Julia Fuhrmann aus Minden ist Hundetrainerin. Mit dem Projekt „Stadthunde Minden“ möchte sie Menschen und ihren Hunden helfen, einander besser zu verstehen.

Seit wann bist du als Hundetrainerin aktiv?
Ich bin seit nun fast zehn Jahren selbstständig, habe aber schon als Schülerin in einer Hundeschule ausgeholfen und Kurse begleitet.

Was fasziniert dich an Hunden?
Kurze Antwort: Einfach alles. Lange Antwort: Hunde sind hochintelligente soziale Lebewesen, die in komplexen sozialen Gemeinschaften leben, genau wie wir Menschen. Der Hund war das erste Haustier des Menschen, und er hat es nicht nur bis auf unsere Sofas, sprich in unsere Familien geschafft, sondern kooperiert auch in vielen Bereichen mit uns. Hunde begleiteten uns früher vor allem bei der Jagd. Heute gibt es unzählige Einsatzbereiche. Sie erschnüffeln neben Sprengstoff, Drogen und Bargeld inzwischen Krebs, dienen als Diabetes- oder Epilepsie-Warnhunde oder als Assistenzhunde für Menschen mit körperlichen Einschränkungen. Außerdem hat sich der Hund im Laufe der Domestikation stark an das Zusammenleben mit uns angepasst. Eine Studie belegt sogar, dass die Muskelpartie um die Augen des Haushundes sich im Vergleich zum Wolf verändert hat. Somit ist der Hund in der Lage, seine Augenbrauen zu heben, sprich den berühmten Hundeblick aufzusetzen und ihn auch bewusst einzusetzen (Quelle: Fachjournal „Proceedings of the National Academy of Sciences“).

 

Unterichtest du in deinem Unterricht eher die Hunde oder ihre Halter?
Selbstverständlich die Halter. Der Mensch muss lernen, wie er das Verhalten seines Hundes beeinflussen oder verändern kann, wie er seinem Hund etwas beibringt und vor allem muss man lernen, die Sprache der Hunde zu verstehen.

Gibt es Fehler, die du bei Hundehaltern immer wieder beobachtest?
Wir reden zu viel und sagen dabei zu wenig. Viele Menschen gehen davon aus, dass der Hund mit der genetischen Veranlagung geboren wurde, die deutsche Sprache zu verstehen. Der Hund wird einfach gerufen, und wir erwarten, dass er kommt, oder ihm wird einfach ein Signal wie „Aus“ an den Kopf geworfen, ohne dass es vorab trainiert wurde. Woher soll der Hund wissen, was diese Worte bedeuten? Und selbst wenn der Hund bereits gelernt hat, auf ein bestimmtes Signal zu reagieren, machen wir ihm manchmal das Leben unnötig schwer mit Sätzen wie: „Mach schön Sitz, Bello. Ich habe doch gesagt, du sollst Sitz machen!“ Ich übersetze mal in Hundesprache: „Bla bla bla Sitz Bello. Bla bla Sitz, bla!“ Hunde kommunizieren primär über Körpersprache. Daher haben es Menschen, die ein gutes Körpergefühl haben und sich ihrer Körpersprache auch bewusst sind, deutlich leichter bei der Hundeerziehung. Wer diese Fähigkeit nicht hat, kann sie erlernen und sollte das auch tun. Denn nur wenn wir körpersprachlich authentisch kommunizieren, kommt das Gesagte auch beim Vierbeiner an.

 

 

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Erst zwei, dann drei, dann vier😉🐾🐾🐾🐾

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Sprichst du privat Fehlverhalten bei fremden Menschen gegenüber ihren Hunden konkret an?
Jain. Das kommt immer auf die Situation an. In der Regel habe ich nicht das Bedürfnis, fremde Menschen auf der Straße zu belehren. Es wäre auch nicht besonders lukrativ für mich, permanent gratis Tipps abzugeben. Wenn ich allerdings sehe, dass sich jemand seinem Hund gegenüber sehr unfair verhält oder ich davon ausgehe, dass eine Situation eskaliert, dann kann ich mich nicht immer zurückhalten.

Gibt es etwas, dass die Stadt für Hunde in Minden verbessern könnte?
Die Abschaffung der Rasseliste und die der damit verbundenen extrem hohen Steuer für Listenhunde. Außerdem wären Freilaufgebiete natürlich eine immense Verbesserung, und ich glaube, ich spreche da für viele Hundehalter in Minden.

 

Weißt du, welche Hunderassen in Minden besonders stark vertreten sind?
Nope, das kann ich absolut nicht sagen.

Hast du noch Ziele und/oder Wünsche als Hundetrainerin?
Wenn es um Wünsche für die Hunde geht, dann verweise ich auf die vorletzte Frage. Geht es um Wünsche für mich, dann muss ich tatsächlich sagen, dass ich wunschlos glücklich bin. Ich darf jeden Tag genau das tun, was mir am meisten Spaß macht. Ich darf Menschen helfen, ihre Hunde besser zu verstehen und bin zudem täglich mit vielen tollen Leuten und ihren Fellnasen zusammen.

Mehr Infos gibt es unter stadthunde-minden.de