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„Ich komme ja wieder“

Nascherei-Chef Tim Schwengel verlässt Minden und geht nach Augsburg. Seine Zeit in Bayern soll allerdings nur begrenzt sein.

Interview Tim Schwengel

Vor vier Jahren hat Konditormeister Tim Schwengel die Nascherei in Minden eröffnet. Der Betrieb läuft rund und als der 30-Jährige seine Fans und Freunde mit der Nachricht konfrontierte, ab Januar in der Chocolaterie Müller in Königsbrunn bei Augsburg tätig zu sein, gab es staunende Gesichter. Über die Gründe seiner beruflichen Entscheidung spricht „Torten Tim“ im Interview mit news – Das Magazin.

 

Tim, du hast uns alle überrascht.
Ja, das weiß ich. Es war auch ein eher spontaner Entschluss, dass ich nach Augsburg gehe. Der Zeitpunkt passte jetzt gut und darüber nachgedacht hatte ich schon längere Zeit. Die Nascherei ist gut aufgestellt und ich will ja auch nicht ewig aus Minden wegbleiben. Ich komme ja wieder.

Wann kommst du denn zurück?
Geplant ist ein Zeitraum von bis zu zwei Jahren. Vom Gefühl her würde ich aber sagen, dass ich früher zurück bin.

Als ich von deinem Rückzug aus der Nascherei hörte, war mein erster Gedanke „Jetzt geht die tragende Kraft von Bord“. Ist das nicht so?
Interview Tim SchwengelJa, das stimmt sicher. Allerdings ist die Nascherei sehr gut aufgestellt und meine Eltern haben alles im Griff. Für die Gäste dürfte sich nichts ändern und sollten alle Stricke reißen, bin ich ja nicht aus der Welt.

Wie haben denn deine Eltern auf deinen Entschluss reagiert?
Sie finden es gut und richtig, dass ich noch ein paar neue Erfahrungen in meinem Beruf sammeln möchte.

Du giltst weit und breit als bester Schokoladen-Kenner. Du hast schon in namhaften Betrieben in München, Köln, Siegen und Bad Oeynhausen gearbeitet. Du bist zwar erst 30, aber was muss man dir noch beibringen?
Also ich kenne den Inhaber der Chocolaterie Müller schon länger und ich muss sagen, dass er wahnsinnig viel von Schokolade versteht. Er kann mir ganz sicher noch einiges zeigen. Schokolade ist ein so weites Feld, in dem sich immer wieder neue Varianten, Ideen und Konzepte ergeben. Gereizt hat mich der Wechsel nach Augsburg aber vor allem deshalb, weil wir in der Nascherei aus unternehmerischer Sicht ein völlig anderes Konzept fahren. Die Chocolaterie Müller kommt noch ganz ohne Internet aus und ist trotzdem so erfolgreich. Ohne Internet geht es aber nicht. Ich habe viel Erfahrung im Bereich Social-Media und kann einiges einbringen.

Warum ist das Internet für eine Konditorei so wichtig?
Es ist das Schaufenster. Früher standen die Torten, Pralinen und andere Kreationen von außen gut sichtbar hinter Glas und die Gäste konnten sich vor Ort einen Überblick über die Angebote machen. Heute ist das anders. Die Menschen informieren sich im Netz und entscheiden sich dann zu einem Besuch. So läuft das inzwischen in nahezu allen Branchen.

Aber ist das Publikum in einer Konditorei nicht eher das ältere?
Klassisch gesehen sicherlich. Und Torten sind überwiegend auch in der Generation 50plus gefragt. Deshalb ist es ja so wichtig, konzeptionell andere Wege zu beschreiten und beispielsweise auch Snacks und andere Gerichte anzubieten. Wichtig ist, immer wieder Neues zu probieren. Das macht attraktiv. Und das funktioniert in der Nascherei ganz ausgezeichnet.

Und auch in der Chocolaterie Müller?
Interview Tim SchwengelDie beiden Betriebe sind in der Tat sehr gut miteinander vergleichbar. Beide befinden sich in Stadtrandlage und von der Größe und Zahl der Mitarbeiter unterscheiden sie sich auch nicht. Anders ist das in der Ausstattung. Die Chocolaterie Müller ist ganz im Hundertwasser-Stil eingerichtet und aus architektonischer Sicht etwas außergewöhnliches.

Jetzt ist Augsburg ja nicht gerade um die Ecke. Von Freunden und den Verwandten bist du räumlich gesehen jetzt weit entfernt.
Stimmt schon. Ich habe jetzt fünf Jahre am Stück in Minden gelebt und gearbeitet. Das ist eine Zeit, in der ich natürlich auch einen Freundeskreis und ein Netzwerk aufgebaut habe. Es ist mir schon bewusst, dass ich nun erst einmal web bin und diese Kontakte nicht mehr so intensiv pflegen kann wie bisher. Aber ich habe ja vor, zurückzukommen – und deshalb ist das alles nur eine Zeitfrage. Und ich bin sicher, dass mein Netwerk hält.

Du bist auch im Round-Table aktiv – einem weltweiten Serviceclub für Männer unter 40. Gibt es einen „Tisch“ auch in Augsburg?
Ja, den gibt es – und ich habe gestern erst an einem Treffen teilgenommen. Es sind zwar weniger Mitglieder als in Minden, aber atmosphärisch hat es auf Anhieb gepasst. Wir haben uns um 18.30 Uhr getroffen und uns dann bis halb elf abends unterhalten. Der Vorteil, wenn man in einer solchen Vereinigung aktiv ist“, ist das schnelle Knüpfen von Kontakten.

Wann bist du das nächste Mal in Minden?
Ich denke, das wird Anfang Februar sein. So genau steht das noch nicht fest.

Und wie verbringst du momentan die Abend?
Langeweile kommt jedenfalls nie auf. Gleich gehe ich zum Beispiel zu einer Veranstaltung von einer Kaffee-Rösterei. Da freue ich mich drauf.