Interview mit der Bielefelder Cosplayerin „Chezah“ “Ich setze auf Extravaganz und möchte die Menschen inspirieren”
„Mode muss provozieren“
Chezah ist 24, studiert demnächst Modedesign an der Bielefelder Fachhochschule und ist in der Cosplay-Szene sehr bekannt. 2012 kam sie mit dem aus Japan stammenden Kostümspiel in Kontakt, bei dem überwiegend Figuren aus der Spiele-, Manga- und Comicwelt möglichst originalgetreu nachgestellt werden. Cosplay ist die Welt von Chezah und längst zählt sie nicht mehr mit, wie viele Figuren sie schon entworfen hat. Für Naoki Yoshida, den bekannten japanischen Videospielproduzenten, Regisseur und Designer hat die Bielefelderin kürzlich ein Kostüm für das Fan-Fest in Paris angefertigt.
Chezah, beim Fan-Fest in Paris hast du den „Gunbreaker“ für Naoki Yoshida entworfen und den Künstler auch getroffen. Wie wars?
Auf jeden Fall beeindruckend. Für so einen bekannten Designer arbeiten zu dürfen, hat schon was. Es war eine schöne Begegnung – und hoffentlich nicht die letzte. Bei diesen Treffen herrscht auch immer eine ganz besonders schöne Atmosphäre. Es geht sehr freundschaftlich zu und die meisten Cosplayer kennen sich inzwischen auch untereinander gut.
Naoki Yoshida hat das Spiel „Final Fantasy 14“ entworfen – deine Community. Was fasziniert dich am Cosplay?
Diese Figuren strahlen einfach eine Menge aus. Sie stehen für Fantasie und Kreativität – beides Dinge, die ich toll finde. 2012 bin ich auf Cosplay aufmerksam geworden. Vor etwas mehr als drei Jahren habe ich mit „Final Fantasy 14“ meine Community gefunden. Es ist eine schrille Welt.
Beim Cosplay geht es generell schrill zu – um meist sehr aufwendig gestaltete Figuren und Gegenstände. Du stellst beides her.
Genau – und am liebsten nehme ich mir große Rüstungen vor. Die empfinde ich als eine besonders hohe Herausforderung, weil man dabei meistens sehr detailliert arbeiten muss. Anfangs denkt man, dass es nie
was wird. Und dann klappt es doch. Das Unmögliche anzugehen, hat seine Reize.
Wie lange dauert das denn, bis es fertig ist?
Das braucht schon Zeit. An meiner letzten Rüstung habe ich zum Beispiel elf Monate gearbeitet. Das war sehr arbeitsintensiv und es braucht schon einiges an Geduld. Mit dem Eregnis bin ich allerdings auch sehr glücklich.
Die Figuren wirken in aller Regel aggressiv. Muss das so sein?
Es ist eher so, dass sie aggressiv wirken, um hervorzustechen. Es gibt aggressive männliche Charaktere, aber auch einige weibliche. Das trifft aber nicht auf alle Charaktere zu. Als Cosplayer hat man da freie Wahl. Ob man da einen netten Nebencharakter darstellt oder einen wichtigen Bösewichten, ist jedem selbst überlassen.
Cosplay ist eine Art Rollenspiel und ihr Cosplayer trefft Euch ja auch regelmäßig auf den sogenannten Conventions. Steckt ihr dann nur in den Kostümen oder lebt Ihr die Charaktere auch?
Wir haben dann unsere Rollen – und die leben wir natürlich auch, was sich hauptsächlich in Fotos und Videos widerspiegelt. Ich finde es generell klasse, in einen anderen Charakter zu schlüpfen. Es ist wie Schauspielerei. Man befasst sich eine Weile mit einem Charakter und irgendwann weiß man um die Figur, die man darstellt, genau Bescheid.
Besteht dein ganzes Umfeld aus Cosplayern?
Nein, das nun wirklich nicht. Aber im Freundeskreis bekomme ich dafür eine Menge Zuspruch. Meine Leute finden das interessant und wenn sie sehen, wie detailliert ich die Figuren erstelle, sind die schon fasziniert. Und sie sehen ja, was ich mache, weil ich die Figuren Zuhause anfertige.
Noch ist Cosplay für dich ein Hobby. Du wechselst jetzt den Studiengang von Anglistik zum Modedesign. Machst du dein Hobby zum Beruf?
Ich habe schon vor, mit Cosplay mein Geld zu verdienen. Und mein Entschluss, Modedesign zu studieren, hat natürlich etwas damit zu tun. Ich habe wahnsinnig viel Freude daran, meine Ideen umzusetzen. Ich denke, dass sind Eigenschaften, die in der Modewelt sehr geschätzt sind.
Cosplay-Figuren sind zwar sehr auffällig, aber ihre Mode wird der Normalbürger wohl eher nicht tragen…
Darum geht es ja nicht. Es geht darum, eigene Wege zu gehen. Mode muss auffallen und vor allem provozieren. Denn wenn man nicht provoziert, geht man in der Branche unter. Außerdem will ich ja nicht normal sein. Ich will meine eigenen Ideen verfolgen und die Menschen damit inspirieren sich mehr zu trauen.
Hintergrund „Cosplay“:
Cosplay stammt aus Japan. Durch den Boom der Manga-Szene schwappte der Kult in den 1990er Jahren auch nach Europa und in die USA. Cosplay heißt auf deutsch „Kostümspiel“ und die Teilnehmer stellen eine Figur aus einem Comic, Film oder Videospiel möglichst originalgetreu nach. Manche Cosplayer haben in Japan eine so große Popularität erreicht, dass so genannte „Idol Cards“ (Sammelfotokarten) von ihnen erhältlich sind. Viele Cosplayer, die auch im Internet aktiv sind, stellen ihre Kostüme auf eigens dafür gestalteten Webseiten aus. In Deutschland findet Cosplay neben Fantreffen und Anime- und Manga-Convention auch auf anderen Conventions, wie der Gamescom statt. Welche neben Panels und Ausstellungen in der Regel auch einen Cosplaywettbewerb veranstalten. Im Falle der GamesCom gibt es sogar ein eigenes CosplayVillage.
(Quelle: Wikipedia.de)