Von Carsten Korfesmeyer

Herr Casapietra, Sie sind Opernsänger und treten am liebsten in Kirchen auf. Ihre Lieder haben Bezüge zum Himmel und zu Gebeten. Das klingt alles etwas schwermütig.
Das ist es aber überhaupt nicht. Menschen, die meine Konzerte besuchen, werden gestärkt nach Hause gehen und sich wohlfühlen. Ich greife Themen unseres Alltags auf und versuche, den Konzertgästen die Antworten auf viele Fragen zu liefern. In der Welt gibt es ja genug Probleme. Wir haben gerade erst die Pandemie hinter uns und jetzt belastet uns dieser schreckliche Krieg in der Ukraine. Hinzu kommen noch Energiekrise und Inflation. Das alles belastet die Menschen sehr.

Sehen Sie sich als Ratgeber?
Nein, ich möchte meinen Konzertgästen ein Gefühl der Nähe vermitteln und ihnen auch eine Stimme geben. Sie sollen einfach eine schöne Zeit im Konzert haben und mit einem Lächeln nach Hause gehen. Es sind ja auch nicht nur geistliche Lieder, sondern Songs aller Genres.

Ihr Lebenslauf ist etwas ungewöhnlich. 1970 in Genua geboren, aber in der DDR aufgewachsen. Wie passt denn so was zusammen?
Das ist eigentlich schnell erklärt. Mein Vater Herbert Kegel war ein berühmter Dirigent in der DDR und er hatte sich in meine Mutter (die Sopranistin, Kammersängerin Celestina Casapietra, Anm.d.Red) verliebt. Meine Mutter wählte den damals durchaus ungewöhnlichen Schritt und zog zu ihm nach Ost-Berlin. Kurz vor meiner Geburt war meine Mutter klug genug und reiste nach Italien, wo ich geboren wurde und dadurch auch einen italienischen Pass bekam.

Was vieles für Sie erleichterte.
Auf jeden Fall. Ich hatte auf diese Weise eine Art Diplomatenstatus und konnte beispielsweise problemlos zwischen Ost- und West-Berlin hin- und herpendeln. Das habe ich damals auch immer gerne gemacht. Ich ging in den Westen einkaufen – und danach wieder zurück. Meine Urlaube im Sommer habe ich immer in Italien verbracht. So etwas war für einen DDR-Bürger damals vollkommen undenkbar.

Sie sind sozial engagiert und setzen sich für das jüdische Leben in Deutschland ein.
Richtig. Wer sich einmal mit dem Thema Holocaust beschäftigt hat, wird davon nicht mehr losgelassen. Ich frage mich immer wieder, wie so etwas Entsetzliches in Deutschland passieren konnte. Ich selber lebe im sogenannten Scheunenviertel von Berlin, wo früher viele jüdische Familien lebten. Dort suche ich nach Spuren und berichte darüber. Dieses entsetzliche Leiden darf niemals vergessen werden.

Anfang der 2000er-Jahre moderierten Sie das Sonntagskonzert im ZDF.
Genau und ich war auch in anderen Fernsehproduktionen dabei. Ich habe aber gemerkt, dass mir das nicht so viel bedeutet. Ich sehe mich mehr als Opernsänger und trete am liebsten in den Kirchen auf.

Wie jetzt in Bielefeld.
Und darauf freue ich mich riesig, denn bislang traten wir überwiegend in den östlichen Bundesländern auf. Das motiviert mich zusätzlich und weil jetzt endlich alle Coronabeschränkungen weggefallen sind und ich endlich wieder meinen Beruf ungehindert ausüben kann, bin ich voller Elan. Ich möchte die Herzen der Bielefelder erobern.

 

 

Die schönsten Himmelslieder: Frühlingskonzert mit Björn Casapietra am Sonntag, 14. Mai, in der Altstädter Nikolaikirche Bielefeld

Nach langen Monaten ohne sein Publikum und immer noch beflügelt von der begeistert aufgenommenen „Hallelujah”-Tour, bringt Björn Casapietra nun eine Fortsetzung seiner schönsten Himmelslieder. Die Erfolge seiner letzten Jubiläumstournee „Zehn Jahre Christmas Love Songs“, die Casapietra zusammen mit seinem Publikum in ausverkauften Kirchen und Theatern unter anderem in Leipzig, Görlitz, Stendal, Potsdam, Münster und Berlin feierte, lassen auch 2023 endlich wieder ein volles Haus erwarten. „Ein Konzert, das die Herzen des Publikums berührte”, lautete es in der Presse.

Der Sänger ist seinem Motto über die Jahre stets treu geblieben: Musik muss Herz und Seele berühren sowie Hoffnung und Zuversicht unter die Menschen bringen, besonders in unruhigen Zeiten. Welche Lieder vermögen dies besser, als vertonte Gebete – seit nunmehr 20 Jahren sind sie Teil von Casapietras Charterfolgen. Was mit einem traumhaften „Amazing Grace” begann, gipfelt auf seinem aktuellen Studioalbum in Leonard Cohens „Hallelujah”, einem ergreifenden Himmelslied. Die Lieder des Himmels sollen Casapietras Publikum im Inneren berühren.

Der Tenor überzeugt nicht nur seit Jahren mit seiner musikalischen Darbietung, vielmehr spannt Björn Casapietra mit seiner gefühlvollen Stimme und seinem speziellen und augenzwinkernden Humor einen eindrucksvollen Bogen von der klassisch-geistlichen bis zur weltlichen Musik, und belegt so, dass es keinen Widerspruch zwischen Anspruch und Unterhaltung gibt. In wunderschönen Kirchen und ausgesuchten Häusern umfasst sein Repertoire neben geistlichen Liedern wie „Panis Angelicus”, Mozarts „Ave Verum”, Schuberts berühmtes „Ave Maria” ebenso das weltberühmte „You Raise Me Up”. Aber auch der Sensationserfolg „Gabriellas Song” aus dem mehrfach ausgezeichneten Kinofilm „Wie im Himmel” und das traumhafte „Guten Abend, gut‘ Nacht” von Johannes Brahms stehen auf Casapietras Plan für einen unvergesslichen Konzertabend. Ebenso jiddische Wiegenlieder, italienische geistliche Gesänge, die Vertonung eines der bewegendsten Gedichte der Neuzeit, Bonhoeffers „Von guten Mächten wunderbar geborgen” sowie keltische Gebete an die Natur.