisen zu müssen? Du sagst, dass du gleich im Januar für vier Wochen bei der Nationalmannschaft bist.
Ja, es geht immer gleich am 2. Januar los, aber das ist okay für mich und meine Familie. Meine Frau, meine beiden Söhne und meine Tochter stehen voll dahinter. Aber anders ginge das auch nicht.

Als Physiotherapeut einer Handballmannschaft steht man ja auch in einer gewissen Verantwortung. Kann man da auch mal angezählt werden, wenn es nicht läuft? Ähnlich vielleicht wie ein Trainer?
So sicherlich nicht, aber als Physiotherapeut hast Du ja einen wichtigen Stellenwert in der Mannschaft. Ich erlebe es in meiner Arbeit so, dass wir alle in einer schönen Gemeinschaft sind.

Mir fallen auf Anhieb einige deiner früheren Fußballer-Kollegen aus Minden ein, die den gleichen beruflichen Weg als Physiotherapeut eingeschlagen haben. Woran mag das liegen, dass es so viele sind?
Vielleicht liegt es daran, dass man als Sportler eine besondere Affinität für den Körper hat. Womöglich sind es aber auch Erfahrungen aus eigenen Verletzungen.

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