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Interview mit Golf-Profi Michael Dunwoodie: „Eigentlich wollte ich Fußballprofi werden“

Golf-Pro Michael Dunwoodie arbeitet beim Golfclub Schaumburg. Im Interview mit News – Das Magazin spricht er über seine Karriere, den Sinn und Zweck hinter der Platzreife und die Entwicklungen im Sport.

Von Carsten Korfesmeyer

Michael Dunwoodie ist Golf-Pro und somit Lehrer für den Sport mit dem kleinen weißen Ball. Diesen Beruf hatte er sich zunächst gar nicht vorgenommen, denn als talentierter Fußballer wollte der Mann aus Manchester ursprünglich Fußballer werden. Von einem Tag auf den anderen änderte er noch in der Schulzeit seine Pläne und zog „sein Ding durch“. 2006 nahm der Brite seine Funktion beim Golfclub Schaumburg auf. Und dass er in Deutschland arbeiten will, stand für den 41-Jährigen ebenfalls fest. Warum, verrät er im Interview.
Michael, vom Fußballer zum Golf-Pro – dahinter steckt doch eine Geschichte.

Sogar eine recht ungewöhnliche. Ich habe 15 Jahre Fußball gespielt und galt auch als talentiert. Schon als Schüler stand für mich fest, dass ich bei Manchester United als Profi spielen möchte. Daran habe ich geglaubt und ich war auch gar nicht schlecht. Bis sich alles änderte.

Inwiefern?
Irgendwann kamen dann die Talentsucher zu dem Schluss, dass ich zwar recht gut, aber eben nicht gut genug bin. Vielleicht war das auch nur eine Momentaufnahme und womöglich hätte ich woanders noch Fußballprofi werden können, aber ich wollte unbedingt zu Manchester United. Ein anderes Ziel kannte ich nicht. Dann habe ich meine Pläne von jetzt auf gleich geändert. Von da an wollte ich Golfer werden.

Kam der Entschluss dann aus Enttäuschung?
Nein, aber irgendwie wollte ich danach nicht mehr Fußballer werden. Das hat auch meine damalige Lehrerin in der Schule total überrascht. Sie fragte mal im Unterricht, was wir werden wollen und sie wusste ja eigentlich, was ich vorhabe. Als ich ihr dann antwortete, dass ich Profigolfer werden möchte, wusste sie erst gar nicht, was sie sagen sollte. Aber ich bin dann eben im Golfen durchgestartet.

Und 2006 als Pro in Obernkirchen gelandet.
Genau. Das ist meine erste Stelle nach der Ausbildung. Ich hatte damals gehört, dass jemand gesucht wird. Ich habe mich beworben und hier passte einfach alles. Seitdem bin ich hier und es macht Spaß.

In Großbritannien ist Golfen ja immer noch deutlich populärer als hier in Deutschland. Du wolltest unbedingt nach Deutschland. Warum?
Klar, ich hätte sicherlich auch woanders arbeiten können, wo Golf schon lange als Volkssport gilt. Aber Deutschland war mein Ziel. Ich wollte und will hier arbeiten. Genau begründen kann ich das gar nicht.

Umso schöner für die Golfer im Golfclub Schaumburg. Auf welchem Weg siehst Du Deinen Sport hier in der Region?
Golfen will schon lange weg von diesem rein elitären Image und eher in Richtung Breitensport. Das klappt bei uns schon ganz gut und ich finde es beispielsweise klasse, dass wir 2021 – trotz Corona – rund 100 neue Mitglieder gewonnen haben. Die kommen übrigens aus allen Altersgruppen. Ohnehin ist Golfen nicht nur ein Sport für Rentner.

Aber für die meisten Teile der arbeitenden Bevölkerung schon rein zeitlich nicht zu packen.
Das ist ein Irrtum. Natürlich bist du auf einer 18-Loch-Bahn rund 15 Kilometer unterwegs und das dauert natürlich. Aber Du kannst doch auch einfach nur zwei oder drei Bahnen spielen. Oder vier. Das ist in kurzer Zeit zu packen und die können sich auch Menschen nehmen, die beruflich stark eingebunden sind. Oder Du kommst einfach zu uns auf die Driving-Range und übst die Abschläge. Das kannst Du auch als Nichtmitglied und die Bälle bekommst Du vom Automaten.

Welchen Weg sollten Einsteiger nehmen? Einzelunterricht?
Ich empfehle die Schnupperkurse. Da ist man in Gesellschaft und es geht sehr locker zu. Unser Club macht es Einsteigern sehr leicht. Jeder bekommt einen Paten und der Anfang ist wirklich nicht schwer. Man kann natürlich anfangs auch gleich einzelne Trainerstunden nehmen.

Dann ist noch die Sache mit der Platzreife – dem Golferführerschein. Der ist nötig, um die Bahnen spielen zu dürfen. Warum eigentlich?
Weil die Bahnen sehr pflegeaufwendig sind. Da sind ein paar Regeln zum Verhalten auf der Anlage wichtig. Anfänger können manches gar nicht wissen und deshalb werden sie gezielt darauf vorbereitet.

Wie lange dauert das etwa?
Mindestens zehn Trainerstunden sollten es sein. Das hängt natürlich von jedem selber ab. Der eine schafft es schneller, der andere braucht länger. Aber letztlich schafft jeder die Prüfung. In 16 Jahren habe ich es noch nicht einmal erlebt, dass jemand an der Platzreife scheiterte.
Im Fernsehen sieht Golf so einfach aus, die Realität ist eine andere.
Das merkt jeder, der zum ersten Mal zum Schläger greift. Es kommt auf die Technik an und bei den erfahrenen Spielern sieht das alles natürlich ganz locker aus. Tatsächlich werden beim Golfen aber viele Muskeln angesprochen – weit mehr, als man im Alltag braucht. Durch Training können die Spieler natürlich viel lernen und Golf ist einfach ein toller Sport. Gespielt wird in der Natur und das ist doch klasse.

Lernt ein Golfer je aus?
Nein.

Der kürzeste Golfer-Witz heißt angeblich „Ich kannʼs“.
Es gibt inzwischen noch einen kürzeren. „Gestern“. Viele Spieler, denen der Schlag misslingt, sagen „Gestern“ habe es noch geklappt.

Gespielt wird ja mit Handicap.
Das ist die Spielstärke und je niedriger es ist, umso besser. Es kann sich im Laufe der Zeit verbessern. Beim Golfen führt das übrigens zu einer interessanten Konstellation. Wer ein niedriges Handicap hat und gegen jemanden spielt, der ein höheres hat, kann trotzdem verlieren.

Welches Handicap hast Du?
Null. Profis haben immer das Handicap Null.

Ich bin noch Nichtgolfer.
Würden wir jetzt gegeneinander spielen, könntest du also gewinnen, obwohl ich der bessere Spieler bin. Welcher Sport bietet so was?