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Holz macht’s möglich

Wohl kaum ein anderes Material ist vielseitiger als dieser nachwachsende Werkstoff. Das alles lässt sich mit ihm machen.

photo by Cabin Rugs on Unsplash

Von Jan Henning Rogge

Ob Beton, Stein-auf-Stein oder Holzrahmenbau: Der krönende Abschluss eines klassischen Hauses besteht aus Holz: Der Dachstuhl bezieht seine Stabilität aus den Eigenschaften dieses natürlichen Rohstoffes und aus dem Können der Zimmerleute, die ihn errichtet haben. Wohl kaum ein anderes Material ist so vielseitig: Tische, Stühle, Fußböden, ganze Häuser können aus Holz gebaut werden. Dabei sieht es in jeder Form gut aus. Es ist leicht zu verarbeiten, dabei als nachwachsender Rohstoff umweltfreundlich und unbehandelt problemlos zu recyceln. Und nicht nur zum Bauen von Gebäuden, Brücken oder Möbeln taugt das Material, auch viele Instrumente werden aus Holz hergestellt.

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Beliebt bei Möbeln

Allgegenwärtig ist der Werkstoff in Form von Möbeln. Dabei wird zwischen Echtholzmöbeln und Möbeln aus funierten Platten unterschieden, deren Hauptbestandteil verklebte Holzspäne oder – besonders im Fall eines schwedischen Möbelhauses – sogar aus stabilisierter Pappe besteht. Beim Regal aus dem Möbelhaus sind es in der Regel Überreste der Holzproduktion wie Sägespäne und Sägemehl, die mit Klebstoffen zu Spanplatten gepresst werden. Furniere, dünne Kunststoff- oder Echtholzschichten werten die Platten optisch auf. Das muss nicht unbedingt schlecht sein: So werden Ressourcen gespart und der Preis bleibt niedrig.

Möbel für die Ewigkeit sind das jedoch nicht: Kratzer, Dellen oder sogar Brüche können bei Möbeln aus solchen Platten kaum repariert werden. Anders sieht das bei Echtholzmöbeln aus. Mit Möbelpolitur lassen sich hier kleine Dellen und Kratzer verstecken, wenn das nicht reicht, können sie abgeschliffen und aufgearbeitet werden. Im schlimmsten Fall können ganze Teile ausgetauscht werden. Dazu kommt: Abgeschliffen und neu lackiert sieht eine alte Kommode schnell aus wie neu. Und mit neuen Türen kann ein alter Schrank schnell wieder modern wirken.

Schöner, stabiler und eine Sache für Generationen sind da meist Echtholzmöbel. Doch die haben ihren Preis, besonders wenn sie vom Tischler kommen. Allerdings bietet der auch individuelle Lösungen: Das Regal für die schräge Nische oder den passgenauen Kleiderschrank für das Schlafzimmer sucht man beim Möbelhaus vergebens.

Foto: Rainer Sturm – pixelio.de

Unterschiedliche Qualitätsstufen

Unterschiede gibt es natürlich auch im Bereich der Holzqualität: Holz ist nicht gleich Holz. Während die schnell wachsenden Nadelhölzer meist günstiger sind, sind sie auch weniger stabil. Meist weisen sie viele Astlöcher auf, was zu einer unregelmäßigen Maserung führt. Höherwertige Holzsorten, die oft im Möbelbau Verwendung finden, sind Buche und Eiche. Die Laubbaumarten wachsen wesentlich langsamer und haben im Stammholz nahezu keine Astlöcher. Ihr Holz ist fester und widerstandsfähiger und deshalb auch teurer.

Welche Holzart für welchen Zweck die beste ist, weiß der Tischler. Doch natürlich kommt es hier auch auf den Geschmack an: Soll die Maserung gleichmäßig oder außergewöhnlich aussehen? Welche Farbe soll das Holz haben? Wie stabil muss es sein? Spannende Akzente können auch mit dem meist deutlich teureren Wurzelholz gesetzt werden: Das knorrige Wachstum verleiht dem Holz eine ganz eigene, meist sehr unregelmäßige Maserung. Und auch einige Obstbaum­sorten kommen im Möbelbau zum Einsatz – sie versprechen spannende Farbakzente.

Doch Holz finden wir auch an anderen Orten: Obwohl Beläge wie Laminat oder PVC in den letzten Jahren immer bedeutender wurden, kommen sie doch nicht an den guten alten Holzboden heran. Ob als Parkett oder Dielenboden, Holz ist und bleibt gefragt. Denn letztlich kann ein guter Holzboden bares Geld sparen: Sind Laminat und Co abgewohnt und durchgescheuert, hilft nur noch: Raus damit und neues her. Selbst ein Fertigparkett kann in der Regel bis zu drei Mal abgeschliffen werden – und hält so bei normaler Nutzung ein Leben lang.

Für Massivholzdielen und Vollparkett ist das kein Maßstab: Sie sind so dick, dass sie bei entsprechender Pflege ein Leben lang halten. Ist der Holzboden versiegelt, ist das die pflegeleichteste Variante. Bei normalem Gebrauch dauert es Jahrzehnte, bis die Schutzschicht erneuert werden muss. Geölte Holzfußböden sollten in regelmäßigen Abständen behandelt werden, um resistent gegen Feuchtigkeit zu bleiben.

photo by Rumman Amin Nyej Nuto HSM on Unsplash

Feuchtigkeit ist größter Feind

Denn die ist der größte Feind des Holzes: Als natürlicher Werkstoff kann Holz Feuchtigkeit speichern und abgeben. Zu viel Feuchtigkeit lässt Holz jedoch aufquellen. Das gilt übrigens auch für Möbel aus Spanplatten. Verschüttete Flüssigkeiten sollten deshalb auf Holzmöbeln und –böden sofort aufgewischt werden.

Geht es um konstruktiven Holzbau sind hingegen Zimmerleute gefragt: Ob Carport, Gartenhaus oder Dachstuhl, die Fachleute wissen, wie mit niedrigem Materialeinsatz höchste Stabilität erreicht wird. Viele ihrer Techniken werden seit Generationen überliefert und Zeugnisse ihrer Fertigkeiten haben schon Generationen überdauert: So mancher Dachstuhl auf Kirchen oder die tragenden Konstruktionen von Fachwerkhäusern stehen seit Jarhunderten, ohne dass auch nur ein Nagel oder gar eine Schraube auf Metall verbaut wurde.

Als nachwachsender Rohstoff erfreut sich Holz inzwischen auch wieder vermehrt im Hausbau großer Beliebtheit. Mit dem Holzrahmenbau hat der alte Werkstoff inzwischen seinen Platz beim Bau von Niedrigenergiehäusern gefunden, Dämmplatten aus Holz können inzwischen bei Wärmedämmverbundsystemen locker mit chemisch hergestellten Baustoffen wie Styropor mithalten.

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