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Hochzeit und dann? Beziehungstipps für Paare

Tipps von Eurer Eventplanerin und Hochzeitsrednerin Melina Hildebrandt 

Foto: Priscilla du Preez on Unsplash

Kaum ist die lang im Voraus geplante Hochzeitsfeier vorbei und die Sonnenbräune der Flitterwochen verblasst, da fallen einige Paare zurück in die Regungslosigkeit des Alltags. Rückblickend sieht man eine nervenaufreibende Vorbereitungszeit, Monate geprägt von detailverliebtem Hochzeitsstress, Terminabsprachen, Ablaufgesprächen, eine Entscheidung nach der anderen musste gefällt werden und dabei immer die leise Sorge im Hinterkopf, ob denn das Wetter am Hochzeitstag überhaupt mitspielen wird.

Plötzlich sind ein paar Wochen nach der Hochzeit alle Sorgen wie weggefegt und die Frage kommt auf, was man mit der vielen Freizeit nun anfangen soll. Die Idee folgt auf dem Fuße: Ein neues Projekt muss her. Wie wäre es mit dem Abhaken der nächsten Meilensteine, wie dem Hauskauf? Und mit der Aufgabe der Kinderplanung wird uns sicher nicht langweilig. Der neue Job kann jetzt auch endlich in den Fokus gerückt werden, denn das Karrieretreppchen hat noch einige Sprossen nach oben frei. Kann man machen. Klingt jedoch neutral gesehen nach einer Menge Arbeit. Bleibt da noch Zeit für Euch als Ehepaar? Projekte sind jedenfalls immer eine gute Methode, um sich sinnvoll und ehrgeizig neuen Zielen zu widmen. Ob Projekte für sich allein oder als Team, wie die Gestaltung des Eigenheims.

Doch wer zurückschaut auf die Planungsphase der Hochzeit, gerade auf die letzten Wochen, der erlebt höchstwahrscheinlich einige Stressmomente, die sich in den neuen Projekten unvermeidbar eines Tages wiederfinden werden. Was mich dabei noch mehr als der Stress stört, ist, dass der Blick dabei immer auf den Projekten selbst liegt. Was in den Jahren der Ehe dadurch viel zu kurz kommt, ist der Blick auf den Partner und die Partnerin. Das Gefühl fürs Sein, als Mensch und als Paar. Wer kennt nicht die Aussagen „Die Kinder haben mich heute komplett auseinandergenommen“, „Ich bin platt“, „Durch die Jobs sind wir abends zu müde“, „Der Hausbau raubt uns jegliche Energie“. Gehetzt und getrieben jagen wir durchs Leben. Eigentlich soll doch die Lebensplanung Spaß machen. Stress gehört selbstredend dazu, dennoch kann man sich verlieren, wenn man das aus den Augen lässt, was uns am wichtigsten war, als wir uns ansahen, am Tag der Hochzeit, und uns versprachen, füreinander da zu sein und aufeinander achtzugeben.

Langjährige Beziehungen muss man pflegen lernen. Den Blick füreinander zu behalten, muss man lernen. Der Pflege der Partnerschaft wird nicht oft Beachtung geschenkt. Schade, denn neben Haus und Job ist das Miteinander doch unabdinglich, damit der Rest ebenso gut funktionieren kann. Ich denke, genau das sind die ersten Schritte in der Ehe. Nehmt Euch Auszeiten, gezielt und mit Bedacht. Eine Beziehung wird gestärkt durch die kleinen und schönen Momente der Jahre, damit die schweren Phasen für Euch tragbar sind. Macht Euch Gedanken darüber, wie Ihr Situationen und Augenblicke schafft, die Euch Freude bringen und Ihr dabei kompromissbereit auf die Bedürfnisse Eures Miteinanders eingehen könnt. Wie Ihr das anstellt? Hier ein paar Ideen für Euch.

Eine Frau steht auf einer Wiese und lächelt in die Kamera
Eventplanerin und Hochzeitsrednerin Melina Hildebrandt. Foto: Ingo Dammasch Fotografie

We-Time

Findet eine feste Zeit für Zweisamkeit. Wie wäre es jeden Mittwochabend? Dann wird das Abendessen zelebriert, mit Kerzen und netter Musik. Oder jeden zweiten Samstag? Essen gehen und danach Spieleabend nur zu zweit. Sonntag Vormittag mit Frühstück im Bett und Kuscheln? Wichtig ist dabei, sich Zeit zu nehmen für Gespräche und eine gute und ausgiebige Paarzeit. Hier zählt die Routine, denn wenn man dafür sorgt, dass die We-Time immer durchgezogen wird, gehört sie irgendwann zum Glücklichsein dazu.

Paarprojekte

Projekte sind, wie erwähnt, mit der passenden Grundidee, eine prima Sache. Wie wäre es mit einem Paarprojekt? Ein gemeinsamer Kochkurs stärkt das Teamgefühl und schmeckt dazu noch hervorragend. Habt Ihr mal einen Tanzkurs gemacht? Glaubt mir, es macht so viel Freude, auch wenn man denkt, eher für zwei linke Füße bekannt zu sein. Die Standardtänze durchzuprobieren, lässt Euch danach bei jeder Party glänzen. Ihr möchtet Abenteuer? Wie sieht es mit Bungee­springen aus? Wem das zu viel ist, der lädt sich einfach die Geocaching-App herunter, spaziert gemeinsam in der Natur herum und arbeitet die Geocachingpunkte auf der Deutschlandkarte ab.

Alltagsurlaub

Zwei Wochen All-in ist nicht jedermanns Sache, sowohl vom Prinzip als auch vom passenden Geldbeutel her. Doch gerade im Urlaub schaltet das Stresshormon ab und macht Platz für eine Schar an Glückshormonen. Die meisten von uns sind vielleicht einmal im Jahr unterwegs und das Warten darauf fühlt sich immer an wie das Warten auf Weihnachten, wenn man sechs Jahre alt ist. Unaushaltbar.

Sucht Euch einen Urlaubsanker für den Alltag. Eine Entspannungsoase, in die Ihr Euch zusammen flüchtet, wenn der Alltag wieder unerträglich wird. Wie wäre es mit der Sauna oder eine Stunde in den Whirlpool. Bei einer ausgiebigen Paarmassage gelingt es auch, kurz mal abzuschalten. Oder alle drei Monate einen Kurztrip planen mit Bed and Breakfast, Sightseeing oder einer entspannten Wandertour.

Tiefgründig

Kommunikation ist alles für eine intakte Beziehung. Das höre ich von Paaren, die mehr als 25 Jahre zusammen und glücklich sind. Über Probleme offen sprechen zu können, das sollte eine Grundvoraussetzung sein. Was schwerfällt oder kaum beachtet wird, ist Lob und Anerkennung. Warum? Ich verstehe es auch nicht. Jeder freut sich über liebe Worte und Lob. Sagt Euch doch mal, abends bei einem Glas Wein, was Ihr an dem anderen schätzt. Was er oder sie Euch bedeutet. Wofür Ihr Eurem Partner dankbar seid.

Diese Fragen stelle ich jedem meiner Paare und häufig bekomme ich zur Antwort „Darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht“. Aber eben diese Worte sind wichtig, sie zu sagen, nicht zu denken. Wir halten vieles für selbstverständlich, nach dem Motto: „Er weiß, wie wichtig er für mich ist“. Kann sein, aber sag es ihm doch mal ganz offen. Er wird sich freuen. Und sie genauso.

 Liebesbriefe

Wer schreibt sich schon Liebesbriefe? Eben! Darum geht es ja. Schreibt euch einmal im Jahr, vielleicht zu Silvester, einen Liebesbrief. Der muss nicht schnulzig sein, kann er aber. Emotionen sind wichtig und nicht nur die Emotion „Rührseligkeit“. Was Euch am meisten verbindet, sind der Spaß und das Lachen. Lasst das letzte Jahr Revue passieren. Was ist passiert? Was bleibt Euch lustig in Erinnerung und was war die absolute Katastrophe? Wie hat Euer Partner dazu beigetragen, dass das Jahr wieder eins der schönsten gemeinsamen Jahre wurde? Und was erhofft Ihr Euch für das kommende Jahr? Schreibt es auf und um Mitternacht dürft Ihr Eure Briefe dem anderen gerne vorlesen. Ich verspreche Euch, das sind Momente, die Euch noch näher zusammenbringen werden und auf die Ihr Euch jedes Jahr erneut freuen dürft.

Verliert Euch nicht, das wünsche ich Euch für die Ehe. Alltagsroutine ist toll, wenn man eine gemeinsame daraus macht. Ich würde mal behaupten, so gut wie jedes Paar wird nach der Hochzeit gefragt „Und, wie fühlt sich die Ehe an?“. Die meisten entgegnen „Nicht anders als die Zeit davor“. Ich sage, macht es doch einfach anders als die anderen. Sucht und entdeckt Euch immer wieder neu und genießt die Augenblicke, die Ihr für euch mit Liebe und Hingabe selbst erschafft.

Auf eine lange und glückliche Ehe!

Eure Hochzeitsplanerin und Hochzeitsrednerin Melina
www.instagram.com/melina_evyevents