Von Carsten Korfesmeyer

Ein Termin jagt momentan den nächsten. Nils Torbrügge (30) hat im Juli sein Amt als Geschäftsführer beim Handball-Bundesligisten GWD Minden angetreten und ist momentan viel unterwegs. Baustellen gibt es für ihn reichlich zu bearbeiten und nach dem knapp verhinderten Abstieg in der vergangenen Saison will der Verein mit einigen neuen Gesichtern wieder durchstarten. Die Motivation und der Elan sind groß, was sich im Gespräch zeigt. Nils Torbrügge spricht über seine Funktion, seine Leidenschaft zu GWD Minden und die Faszination der Sportart. 

Herr Torbrügge, Sie waren bei GWD als Spieler und sind jetzt zurück als Geschäftsführer. Verändert das für Sie die Sicht auf den Verein?

Die Sicht auf GWD Minden hat sich kaum verändert. Die Erfahrungen und Werte, die ich früher als Spieler erlebt habe, sind in vielen Teilen noch spürbar. Selbstverständlich habe ich einen Perspektivwechsel durchlebt. Dabei möchte ich meine Erfahrungen als Spieler in der Handball-Bundesliga mit einfließen lassen. 

Einer Ihrer ersten Termine war die Jahrestagung der Bundesligisten in Köln. Da ging es auch um TV-Rechte. Wie wichtig sind Liveübertragungen für den Handball?

Durch den TV-Vertrag mit Sky konnte der Handball in Deutschland eine Reichweitensteigerung durchlaufen, die uns medial völlig neu positioniert hat. Jedes Handball-Bundesligaspiel wird live bei Sky übertragen. Dadurch schaffen wir einen enormen Mehrwert für unsere Werbepartner und Zuschauer. Mit dem zukünftigen TV-Partner S-Nation Media werden die 1. und 2. Handball-Bundesliga Teil einer neuen Plattform, mit vielen individuellen Gestaltungsmöglichkeiten. Wenn uns die versprochenen Möglichkeiten geboten werden, kann es strategisch die richtige Entscheidung sein. Zusammen mit der EM 2024 und der WM 2027 in Deutschland könnte unserer Sportart der nächste Schritt gelingen.

Die Zuschauerrückgewinnung ist ein großes Thema.

Die Coronapandemie hat uns, wie viele andere, vor große Herausforderungen gestellt. In der gesamten Handball-Bundesliga ist die Zuschauerrückgewinnung ein wichtiges Thema. Wir haben uns daher entschlossen, individuellere Ticketing-Angebote zu entwickeln und die Nähe zwischen unseren treuen Fans und Spielern wieder zu stärken. Zudem werden wir zeitnah mit unseren Partnerschulen und unseren Kooperationsvereinen Aktionen starten. 

Wie wichtig ist dabei die Nähe zu Spielern und Funktionären?

Genau das ist die Stärke unserer Sportart. Unsere Spieler sollen nahbar und für unsere Fans greifbar sein. 

In der vergangenen Saison konnte GWD dem Abstieg gerade noch entkommen. Jetzt ist einiges neues Personal da. Wird jetzt alles gut?

Zunächst einmal ist die sportliche Leistung mit einer tollen Rückrunde und dem Klassenerhalt als Ergebnis nicht selbstverständlich. Natürlich hat GWD Minden Ecken und Kanten. Diese sind nicht ab dem 1. Juli vollständig geschliffen, dennoch arbeiten wir intern Stück für Stück an Lösungen. Bisher verspüre ich in vielen Gesprächen eine positive Stimmung. Zusammen können wir mithilfe unseres Engagements viel entstehen lassen. Der Mühlenkreis ist handballbegeistert – dies spüre ich jeden Tag bei der täglichen Arbeit. 

Foto: GWD Minden

Wie lebt es sich eigentlich mit der Konkurrenz zum TuS N-Lübbecke? Sie sind dem Verein ja auch eng verbunden, sind mit ihm in die erste Liga aufgestiegen und waren sogar Kapitän.

Die Konkurrenz zum TUS und das Derby sind Teile des Mühlenkreises und deutschlandweit bekannt. Die Emotionen und die Leidenschaft auf dem Spielfeld und in der Halle haben mir immer Gänsehautmomente beschert. Ich werde mein erstes Derby für GWD Minden niemals vergessen. Sicherlich ist meine Vergangenheit besonders, aber auch schon andere Spieler waren für beide Teams aktiv. Ich möchte daher die Kontakte nutzen, um gerade den Umzug nach Lübbecke zum Ende der Saison vorzubereiten.

Beispielsweise wenn Sie wegen des Umbaus der Kampa-Halle in der Merkur-Arena spielen müssen?

Genau. Ab Anfang April haben wir unsere Heimspiele erneut in Lübbecke. Zunächst freuen wir uns aber auf die Zeit in der Kampa-Halle und bereiten uns im Hintergrund auf den Umzug vor.

Aber wie soll denn bei einem GWD-Fan das Gefühl von einem Heimspiel aufkommen, wenn man ausgerechnet in Lübbecke spielt?

Dass das funktioniert, wissen wir ja bereits von unserem letzten Gastspiel in Lübbecke. Wir haben vieles getan, um in der Halle eine GWD-Atmosphäre zu schaffen und haben dafür viel positives Feedback erhalten. Das wollen wir im kommenden Jahr wiederholen.

Sind Sie froh, auf die gesammelten Erfahrungen zurückgreifen zu können?

Selbstverständlich.

Anderes Thema. Reizt es Sie nicht, noch mal selber zu spielen?

Nein, überhaupt nicht. Ich habe eine neue Lebensaufgabe, in die ich 100 Prozent meiner Energie gebe. 

Sie haben ihre Karriere aufgrund einer Verletzung beendet?

Das Risiko einer Verletzung trägt jeder Profisportler. Meine Knieverletzung im Mai hatte keine Auswirkungen, bereits im April wurde meine neue Tätigkeit bei GWD Minden offiziell.

Haben Sie sich selbst bei GWD ins Spiel gebracht?

Als ich davon erfahren habe, dass GWD sich neu aufstellen will, habe ich mich beworben. Ich habe schon während meiner aktiven Spielerkarriere für GWD in der Geschäftsstelle gearbeitet und schon damals gesagt, dass ich hier später weiter tätig sein möchte. Was ich jetzt machen darf, ist mein Traumberuf. Ich musste nicht eine Nacht darüber schlafen, bevor ich zugesagt habe.