Von Heidi Becker

Internationaler Tag der Bildung ist am 24. Januar. Dazu zählt auch die Berufsbildung. Gerade für junge Menschen, die bald mit der Schule fertig werden, ein spannendes Thema. Der Beitrag erklärt, welche Perspektiven eine Ausbildung bietet, welche Ausbildungsarten es gibt, wie man einen passenden Beruf findet und welche Fristen es zu beachten gilt.

Hintergrundinfo: Tag der Bildung am 24. Januar

Am 24. Januar wird der Internationale Tag der Bildung gefeiert. Der Tag wurde im Dezember 2018 von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen, um an das gemeinsame Bildungsziel der Weltgemeinschaft zu erinnern. Bis 2030 soll eine hochwertige, inklusive und chancengerechte Bildung für Menschen weltweit und ein Leben lang sichergestellt werden (Agenda 2030).

Welche Perspektiven hat man mit einer Ausbildung?

Eine Ausbildung ist der optimale Start in die Berufswelt:

➜ Man kann aus 324 anerkannten Ausbildungsberufen wählen.
➜ Ausbildungen sind in allen Bereichen möglich: Industrie und Handwerk, öffentlicher Dienst, Hauswirtschaft, Landwirtschaft, Seeschifffahrt und freie Berufe.
➜ Für eine Ausbildung braucht man nicht zwingend Abitur.
➜ Durch die Kombination von Theorie und Praxis kann das Gelernte direkt angewendet werden.
➜ Man verdient von Anfang an eigenes Geld (Ausnahme: schulische Ausbildung).
➜ Neben der Ausbildungsvergütung bieten viele Ausbildungsbetriebe weitere Mitarbeitervorteile wie Prüfungsvorbereitung, Jobticket, Fahrtkostenzuschuss, Büchergeld, kostenfreie Getränke, Snacks und Obst sowie Sport- und Gesundheitsangebote.
➜ Eine betriebliche Ausbildung dauert zwischen 2 und 3,5 Jahre. In dieser Zeit sammelt man bereits Berufserfahrung.
➜ Wer sich für eine zweijährige Berufsausbildung entschieden hat und weitermachen möchte, kann sich seine Ausbildung auf eine verwandte 3- oder 3,5-jährige Ausbildung anrechnen lassen und nach 1 oder 1,5 Jahren den nächsten Berufsabschluss machen.
➜ Nach der Ausbildung stehen einem weitere Türen offen, z. B. Direkteinstieg in den Beruf, Weiterbildung, Studium (Vollzeit oder berufsbegleitend).
➜ Die Übernahmequote von Auszubildenden liegt derzeit bei 74 Prozent. Das heißt: Ausbildungsbetriebe bilden verstärkt für den eigenen Bedarf aus und unterstützen ausgelernte Fachkräfte, die weitermachen wollen.
➜ Aufstiegsfortbildungen wie Meister, Techniker, Betriebswirt, Fachwirt und Fachkaufmann bereiten auf größere Aufgabenbereiche mit mehr Verantwortung vor und ermöglichen den beruflichen Aufstieg.
➜ Gut zu wissen: Fortbildungsabschlüsse sind einem Bachelorabschluss gleichgestellt und berechtigen zum Masterstudium; (technische) Betriebswirte sind von vornherein mit einem Masterabschluss gleichgestellt.
➜ Auch Auslandsaufenthalte sind mit einer Ausbildung möglich. Eines der bekanntesten Förderprogramme ist das EU-Programm Erasmus+, das Auszubildenden, Berufsfachschülern und anderen Personengruppen einen Auslandsaufenthalt während der Ausbildung ermöglicht. Die Dauer des Aufenthalts darf ein Viertel der regulären Ausbildungsdauer betragen, bei einer dreijährigen Ausbildung also neun Monate.

Foto: Robert Kneschke – stock.adobe.com

Welche Ausbildungsarten gibt es?

Die betriebliche Ausbildung ist die bekannteste Ausbildungsform und findet an zwei Lernorten statt: im Ausbildungsbetrieb und in der Berufsschule. Daher wird die betriebliche Ausbildung auch duale Ausbildung genannt. Der Unterricht an der Berufsschule erfolgt entweder regelmäßig ein- bis zweimal in der Woche oder als mehrwöchiger Block. Die praktische Ausbildung findet im Ausbildungsbetrieb statt.

Der Weg in eine betriebliche Ausbildung führt über eine Bewerbung beim Ausbildungsbetrieb. Bei Erfolg wird ein Ausbildungsvertrag geschlossen. Ausbildungsbeginn ist in den meisten Unternehmen der 1. August oder September. Gut zu wissen: Die betriebliche Ausbildung wird vergütet und steigt von Lehrjahr zu Lehrjahr. Die Mindestvergütung für das erste Ausbildungsjahr liegt bei 620 €, viele Betriebe zahlen aber mehr.

Neben der betrieblichen Berufsausbildung können Schulabgänger eine vollschulische Ausbildung absolvieren. Diese findet an schulischen Einrichtungen wie Berufsfachschulen, Berufskollegs, Fachakademien oder anderen beruflichen Schulen statt. Die praktische Ausbildung erfolgt im Rahmen von sog. Berufspraktika.

Der Weg in eine schulische Ausbildung führt über eine Bewerbung bei der Schule. Je nach Schule und Beruf brauchen angehende Fachschüler ein Motivationsschreiben und/oder müssen einen Eignungstest machen. Beginn ist meist nach den Sommerferien; einige Schulen bieten einen zweiten Starttermin im Februar oder März an. Im Gegensatz zur betrieblichen wird die schulische Ausbildung nicht vergütet. Je nach Schule kann sogar ein Schulgeld anfallen. Das Schüler-BAföG hilft bei der Finanzierung. Abiturientenprogramme richten sich an Schülerinnen und Schüler mit Hochschulreife. Bei diesen Programmen wird eine Berufsausbildung mit einer Aufstiegsfortbildung kombiniert, weshalb sie auch doppelt qualifizierende Ausbildung genannt wird.

Bei Abiturientenprogrammen im Handel erwerben die Auszubildenden beispielsweise den Berufsabschluss als Kauffrau bzw. Kaufmann im Einzelhandel und den Fortbildungsabschluss HB als Handelsfachwirtin bzw. -fachwirt. Der Ausbilderschein ist häufig auch noch mit drin! Abiturientenprogramme werden vergütet; der Weg führt über eine Bewerbung beim Betrieb.

Das duale Studium kombiniert, ähnlich wie die betriebliche Ausbildung, Theorie und Praxis. Die Theorie wird an einer Hochschule vermittelt, die Praxis im Betrieb. Der Wechsel zwischen Theorie und Praxis erfolgt nach einem bestimmten Modell. Sehr bekannt ist beispielsweise das Blockmodell, bei dem die dualen Studis alle drei Monate die Hochschule besuchen und im Betrieb arbeiten. Das duale Studium wird vergütet und endet mit einem Bachelorabschluss. Schülerinnen und Schüler, die ein duales Studium absolvieren möchten, brauchen als Voraussetzung dementsprechend eine Hochschulzugangsberechtigung.
Der Weg zu einem dualen Studium führt meist über eine Bewerbung beim Betrieb. Der Vertrag ist dann Voraussetzung für die Immatrikulation an einer Hochschule. In der Regel besteht zwischen Betrieb und Hochschule ein Kooperationsvertrag und der Betrieb kümmert sich um die Einschreibung. Es kann aber auch andersherum laufen, sodass man sich zunächst bei der Hochschule bewerben bzw. einschreiben muss und die Hochschule dann einen Praxispartner vermittelt.

Besonderheit ausbildungsintegrierendes duales Studium

Bei diesem Studium erwirbt man gleichzeitig einen Bachelorabschluss und einen Berufsabschluss. Dementsprechend besuchst Du nicht nur die Hochschule, sondern auch noch die Berufsschule. Sowohl Abiturientenprogramme als auch duale Studiengänge (mit oder ohne integrierter Ausbildung) sind sehr anspruchsvoll und verlangen von den Azubis u. a. Motivation, Disziplin, Ehrgeiz, Zielstrebigkeit, Lernbereitschaft und Durchhaltevermögen. Bewerberinnen und Bewerber müssen ihre Eignung deshalb nicht selten bei einem Assessment-Center oder anderen Auswahlverfahren unter Beweis stellen. Tipp: Wer sich gut vorbereiten möchte, findet auf aubi-plus.de/bewerbung/ typische Fragen im Vorstellungsgespräch, Übungsaufgaben zum Einstellungstest und Tipps für das Assessment-Center.

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Wie findet man einen passenden Beruf?

Bei über 300 Berufen den einen zu finden, der am besten zu einem passt, ist eine ganz schön große Herausforderung. Gut, dass es verschiedene Tools gibt, die bei der Suche nach der Nadel im Heuhaufen helfen.

Steckbrief:
Als Erstes kann man sich Notizen in Form eines Steckbriefes machen, ganz ähnlich, wie man es von Freundebüchern kennt. Dieses Verschriftlichen ist für viele bereits ein guter Anstoß zur Selbstreflexion.

➜ Für welche Schulfächer interessiert man sich besonders? Welche Fächer liegen einem? In welchen Fächern macht einem das Lernen Spaß?
➜ Welchen Aktivitäten, Hobbys und Interessen geht man in seiner Freizeit am liebsten nach?

➜ Welche praktischen Erfahrungen konnte man bereits sammeln? Welche Tätigkeiten haben dabei Spaß gemacht und gingen leicht von der Hand? Was hat nicht so gut gefallen?
➜ Gibt es etwas, in dem man so sehr aufgeht, dass man die Zeit vergisst?
➜ Liegen möglicherweise gesundheitliche Einschränkungen wie Allergien oder Ängste vor, sodass manche Berufe von vornherein nicht infrage kommen?
➜ Hat man besondere Eigenschaften und Fähigkeiten? Ein Stärken-Check (s. u.) kann dabei helfen, diese herauszufinden.

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Stärken-Check

Da in jedem Ausbildungsberuf andere Voraussetzungen, Eigenschaften und Fähigkeiten gefragt sind, ist es eine gute Sache, die eigenen Stärken zu kennen. Um diese herauszuarbeiten, kann man sich fragen, wie sehr die nachfolgenden Aussagen auf einen zutreffen.

  • Ich kann auf andere zugehen und sie überzeugen.
  • Ich verstehe mechanische Zusammenhänge und habe ein Gefühl dafür, wie Maschinen aufgebaut sind.
  • Ich kann gut und zielgerichtet mit anderen zusammenarbeiten.
  • Ich gehe auf Fragen ein und höre anderen aufmerksam zu.
  • Ich kann Zusammenhänge schnell begreifen und Folgen daraus ableiten.
  • Ich erledige Aufgaben immer ordentlich, genau und strukturiert.
  • Mir fällt es leicht, mit verschiedenen Werkzeugen unterschiedliche Materialien, wie z. B. Holz, zu bearbeiten und etwas Neues zu schaffen.
  • Mir fällt es leicht, mit Zahlen, Daten und Grafiken zu arbeiten.
  • Ich kann mich gut in andere hineinversetzen.
  • Mir fällt es leicht, neue und auch ausgefallene Ideen zu entwickeln.

Tipp: Häufig weicht das eigene Selbstbild von dem Bild ab, das Eltern, Freunde und Bekannte von einem haben. Deshalb lohnt es sich, ein Fremdbild von anderen einzuholen.
Im Web unter aubi-plus.de/servicebereich/staerken-check/

Berufscheck

Um den passenden Beruf zu finden, sollte man sich Gedanken machen, welche Aufgaben und Arbeitsorte man sich vorstellen bzw. nicht vorstellen kann. Im Netz gibt es dazu verschiedene Berufswahltests. Möchte man lieber Menschen helfen oder mit den Händen etwas erschaffen? Arbeitet man lieber im Büro oder möchte man in seinem Beruf viel unterwegs sein? Liegt einem die körperliche Arbeit mehr als Tüftelei? Wenn man diese und andere Fragen für sich beantworten kann, ist man seinem Traumberuf schon einen großen Schritt näher. Beim Berufstest von AUBI-plus (im Web: aubi-plus.de/berufscheck/) werden beispielsweise zwölf Fragen gestellt und nach deren Beantwortung passende Berufe vorgeschlagen.

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Praxischeck

Das beste Mittel, um herauszufinden, ob einem ein bestimmter Beruf liegt, ist natürlich der Praxischeck, z. B. in Form von Praktika (auch freiwillig!), Ferienarbeiten und Nebenjobs. Wer noch ein bisschen Zeit bis zur Berufswahl hat, sollte diese Möglichkeiten unbedingt nutzen. Auch Aktionstage wie Girls‘ und Boys‘ Day, Schnuppernachmittage und Tage der offenen Tür ermöglichen es Interessierten, Berufe in der Praxis zu erleben und die eigene Berufswahl zu festigen oder auch zu revidieren.

Welche Fristen und Termine muss man beachten?

Die duale Ausbildung beginnt meist zum 1. August oder zum 1. September. Nicht selten werden freie Plätze ein Jahr vor Ausbildungsbeginn ausgeschrieben, manchmal sogar eineinhalb Jahre vorher. Faustregel: Große Unternehmen und Ketten schreiben aufgrund der Anzahl der zu besetzenden Stellen früher als kleine und mittlere Unternehmen aus. Je eher man also nach freien Plätzen sucht, desto größer die Auswahl. Aktuelle Ausbildungsplätze für 2023 und 2024: aubi-plus.de/aktuelle-ausbildungsplaetze/

Doch auch wenn man sich erst spät für eine Ausbildung oder einen bestimmten Beruf entscheidet, wird man noch einen Platz finden. Vielerorts mangelt es an Bewerberinnen und Bewerbern, sodass freie Plätze lange ausgeschrieben bleiben. Manchmal kommt es auch vor, dass Bewerber wieder abspringen und die frei gewordenen Ausbildungsplätze kurzfristig nachbesetzt werden sollen – eine tolle Chance für Kurzentschlossene! Im Gegensatz zu Ausbildungsbetrieben findet man bei den Berufsfachschulen feste Einschreibungstermine, die natürlich eingehalten werden müssen. Am besten informieren sich Interessenten frühzeitig, wann die Bewerbungsfrist endet, denn nach dem Termin werden keine Bewerbungen mehr angenommen.

Autorin: Heidi Becker, AUBI-plus GmbH