Von Carsten Korfesmeyer

Als Stadtmajor will er das Mindener Bürgerbataillon weiter im Netz etablieren und die Präsenz in den sozialen Kanälen ausbauen. Doch vor allem geht es Christian Bremkes um die Nähe zu den Menschen. „Wenn du beim Freischießen mit dem Pferd durch die Stadt reitest und in die vielen glücklichen Gesichter siehst, dann weißt du, dass die Leute dieses Event lieben“, sagt er. Mitte Mai hat der 45-Jährige die Nachfolge von Achim Pecher angetreten, von dessen Führungsstil er sich nach eigenen Worten nicht allzu sehr unterscheide. Trotzdem will er als jüngster Stadtmajor der Mindener Geschichte seinen eigenen Stil prägen. Im Gespräch mit News – Das Magazin spricht der Hahler über seine neue Aufgabe, die er als Teamplayer wuppen will.

Christian, wirst du jetzt überall in der Stadt erkannt?
Sagen wir so: Es passiert jetzt öfter.

Wie wird man überhaupt zum Stadtmajor?
Da gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Du kannst dich auch selbst darum bewerben oder der amtierende Stadtmajor schlägt dich zu seinem Nachfolger vor. Meist wird man aber von den Kompaniechefs vorgeschlagen. So war es bei mir auch und man wird dann vom Stadtoffizierscourps gewählt. Ich musste mich in der Runde persönlich vorstellen und dann gibt es eine geheime Abstimmung. Es geht im Grunde nicht anders zu als bei jeder anderen Wahl auch.

Und was ging dir durch den Kopf, als du gewählt warst?
Ich war ja nicht unvorbereitet, aber es war dann doch emotional. Man könnte es wie eine emotionale Überforderung beschreiben, denn in so einem Moment fragst du dich natürlich zwangsläufig, warum das Bataillon ausgerechtet auf dich setzt. Und die Antwort ist ja, dass man es einem zutraut und davon überzeugt ist, dass ich der Richtige bin.

Und es weckt selbstverständlich Erwartungshaltungen.
Auf jeden Fall. Meine Vorgänger haben das Bürgerbataillon alle auf ihre eigene Weise geprägt. Ich bin der jüngste Stadtmajor, den Minden bislang hatte. Ich werde meinen eigenen Weg gehen und mein Stil ist von dem von Achim Pecher gar nicht so weit entfernt. Ich bin absolut uneitel und mir geht es nicht um Amt und Würde, sondern um die Nähe zu den Menschen. Das ist es, wofür das Bürgerbataillon steht, und das wird so bleiben. Wir gehen mit der Zeit, bewahren aber die Traditionen. Im Bataillon geht es ganz unkompliziert zu. Mich kann jeder jederzeit ansprechen und ich packe immer gerne mit an.

Hat sich seit deiner Ernennung zum Stadtmajor der Umgang mit dir innerhalb des Bürgerbataillons verändert?
Nein, überhaupt nicht. Warum auch? Ich bin seit fünf Jahren dabei und als Adjutant kennen mich im Bürgerbataillon schon alle.

Welche konkreten Ziele steckst du dir?
Das Bürgerbataillon soll sich modern präsentieren und dazu zählt selbstverständlich die Präsenz im Netz. Auf diesem Gebiet wird sich meiner Meinung nach noch einiges tun und deshalb werde ich darauf achten, dass wir beispielsweise in den sozialen Netzwerken auf dem neuesten Stand sind. Dort ist unglaublich viel in Bewegung.

Die größte Veranstaltung des Bürgerbataillons ist das Freischießen. Ich weiß, dass man dort niemals das Wort „Schützenfest“ in den Mund nehmen darf. Warum verbietet sich ein solcher Vergleich eigentlich?
Ganz einfach: Weil er falsch ist. Minden war seit jeher Garnisonsstadt und das Freischießen hat sich aus dieser Tradition entwickelt. Deshalb ist ein Vergleich mit dem Schützenwesen schlichtweg nicht richtig.

Früher wurde der Freischießenkönig ein Jahr von der Steuer befreit.
Ja, das waren Zeiten. Der König musste dann tatsächlich keinerlei Abgaben mehr leisten. Aber so was gibt es natürlich längst nicht mehr.

Man könnte es ja wieder einführen?
Ich glaube, dann würden Zigtausende mehr antreten als heute.

Kritiker sprechen von zu viel militärischer Tradition beim Freischießen und beim Bürgerbataillon. Was sagst du dazu?
Traditionen sind doch nichts Schlimmes. Unser Bataillon hat eine jahrhundertelange Geschichte, die mit der Mindener Stadtgeschichte ganz eng verbunden ist. Damals spielte das Militär in der Bevölkerung eine große Rolle und ich sehe überhaupt keinen Grund, warum die Tradition nicht gelebt werden sollte. Ich denke auch, dass sich die Menschen in dieser Mindener Tradition wohlfühlen. Ich spüre das immer, wenn wir durch die Stadt marschieren. Wenn du beim Freischießen mit dem Pferd durch die Stadt reitest und in die vielen glücklichen Gesichter siehst, dann weißt du, dass die Leute dieses Event lieben. Und zwar genau so, wie es ist.

Das nächste Freischießen ist 2024. Wann starten die Vorbereitungen?
Die laufen in der Tat schon eine Weile. Wir reden beim Freischießen von einer Großveranstaltung und da gibt es allerhand zu organisieren. Natürlich hat sich das meiste mit der Zeit eingespielt, aber es gibt auch genug Dinge, die sonst noch zu beachten sind. Zum Glück haben wir eine ganz tolle Zusammenarbeit mit den Behörden in der Stadt. Und mit den Mindener Pionieren haben wir sowieso schon lange eine lebendige Partnerschaft. Auch von dort gibt es viel Unterstützung.

Gibt’s schon einen Freischießen-Termin?
Ja, das dritte Augustwochenende 2024.

Hast du eigentlich gezögert, bevor du dich als Stadtmajor beworben hast?
Ich habe mir vier Wochen Bedenkzeit erbeten und dann zugesagt. Hinter jedem Funktionsträger steht immer auch eine starke Frau und die hat mich in meiner Entscheidung bestärkt. Als ich ihr irgendwann meinen Entschluss mitgeteilt habe, sagte sie gleich, dass sie niemals bezweifelt hat, dass ich das Amt übernehmen möchte.

Du bist Hahler. Bist du auch Kranzreiter?
Selbstverständlich.

Und auch Handballer?
Nein, ich bin Fußballer und habe früher auch mal in der Bezirksliga gespielt. Inzwischen kicke ich mit ein paar Vereinskollegen vom TSV Hahlen aber nur noch zum Spaß. Immer dienstags. Ich finde das wichtig, weil man beim Sport einfach mal den Kopf frei bekommt. Als Geschäftsführer meines Ingenieurbüros habe ich in der Woche auch so schon viel zu tun. Und seit ich Stadtmajor bin, sind meine Wochenenden zumindest bis zu den Sommerferien alle schon durchgetaktet. Aber ich muss sagen: Mir macht das auch viel Spaß.