Von jetzt auf gleich war alles aus. Mitte März musste die Goethe-Freilichtbühne ihre Probenarbeit für die Stücke „Der kleine Horrorladen“ und „Die Kleine Hexe“ stoppen und wenig später die komplette Spielzeit im Sommer absagen. Ein Schock für alle. Doch trotz Covid 19 steht das Leben auf der Felsenbühne in diesem Sommer nicht still, wie Vorsitzender Andreas Müller verrät.

 

Andreas, plötzlich ist die Saison vorbei – und das schon im März. Das muss doch frustrierend sein.
Natürlich, aber es gab keine Alternative dazu. Wir konnten nicht mehr proben und somit auch nicht mehr unseren Zeitplan einhalten. Dass wir das Abendstück nicht mehr bringen konnten, war uns schon recht früh klar. Gehofft hatten wir noch auf das Kinderstück, aber auch da war uns dann bald klar, dass es nichts wird. Es ist echt schade und alle waren sehr traurig, aber leider ist es nicht zu ändern.

Alle Welt arbeitet jetzt möglichst online. Hättet Ihr nicht auch über Videokonferenzen proben können?
Das haben wir tatsächlich überlegt, aber das funktioniert nicht. Die Inszenierung eines Stückes funktioniert nicht über Computer. So was geht nur bedingt und am Ende kommt auch qualitativ nicht das dabei heraus, was wir wollen. Wir hatten sogar Online- Gesangsproben in den Überlegungen. Das macht aber wirklich keinen Spaß.

Spielt Ihr die Stücke jetzt im nächsten Jahr?
Ja. Alle Mitwirkenden haben zum Glück gleich signalisiert, auch 2021 mit dabei zu sein. Das gilt auch für die Regisseure Werner Pichler (Der kleine Horrorladen) und Marco Knille (Die kleine Hexe) sowie für die musikalischen und gesanglichen Leiter Stephan Winkelhake und Jochen Mühlbach. Auch bei den Verlagen zeigte man sich unbürokratisch. Wir hoffen und gehen davon aus, dass wir nächstes Jahr wieder wie gewohnt auf der Freilichtbühne spielen können.

Was ist mit dem Kinder-Kinderstück Eures Nachwuchses?
Da haben wir immer noch etwas Hoffnung, diese Vorstellungen vielleicht noch im Herbst bringen zu können. Unsere ganz jungen Darsteller waren natürlich besonders traurig, dass sie zurzeit nicht auftreten dürfen. Sollte es in diesem Jahr nichts werden, werden auch diese Termine im nächsten Sommer fortgesetzt.

So ein Lockdown trifft einen Verein auch an anderer Stelle. Ihr konntet Euch ja gar nicht treffen und die Bühne reinigen. Wie sehr hat denn die Natur hier oben zugeschlagen?
Das war schon heftig. Bis in den Mai hinein durften wir hier ja gar nichts machen und das Gras und Unkraut standen schon einen halben Meter hoch. Hier war alles ziemlich stark zugewachsen. Anfangs haben wir dann in ganz kleinen Gruppen gearbeitet. Inzwischen sind ja weitere Lockerungen in Kraft und wir haben die Bühne aufräumen können. Es war beeindruckend, zu sehen, wie stark die Natur ist.

Jetzt ist die Bühne startklar. Und nun?
Es gibt einige Anfragen – besonders von Firmen aus der Region, die zurzeit keine Versammlungen abhalten können. Unsere Bühne ist überdacht und damit auch wetterfest. Drei Veranstaltungen aus der aktuellen Reihe „Pfad der Menschenrechte“ laufen ebenfalls auf der Bühne. Das Impro-Theater „Spek Spek“ gibt Vorstellungen und außerdem richten wir unsere Jahreshauptversammlung erstmals im Zuschauerraum aus.

Und die Schulen nutzen die Bühne für die Verleihung der Abschlusszeugnisse.
Genau. Das haben wir den Schulen angeboten, zu denen wir durch unsere sommerlichen Schulvorstellungen sowieso schon einen sehr guten Kontakt haben. Wir bieten gern unsere Unterstützung an.

Die Bühne hat 648 Plätze. Nach heutigem Stand dürfen 300 Personen hinein.
So viele sind nach dem jetzigen Stand erlaubt. Wir haben eng mit dem Ordnungsamt zusammengearbeitet, um das möglich zu machen. Das Regelwerk mit Abstandsregelungen und Hygienevorschriften umfasst viele Seiten und ändert sich oft. Da muss man sich gut abstimmen, damit nichts vergessen oder falsch gemacht wird.

Die Freilichtbühne hat mehr als 1.000 Mitglieder, davon rund 200 Aktive. Vielen dürfte der Kontakt fehlen. Gibt es da Reaktionen?
Wir waren schon sehr ausgebremst, aber mittlerweile können wir zumindest wieder unsere Vorstandssitzungen abhalten. Natürlich fehlt unseren Mitgliedern die Randkommunikation und viele sind auch traurig. Mein Eindruck aber ist, dass die meisten es akzeptieren, weil unsere Gesundheit wichtiger ist.

Viele Theater-Verantwortliche klagen darüber, dass die Kultur in der Coronakrise zu wenig beachtet wird. Stimmt das?
Kultur gehört zum Alltag dazu und steht auch für Lebensqualität. Ich habe auch das Gefühl, dass darüber in der Coronakrise weniger nachgedacht wurde. Das sollte sich ändern.

Angenommen, die Krise hält bis Winter an. Was passiert mit dem Winterstück?
Da haben wir schon vorgesorgt. Die Inszenierung heißt „Ox und Esel“ – ein Zwei-Personen-Stück. Da stimmen die Abstandsregeln auf jeden Fall. Wir werden übrigens auch versuchen, die ausgefallenen Vorstellungen von unserem Stück „Der Vorname“ zu gegebener Zeit nachzuholen.