Interview: Maurice Sievers an der Spitze der dritten Kompanie
Von Carsten Korfesmeyer
Maurice Sievers ist neuer Chef der dritten Kompanie des Mindener Bürgerbataillons. Die richtet jedes Jahr das Sommernachtsgartenfest im Weingarten am Königswall aus. Im Interview verrät der 44-Jährige, warum gerade dieses Event als „Mindens schönstes Fest“ gilt, und er erzählt auch, was das Bataillon noch so alles in der Stadt unternimmt. Es zeigt sich, dass jede Menge ehrenamtliches Engagement drinsteckt und gerade diese geleistete Arbeit für die Stadt enorme Bedeutung hat.
Maurice, bist du schon in der Chef-Funktion angekommen?
Das bin ich, denn ich habe ja auch elf Jahre Zeit gehabt, mich auf dieses Amt vorzubereiten. Jetzt, wo ich offiziell Kompaniechef bin, merke ich aber umso mehr, dass mir diese Aufgabe viel Freude macht.
Du bist 2008 dem Bürgerbataillon beigetreten. Ahntest du damals schon, dass du irgendwann diese Rolle einnimmst?
Darüber wurde damals noch nicht gesprochen. Ich selbst hatte mich damals auch nicht als Vereinsmenschen gesehen und ich bin damals ganz ohne Erwartungen ins Bürgerbataillon eingetreten. Ich habe allerdings schnell gemerkt, dass es mir dort sehr gefällt, und spätestens als ich 2013 zum Offizier ernannt wurde, war es offensichtlich klar, dass ich die Nachfolge von Dirk von Behren in der Kompanieführung übernehme. Dazu sollte auch jeder bereit sein, der Offizier wird. Natürlich gibt es auch noch weitere Offiziere bei uns, die das auch sehr gut könnten. Aber als die Wahl dann auf mich fiel, habe ich gerne zugesagt. Und mich freut das auch sehr.
Und musstest du dich auf viel Neues einstellen?
Ehrlich gesagt, hat sich für mich gar nichts groß verändert. Ich bin ja an die Aufgaben schon herangeführt worden und Dirk von Behren hatte mich auch immer unterstützt, wenn es ums Ein arbeiten geht. Ich habe das Weinfest geleitet, ebenso Appelle oder Ausmärsche. Ich hatte auch Königsbälle organisiert und überhaupt habe ich gemerkt, dass es total nett im Bataillon ist, je länger ich dabei bin. So etwas wie Anfangsnervosität oder zusätzlichen Stress verspürte ich kaum. Ich könnte das alles aber nicht so machen, wenn ich nicht viel Unterstützung bekäme – besonders von meinem Spieß Oliver Rosenkötter.
„Total nett“ ist ein gutes Stichwort. Was macht denn für dich den Reiz im Mindener Bürgerbataillon aus?
Immer mehr Menschen reduzieren das Bürgerbataillon allein auf das Freischießen. Das ist zwar ein großes Event, aber es passiert ja noch viel mehr. Wir von der dritten Kompanie kümmern uns beispielsweise um die komplette Pflege des Weingartens und des Rebenkellers. Das geschieht alles ehrenamtlich. Darüber hinaus laufen Spendenaktionen für soziale Projekte und Einrichtungen in Minden – unter anderem für das Elki im Klinikum oder das Kinderhospiz. Wir engagieren uns auch für das Mindener Tierheim. Und im Bataillon pflegen wir viele Kontakte – beispielsweise zur Bundeswehr oder zu vielen Schützenvereinen. Es geht auch um Netzwerkarbeit. Das sehen viele nicht.
Das Bataillon hat sechs Kompanien, dazu die berittene Eskadron, das Tambourcorps und die Junggesellenkompanie. Also sogar neun. Gibt es auch bei euch Nachwuchsprobleme wie in anderen Vereinen?
Auf jeden Fall kann man das so sehen. Aber noch sind wir gut dabei.
Hast du eine Idee, warum die Menschen in Deutschland dem Vereinsleben eher den Rücken kehren?
Ich denke, dass die Menschen in unserer Gesellschaft immer mehr vor Verpflichtungen zurückschrecken. Das Wort „Pflichten“ passt vielen Leuten nicht, aber dafür fordern sie umso stärker ihre Rechte ein. Die Leute binden sich nicht mehr gerne, dabei ist die Gemeinschaft für Menschen ganz wichtig, um die Gesellschaft nach vorne zu bringen.
Woran merkst du diesen Trend?
Zum Beispiel daran, dass Zusagen inzwischen immer erst sehr spät gemacht werden. Selbst für Veranstaltungen, die eigentlich einen festen Platz im Kalender haben. Die Menschen wollen sich ganz offensichtlich bis kurz vor Schluss alles offenlassen.
Das Hauptevent deiner Kompanie ist das Sommernachtsgartenfest. In diesem Jahr läuft es nicht nur einen Abend, sondern gleich an drei
Tagen. Ist das eine erste Veränderung unter deiner Regie?
Nein, so sehe ich das nicht. Das Fest feiert in diesem Jahr sein 40-Jähriges und das haben wir einfach zum Anlass genommen, alles etwas größer zu fahren. Die drei Programme an den Tagen sind ganz bewusst recht unterschiedlich, um damit noch mehr Menschen für einen Besuch im Weingarten zu gewinnen. Wir schauen einfach mal, wie es ankommt. Sonst lief alles ja immer nur für sechs Stunden und wir wollen jetzt mal sehen, ob sich der Aufbau auch für länger lohnt.
Beim Sommernachtsgartenfest freuen sich die Menschen immer ganz besonders auf den beleuchteten Weingarten. Werden die Lichter an allen Abenden leuchten, oder wird erst am Samstag alles aufgedreht?
Stimmungsmäßig soll es natürlich an allen drei Abenden gleich sein und deshalb leuchten auch alle Lichter. Allerdings rechnen wir am Samstag mit den meisten Gästen und an den ersten beiden Tagen ist beispielsweise die Gourmetmeile im hinteren Bereich noch nicht am Start. Das heben wir uns dann für den Samstagabend auf. Dann feiern wir bis 1.30 Uhr und wir hoffen natürlich, dass das Wetter mitspielt.
Kommen wir zum Schluss noch einmal auf deine Rolle als neuer Kompaniechef. Hast du gravierende Veränderungen vor?
Natürlich will ich, dass es mit der Kompanie weiter erfolgreich läuft und wir mit der Zeit gehen. Da werden sicherlich auch mal neue Dinge kommen. Möglichst jeder soll sich darin wiederfinden und ich freue mich auf die kommende Zeit. Ich habe da richtig Bock drauf.